Ein Gastbeitrag von  Anja Çakmak

Anja Çakmak

Wie intensiv sich Unternehmen derzeit mit dem Thema Social Media im Recruiting- und Personalmarketing beschäftigen und welche Unsicherheit im Bezug auf Personalmarketing 2.0 herrscht,  wurde auf der Zukunft Personal in Köln vom 12. bis 14. Oktober 2010 allzu deutlich. An allen drei Messetagen gab es zahlreiche Podiumsdiskussionen und Vorträge zu unterschiedlichen Aspekten der Nutzung von Web 2.0-Instrumenten im HR-Bereich. Alle Veranstaltungen rund um XING, LinkedIn, Facebook, Twitter & Co. waren überdurchschnittlich gut besucht, viele sogar überfüllt. Das zeigt eindeutig: Personaler könnten sich dem Web2.0-Hype nicht entziehen. Sie wollen mitmachen, Social Media-Kanäle im Kampf um die Talente nutzen – und überhaupt: Man will schließlich  auf der neuen Spielwiese dabei sein, da sich die Wettbewerber dort auch schon tummeln. Aber wie macht man es richtig?

Große Unsicherheit herrscht bei den Personalmarketing- und Recruitingverantwortlichen. Wie nutzt man  die weitgefächerten Kanäle und Instrumente des Web 2.0 als Unternehmen richtig? Sollte man möglichst viele bedienen? Ist es für KUM sinnvoll, auch dabei sein, oder ist das nur etwas für die „Großen“?  Wer soll in kleinen Personalabteilungen das Bloggen und Twittern übernehmen, wer die Facebook- und XING-Seiten redaktionell betreuen? Denn Web 2.0 bedeutet schließlich Echtzeit-Kommunikation. Oder reicht es aus, einmal wöchentlich ein CI-konformes und mit der Unternehmenskommunikation abgestimmtes Artikelchen in das Unternehmensblog einzustellen? Und wie unangenehm, wenn User kritische Kommentare  im Unternehmens-Blog  posten, schließlich will man doch die Arbeitgebermarke positiv pushen. Wie kann der verantwortliche Blogger oder Social Media-Anwender im Unternehmen sicher sein, dass er im Sinne seines Arbeitgebers kommuniziert? Schließlich will niemand ein Karriere-Eigentor schießen. Soll er auch nachts noch aktuelle Fußballergebnisse posten?

Prof. Dr. Christoph Beck, FH Koblemz
Prof. Dr. Christoph Beck, FH Koblemz

Mut zur Lücke und Gelassenheit empfiehlt Personalmarketing-Experte Prof. Dr. Christoph Beck den teilnehmenden Personalern einer Podiumsdiskussion auf der Zukunft Personal am 13. Oktober. Social Media im Personalmarketing steckt noch in den Kinderschuhen. Das belegt auch die Studie zu Social Media-Aktivitäten von 110 DAX-, MDAX- und TecDAX- Unternehmen, die Christoph Beck zusammen mit Gero Hesse, Senior Vice President HR Services bei der Bertelsmann AG, im Zeitraum zwischen Juli und September 2010 durchführte.

Christoph Beck sieht Social Media als revolutionäre Bereicherung des HR-Skillsets, welches Unternehmen zum ersten Mal ermöglicht,  ungezwungenem Rahmen und mit geringem Kostenaufwand  Employer-Branding-Botschaften zu verbreiten und in einen echten Dialog mit unterschiedlichen  Zielgruppen zu treten. In Blogs, XING, Twitter und Facebook  können authentische Botschaften über Unternehmenswerte, Personalentwicklungsangebote, interne Kommunikationsstrukturen und das Arbeitsumfeld schnell und unkompliziert kommuniziert werden.

Marc-Stefan Brodbeck

Viel wichtiger als Perfektion, findet Marc-Stefan Brodbeck, der bei der Deutschen Telekom AG für den Bereich Recruiting & Talent Service Verantwortliche und Teilnehmer der Expertenrunde, die „gigantische Chance“ für die Personalabteilungen, Social Generated Content zu verbreiten, ohne diesen mit der Unternehmenskommunikation abstimmen zu müssen. Natürlich gibt es immer auch kritische oder gar abwertende Kommentare von Usern. Dem gegenüber stehe aber der große Vorteil, dass die User von Unternehmensblogs und Social Media-Kanälen mit dem Unternehmen und nicht über das Unternehmen sprächen. Die Deutsche Telekom AG setzt jedenfalls auf Personalmarketing 2.0 und ist laut  Studie das Unternehmen, das Social-Media-Aktivitäten am effizientesten nutzt. Für wichtig halten die Experten, nicht möglichst viele Social Media-Kanäle zu nutzen. Nachhaltigkeit und Regelmäßigkeit ist wichtiger als Masse, Personalmarketing 2.0 lebt vom Dialog.

In einem waren sich alle drei Experten einig:  Social-Media-Aktivitäten in der Personalarbeit stecken zwar noch in den Kinderschuhen, werden bisher hauptsächlich für das Employer Branding genutzt und nur marginal für das Recruiting.  Aber mitmachen müssen über kurz oder lang alle Unternehmen, denn statistisch gesehen ist schon jetzt jeder siebte Erdenbürger ein Facebook-Mitglied.

von  Anja Çakmak

Zukx – Campus 2 Company
Die Schnittstelle zwischen Campus und Unternehmen

www.zukx.de

1 Comment

  • Social Media ist lediglich der in der Netz verlegte Marktplatz des Mittelalters! Doch muss der Manager von heute, der selten an der Basis zu sehen ist, noch direkt mit den Kunden interagiert, eine gehörige Portion Gelassenheit und Loslassenkönnen mitbringen 😉

    Zuhören ist der erste Schritt, und dazu einfach sich im Netz als Privatmann/-frau zunächst präsentieren und lesen, erspüren und dann ins Gespräch kommen.

    Sie werden sehen es ist einfacher als gedacht. Auch Radfahren oder Autofahren hat uns mal Angst gemacht, als wir klein waren und die anderen es schon konnten. Hier ist es nicht anders.

    Sonntägliche Grüße aus dem schönen Dresden, wo Zukunft seit über 450 Jahren gestaltet wird

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert