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Leonardo-Preisträger Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger: Wissen und Weiterbildung international und interdisziplinär aufstellen

Hans-Jörg Bullinger

Köln. Der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger, erhält den Leonardo – European Corporate Learning Award 2012 in der Kategorie „Thought Leadership”. Der Preis ehrt Persönlichkeiten, die in ihren Innovationsbestrebungen Wert auf intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum für Europa legen. Die Initiatoren des Preises zeichnen damit auch Prof. Bullingers Engagement für neue Technologien in betrieblicher Weiterbildung und Wissensmanagement und deren Verknüpfung mit einer modernen Führungskultur aus.

 

Das Wirtschaftsprogramm „Europa 2020“ der Europäischen Union möchte ein „intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum“ schaffen, das die nationalen und europäischen Wirtschaftsräume besser koordiniert. In  diesem Geist sieht sich auch der Leonardo Award – insbesondere in der Kategorie „Thought Leadership”. „Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger hat als Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft viele Projekte mit Relevanz für das Corporate  Learning auf den Weg gebracht, an denen sich Wirtschaftsakteure und auch die Zivilgesellschaft in Europa orientiert haben“, begründet Günther M. Szogs, „Secretary“ des Leonardo Advisory Board, die Entscheidung für den Fraunhofer-Präsidenten.

 

Prof. Bullinger sei ein Zukunftsgestalter in bester Leonardo-Manier, da er für innovative Entwicklungen Freiräume schaffe, verantwortungsvolle gesellschaftliche Nutzung erschließe, dabei aber auch den unternehmerischen Erfolg  nicht aus dem Auge verliere. Zudem habe das international besetzte Advisory Board beeindruckt, wie er auf eine Kombination von Wissensmanagement und Weiterbildung setze. „Auch der erste Preisträger des Leonardo Jacques Delors hat genau dies immer wieder betont – im Sinne des Vier-Säulen-Modells für Bildung, das er als Unesco-Chairman für die Bildung im 21. Jahrhundert vertreten hat: Learning to know, Learning to do, Learning to live  together und Learning to be“, so Leonardo-Sekretär Szogs.

Lebenslang lernen – europaweit

„Wir alle bejahen die Idee vom lebenslangen Lernen. Aber wir nehmen sie dennoch zu wenig ernst“, ist Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger überzeugt. Um intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum zu erreichen, müsse  lebenslanges Lernen viel stärker an betriebliche Aufgaben gekoppelt sein. „Betriebliche Weiterbildung dürfen wir uns nicht wie eine Schulklasse in einem abgeschlossenen Raum vorstellen, sondern viele der Lernprogramme  finden unmittelbar in der echten Arbeitsumgebung statt“, so der Preisträger. Betriebliche Weiterbildung sei eine zentrale, integrale Aufgabenstellung für Vorgesetzte und „kein Anhängsel von Führung“.

 

Zudem müsse Bildung stärker europäisiert werden. Um das Studium über Grenzen hinweg zu gewährleisten, seien Bachelor- und Masterprogramme ein erster Schritt. Aber auch die Ausbildung müsse europaweit möglich sein – etwa durch verstärktes Engagement in der sprachlichen Weiterbildung. Gegenüber asiatischen, osteuropäischen und lateinamerikanischen Wettbewerbern gelte es in Europa an Innovationstempo zuzulegen. „Wir sind in  Deutschland noch viel zu national aufgestellt.“ Deshalb habe er auch großen Wert darauf gelegt, die Fraunhofer-Gesellschaft stärker zu internationalisieren.

Mitarbeiter interdisziplinär vernetzen

Neben einer länderübergreifenden Sicht auf Wissen und Lernen steht der Leonardo Award auch für die Verknüpfung von verschiedenen Disziplinen der Forschung. „Als wir vor 20 Jahren am Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO damit begonnen haben, die Arbeitsstrukturen neu auszurichten und den Bereich Arbeitspädagogik aufzubauen, haben wir auch Pädagogen, Soziologen und Psychologen dazu genommen – die ganzen  „Schwätzer“, wie wir unter Ingenieurskollegen gern gesagt haben“, erzählt Bullinger. „Wir haben gemerkt, dass wir sie brauchen, wenn wir eine andere Arbeitsstruktur einführen und die Beschäftigten befähigen wollen, mit neuen Anforderungen fertig zu werden.“ Bis heute habe das IAO diese Struktur beibehalten: ein Drittel Ingenieure, ein Drittel Betriebswirte und ein Drittel Sozialwissenschaftler.
Deren Vernetzung und transdisziplinäre Kooperation seien allerdings kein Selbstläufer. Heute gingen viele Unternehmen davon aus, dass Social Media dafür genügend Anschubhilfe leiste – doch das Web 2.0 allein reiche nicht aus.

 

„Wir haben bei Fraunhofer Social Media eingeführt, weil es Begegnungschancen schafft. Was wir aber darüber hinaus brauchen sind Zusammenarbeitschancen“, fordert Bullinger. Social Media sei lediglich eine Plattform, um  interessante Partner kennenzulernen. Damit sich daraus Zusammenarbeitsformen ergeben, bedürfe es einer entsprechenden Unternehmenskultur.

Der Chef weiß nicht mehr immer alles besser

Die Fraunhofer-Gesellschaft habe sich deshalb Führungsspielregeln gegeben, die Mitarbeiter möglichst stark beteiligen. Führungskräfte müssten dafür sorgen eine Vertrauenskultur aufzubauen, in der die geschaffenen Freiräume eingehalten werden, ohne Leistungsprinzipien aufzugeben. „Das Ende des Prinzips, dass der Chef alles immer besser weiß, wirkt sich positiv auf den Austausch aus“, hat der Fraunhofer-Präsident beobachtet. Diesen Effekt habe er nicht nur in der eigenen Organisation erlebt, sondern auch in vielen Unternehmen, mit denen Fraunhofer gemeinsam Projekte durchführe.

