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Jobware zurück in Mutter Google’s Schoß

Dr. Randolph Vollmer

28.2.2006 [ghk]. Entspannung in Paderborn: Dr. Randolph Vollmer, Geschäftsführer des  ostwestfälische Online-Stellenmarkt Jobware konnte am vergangenen Wochenende erleichtert aufatmen, als er auf seinem Handy eine SMS-Nachricht empfing.

Die knappe Meldung signalisierte, daß Jobware nach mehreren Wochen Abstinenz wieder in die Google-Suchmaschine aufgenommen worden ist. Von dort wurde Jobware, zusammen mit einigen namhaften Konzernen wie BMW oder dem japanischen Druckerhersteller Ricoh verbannt, weil diese Firmen mittels Suchmaschinen-Spamming versucht hatten, die Rangfolge bei den Trefferlisten des Suchmaschinen-Monopolisten zu beeinflussen. Das entsprach nicht dem Motto des Google-Konzerns („Tu nichts Böses“) und war eigentlich verboten – aber erst der publizitätsträchtige Rauswurf aus dem Goggle-Index sorgte für Aufsehen in der Cyberwelt. (Siehe auch den  Crosswater-Bericht „Elchtest: Google kippt Autobauer, Druckerfabrikant und Karriereportal“). Während die großen Konzerne BMW und Ricoh es schnell innerhalb von zwei Tagen schafften, mittels eines „Re-Inclusion-Requests“ wieder in den Google-Index aufgenommen zu werden – vermutlich mit tatkräftiger Hilfe von Googles Anti-Spam-Team um Matt Cutts – dauerte es für die Jobware-Betreiber etwas länger. Andere Webportale, wie z.B. automobile.de, mussten sogar über 6 lange Wochen warten, bis sie wieder durch den Suchmaschinen-Giganten aus Kalifornien gefunden werden konnten.

Eigentlich könnte dieses Thema schnell als ein „Katz-und-Maus-Spiel“ der Cyber-Technokraten abgehakt werden, gäbe es nicht die mittlerweile dominante Marktstellung von Google. In Europa erreicht Google einen Marktanteil von über 80%, in den USA werden immerhin über 50% aller Suchmaschinen-Abfragen über Google abwickelt, sehr zum Leidwesen der Wettbewerber wie Yahoo!, MSN oder A9. Und Google hat diese Marktposition geschickt genutzt, um die Trefferlisten ihrer Suchanzeigen mittels zahlreicher Werbeprogramme (Google AdSense, Google AdWords) zu klingender Münze zu machen. 6580 Mitarbeiter des Google Konzerns erzielen knapp 1 Million Dollar Umsatz pro Kopf. Das Geschäftsmodell A B C (A=Advertising, B=Besucherfrequentierung, C=Content) wurde von den Kaliforniern in genialer Weise verfeinert. Der Content wird von Milliarden Webseiten quasi kostenlos für die Indizierung der Suchmaschine zur Verfügung gestellt, die präzisen Trefferlisten nach dem Popularitäts-Ranking von Google verhelfen zu einer hohen Besucherfrequentierung der Google-Webseiten. Das reicht allemal aus, um mit differenzierten Anzeigen-Programmen Werbeumsätze in Milliardenhöhe zu erwirtschaften. Eigentlich ein Musterbeispiel für die Müntefering’sche Heuschreckendiskussion – aber so weit hatten die Polit-Ghostwriter des damaligen SPD-Vorsitzenden nicht gedacht.

Monopol und Menschenrechte

Google will sich aber nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, schon sind mit Google Base neue Werbe- und Suchprogramme konzipiert, um den weltweiten Online-Anzeigenmarkt in das Visier der Such-Roboter zu bringen. Ob dies auch Auswirkungen auf den Markt der Jobbörsen hat, bleibt abzuwarten.

 

Entspannung im Hotel The Eagles “Hotel California”: Kultsymbol einer Life-Style-Epoche Gemälde von Chris MacClure.

Die Monopol-Stellung von Google hat aber auch ihre Schattenseiten, wenn es denn um die politische Meinungsfreiheit und die Menschenrechte geht. So sind beispielsweise französische oder deutsche Webseiten mit Inhalten, die durch die jeweiligen nationalen Gesetze verboten sind, aus dem Google-Index verbannt. Und erst vor kurzem bekannte sich Google zum Grundsatz, daß das Geschäftemachen wichtiger als Meinungsfreiheit und Menschenrechte sind und willigte in ein Zensur-Verfahren ein, das die Volksrepublik China ihrer Cyber-Welt im Reich der Mitte verordnete.

Abhängig vom Google Kult

Die hohe Akzeptanz der Google-Suchmaschine hat mittlerweile fast schon einen Kult-Status erreicht, wurde der Begriff „googeln“ doch schon in das Duden-Wörterbuch aufgenommen – und noch steht die Auseinandersetzung der Rechtschreibreformkommission aus, ob man das sinnvoller weise als „googeln“ oder „gugeln“ bezeichnen sollte.

Ähnliche Kult-Zustände ist man aus der Welt der Rockmusik von den Beatles, Eagles oder Pink Floyd gewohnt. Und mit ihrem Hit „Hotel California“ haben die Musiker der Eagles den Zeitgeist der Epoche getroffen, als sie den Refrain „This could be Heaven or this could be Hell“ sangen.

Was heute der Kult der Cyberwelt ist war früher das Lebensgefühl der Rock-Generation. Und auch für das Phänomen der Life-Style-Abhängigkeit fanden die Eagles treffende Worte:

 

 

„Last thing I remember, I was
Running for the door
I had to find the passage back
To the place I was before
‚Relax,‘ said the night man,
‚We are programmed to receive.
You can check-out any time you like,
But you can never leave!“

 

Und so wiederholt sich die Geschichte um den Kult der Rock-Musik und den Kult der Cyberwelt. Auch Online-Stellenmärkte sind dem Google-Kult verfallen. Dr. Vollmer kommentiert den Fall Google „Die Präzisierung des Google-Reglements wäre wünschenswert“. Er möchte damit diese Episode schnell abhaken und sich wieder dem eigentlichen Geschäft widmen.

 

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