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Frauen-Anteil in der Regierung: Besser als Wirtschaft, schlechter als gefordert

Kienbaum-Studie zu Frauen in Führungspositionen der Bundesregierung

Thorsten Alsleben

Berlin. Die Bundesregierung erreicht die in der Politik geforderten Quotenvorgaben von 30 bis 40 Prozent für Frauen in Führungspositionen selber nicht. Laut einer aktuellen Studie der Unternehmens- und Personalberatung Kienbaum mit dem Titel „FRAUEN – MACHT – REGIERUNG“ erreichen Kanzleramt und Ministerien bezogen auf alle Führungskräfte insgesamt einen Frauenanteil von knapp 25 Prozent. Wenn man nur die oberste Führungsebene (Kanzlerin, Minister, beamtete Staatssekretäre) betrachtet, beträgt der Frauenanteil 29 Prozent. In Bezug zu ihrem Anteil an den Beschäftigten sind Frauen in allen Ministerien in den Führungsetagen unterrepräsentiert.

 

Allerdings gibt es auch positive Entwicklungen: Alle Ministerien haben den Anteil der Frauen in Führungspositionen in den letzten Jahren erhöht. Insgesamt ist der Anteil höher als bei jeder anderen Bundesregierung zuvor. Und wenn man sich auf die erste Führungsebene beschränkt, hat die Bundesregierung mit 29 Prozent einen deutlich höheren Frauenanteil als die Wirtschaft mit 20 Prozent (Quelle: Statistisches Bundesamt), und erst recht als die DAX-Vorstände mit nur 4,3 Prozent (Quelle: Kienbaum-Auswertung der Geschäftsberichte).

 

Vorbildliche Ressorts

Zwischen den einzelnen Ressorts gibt es große Unterschiede: Die meisten Frauen in Führungspositionen hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) von Ministerin Kristina Schröder: Dort beträgt der Anteil 50 Prozent. An zweiter Stelle kommt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit 43 Prozent und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 41 Prozent.

 

Frauen-Führungs-Quotient zeigt: Frauen überall unterrepräsentiert

Ob Frauen entsprechend zu ihrem Anteil an den Beschäftigten auch in den Führungsfunktionen eines Ressorts vertreten sind, zeigt der von Kienbaum entwickelte Frauen-Führungs-Quotient. Wenn der Anteil der Frauen in Führungspositionen genau ihrem Anteil an der Beschäftigtenzahl entspricht, beträgt der Quotient 1. Dies wird von keinem Ministerium auch nur annähernd erreicht. Das heißt, in allen Ressorts sind weibliche Führungskräfte unterrepräsentiert. Am besten schneidet das Haus von Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel ab: Sein Ministerium erreicht einen Quotienten von 0,78.

 

Schlusslicht: Bundesministerium der Verteidigung

Das Schlusslicht in den meisten Kategorien ist das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg): Es hat auf allen Hierarchieebenen die geringsten Frauenanteile in der gesamten Regierung. Selbst wenn man berücksichtigt, dass der Frauenanteil an den Beschäftigten im BMVg geringer ist als in den anderen Ressorts, sind trotzdem die Frauen in Führungspositionen noch deutlich unterrepräsentiert: Von 100 Beschäftigten sind 28 Frauen, aber von 100 Führungskräften sind nur acht weiblich. Allerdings: Immerhin konnte das BMVg gegenüber 2009 seinen Frauenanteil an Führungspositionen um mehr als sechs Prozent steigern.

 

Fördern Frauen Frauen?

Es gibt einen Zusammenhang zwischen Frauen an der Ressortspitze und dem Anteil von Frauen an Führungspositionen. Wenn es innerhalb der letzten 15 Jahre die meiste Zeit eine weibliche Hausleitung gab, liegen diese Ressorts beim Anteil der Frauen an allen Führungspositionen eher vorne als vorwiegend oder ausschließlich männlich geführte Häuser. Für die erste und zweite Führungsebene (Abteilungsleiter aufwärts), also dort, wo der Einfluss der Hausleitung auf die Stellenbesetzung am größten ist, gilt: Die Wahrscheinlichkeit für einen höheren Frauenanteil in den oberen Führungsebenen steigt, wenn das Ressort von einer Frau geführt wird.

 

Regierung in Teilen besser als Wirtschaft

Für  Kienbaum-Hauptstadt-Repräsentant Thorsten Alsleben zeigt die Studie zweierlei: „Die Bundesregierung kann bei der Frauenförderung Erfolge vorweisen und ist in Teilen weiter als die Wirtschaft.“ Aber die Regierung erfülle selbst noch nicht die Erwartungen, die einzelne Politikerinnen aus der Koalition an die Wirtschaft richten: „Bevor die Politik mit Frauenquoten die wirtschaftliche Freiheit von Unternehmen gesetzlich einschränkt, sollte sie erst mal selbst dafür sorgen, dass in ihren eigenen Führungspostionen Frauen stärker vertreten sind.“

Der vollständige Ergebnisbericht steht für Sie im Download-Center unter www.kienbaum.de zum Download bereit. Für weitere Informationen: Thorsten Alsleben, Fon: +49 30 880198-80, hauptstadtrepraesentant@kienbaum.de.

 

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