 

Eine große Herausforderung bestehe darin, diese Führungskultur mit zukunftsweisenden Technologien zusammen zu bringen. „Es geht nicht nur darum, ein Netzwerk zwischen den verschiedenen Disziplinen bei Fraunhofer zu bilden, sondern einen Netzwert zu definieren“, beschreibt Bullinger eines seiner zentralen Anliegen der letzten zehn Jahre. Die Fraunhofer-Gesellschaft verfolge das Ziel, eine „Kundennetzwertgruppe“ aufzubauen, mit Projekten, die dem Kunden systemhafte Lösungen innovativer Technologien im Zusammenspiel der Kompetenzen verschiedener Institute anbieten können.

Von 3-D-Lernanwendungen bis Mobile Learning

Neue Technologien, die auch für die betriebliche Weiterbildung eine Rolle spielen, erprobt das Fraunhofer IAO derzeit im neuen „Zentrum für Virtuelles Engineering ZVE“. Vielversprechend seien für Corporate Learning etwa 3-D-Anwendungen, die eine große Immersion ermöglichten, ein tiefes Eintauchen in die Welt des Mediums. „Je mehr das Medium den Nutzer gefangen nimmt, umso größer kann der Lernerfolg sein“, ist Prof. Bullinger überzeugt. Das sei zwar kein Garant für den Lernerfolg, da sich mit diesen Anwendungen auch sinnfreie Dinge vermitteln ließen, aber für das Lernen biete der hohe Immersionsgrad von 3-D und Virtual Reality ein großes Potenzial.

 

Auch Innovationen im Mobile Learning könnten laut Prof. Bullinger das Lernen revolutionieren. Das Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, das Heinrich-Hertz-Institut HHI in Berlin, halte im Moment den Weltrekord in der Datenübertragung: Der liege bei 10.2 Terabit pro Sekunde – etwa 240 DVDs in einer Sekunde. „Wenn man so schnelle Datenübertragungssysteme mit immersiven Technologien koppelt, sind neue Lerninhalte gefragt“, so der  Leonardo-Preisträger.

 

Svenja Schulze

„Das reine Faktenlernen wird noch stärker zurückgedrängt, weil der Nutzer jederzeit hochaktuelle Informationen aus einer Datenbank holen kann.“ Preisverleihung als Auftakt zur Messe Zukunft Personal Mit der Verleihung des Leonardo – European Corporate Learning Award am Vorabend der Zukunft Personal bildet die Veranstaltung den Auftrag zu Europas größter Messe für Personalmanagement: Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger wird der Preis am Montag, 24. September 2012, im Grandhotel Schloss Bensberg bei Köln überreicht – nach einer Laudatio von Svenja Schulze, Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung in Nordrhein-Westfalen.

 

Weitere Preisträger des Leonardo Award 2012 sind die beiden Eigentümer des Automatisierungskonzerns Festo Dr. Wilfried Stoll und Dr. h.c. Kurt Stoll in der Kategorie „Company Transformation” sowie Prof. Sugata Mitra, Initiator des Experiments „Hole in the Wall“, in der Kategorie „Crossing Borders”. Den Lebenslauf von Prof. Bullinger finden Sie auf www.zukunft-personal.de. Ergänzende Informationen wie Reden und Positionspapiere zum Leonardo-Award sind unter www.leonardo-award.eu verfügbar.

 

Kontakt für die Anmeldung zur Preisverleihung:
Sandra Schall
HRM Research Institute GmbH
Rheinkaistraße 2
68159 Mannheim
Tel: +49 621 40166-335
E-Mail: info@leonardo-award.eu

Über den Leonardo – European Corporate Learning Award

Um die europäische Wirtschaft leistungsfähiger und verantwortungsbewusster zu machen, hat ein Initiativkreis aus dem Umfeld der Messe Zukunft Personal einen Preis ins Leben gerufen, der europaweit wirkende Ideen und neue Wege für Corporate Learning auszeichnet. Mit dem „Leonardo – European Corporate Learning Award“ werden Personen geehrt, die vorbildliche und begeisternde Projekte für die Bildung in Europa initiiert und realisiert haben und damit als Orientierungsmarke für andere Akteure in Europa Bedeutung haben. Die Auszeichnung erhalten die Preisträger jährlich im Herbst in Köln – dieses Jahr am Vorabend der Zukunft Personal. Nach Prof. Jacques Delors, dem langjährigen Präsidenten der Europäischen Kommission und Vorsitzenden der internationalen UNESCO-Bildungskommission, war Wikipedia-Gründer Jimmy Wales der zweite Preisträger des Leonardo-Award.

Über die Messe Zukunft Personal

Vom 25. bis 27. September 2012 öffnet die Zukunft Personal, Europas größte Fachmesse für Fragen rund um das Thema Personal in Unternehmen, bereits zum 13. Mal ihre Tore. Rund 12.000 Personalverantwortliche aus dem In- und Ausland informieren sich jährlich in Köln über Strategien und Lösungen für Personalmanagement. Bekannt ist die Messe insbesondere für ihr umfangreiches Vortragsprogramm zu den aktuellen Trends. Das Themenspektrum reicht von Recruiting und Retention über Leadership-, Weiterbildungs-, Arbeitsrechts- und Softwarefragen bis hin zur Zukunft der Arbeitswelt.

 

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