Jobbörsen Nachrichten

Illoyale Bewerber suchen fremd: Stellensuchende praktizieren intensive Mehrfachnutzung von Jobbörsen

Gerhard Kenk
Gerhard Kenk

Über 84% der aktiv Stellensuchenden wollen sich potentielle Karrierechancen nicht entgehen lassen und nutzen deshalb bis zu 6 unterschiedliche Jobbörsen. Von den zu ihrem Mehrfach-Nutzungsverhalten befragten 3.800 (=100%) Bewerbern gaben lediglich 16% an, ausschließlich eine einzige Jobbörse zu nutzen. Alle anderen Stellensuchenden möchten interessante Karriere-Chancen nicht verpassen und nutzen deshalb mehrere Jobbörsen für ihre Stellensuche. Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Jobbörsen-Nutzer-Umfrage, die von CrossPro-Research.com (http://www.crosspro-research.com) seit Oktober 2008 unter den Nutzern der Jobbörsen und Jobsuchmaschinen in Deutschland erhoben wird.  Damit werden erstmals in Deutschland Umfrage-Ergebnisse aus Sicht der Bewerber über Jobbörsen und Jobsuchmaschinen erhoben und ausgewertet. Seit Beginn der Online-Umfrage im Oktober 2008 haben sich mehr als 4.500 Teilnehmer (Stand 6. August 2009) beteiligt.

Den Marketing-Strategen der Konsumgüterindustrie würde es schlaflose Nächte bereiten, wenn die Kunden der Zigaretten-, Getränke- oder Parfüm-Hersteller eine ähnliche niedrige Produktbindung an den Tag legen würden, wie es derzeit Bewerber auf Stellensuche praktizieren. Doch auf dem immer schwieriger werdenden Arbeitsmarkt können es sich nur die wenigsten Stellensuchenden leisten, wenige oder gar nur eine einzige Jobbörse zu nutzen: Das Risiko, eine ideale Karriere-Chance am Arbeitsmarkt zu verpassen, ist schlicht zu hoch. Dafür nehmen die Bewerber in Kauf, dass sie mehrmals wöchentlich oder gar täglich die Datenbanken der Karriereportale durchforsten und aktiv nach Stellenanzeigen suchen, die auf ihr eigenes Kandidatenprofil zugeschnitten sind.

In der explorativen Studie haben die Initiatoren der Online-Nutzer-Umfrage das Mehrfachnutzungsverhalten der Stellensuchenden adressiert und dabei folgende Fragen gestellt:

  • Wie häufig nutzen Sie die genannte Jobbörse / Jobsuchmaschine?
  • An welchen Wochentagen suchen Sie bevorzugt?
  • Wieviele zusätzlichen Jobbörsen / Jobsuchmaschinen inklusive dieser Jobbörse haben Sie in den letzten 3 Monaten besucht?

Entgegen den vielfach üblichen Marketing- und Produkt-Strategien vieler Produzenten und Dienstleister gelten für die Personalbeschaffung im Internet andere Regeln. Nutzerpräferenzen, Kundenbindung, Produkttreue – vielfach Fehlanzeige angesichts des Nutzerverhaltens von Bewerbern auf der Suche nach der nächsten Karrierechance. Überraschende Ergebnisse zeigt die Analyse der Mehrfachnutzung von Jobbörsen auf: Über 84% der Teilnehmer nutzen zwei und mehr verschiedene Jobbörsen für ihre Stellensuche, basierend auf der Auswertung von 3.800 Umfrage-Teilnehmer (Stand 30.7.2009). Auffallend dabei ist, dass lediglich 16,3% der Stellensuchenden nur eine einzige Jobbörse nutzen, der überwiegende Rest der Bewerber möchte sich offensichtlich nicht auf das Stellenangebot in einer einzigen Jobbörse verlassen und weitet die Suche auf mehrere Jobbörsen gleichzeitig aus.

Abbildung 1: Mehrfachnutzung nach Anzahl Karriere-Portalen
Abbildung 1: Mehrfachnutzung nach Anzahl Karriere-Portalen

Eine weitergehende Analyse der Umfrage-Ergebnisse zeigt auf, dass die Mehrfachnutzung von Jobbörsen auch davon abhängig ist, welchen momentanen Berufsstatus die Stellensuchenden haben und ob Stellensuchende zur Zeit arbeitslos sind oder sich aus einer aktuellen Beschäftigungssituation heraus bewerben.

Berufserfahrene Stellensuchende mit mehr als 3 Jahren Berufserfahrung nutzen eher weniger Jobbörsen (bis zu vier Karriereportale), arbeitslose Stellensuchende hingegen suchen intensiver in zusätzlichen Jobportalen nach neuen Karriere- und Beschäftigungschancen.

Abbildung 2: Mehrfachnutzung nach Berufsstatus
Abbildung 2: Mehrfachnutzung nach Berufsstatus

Die Initiatoren der Online-Umfrage wollten es mit generellen Aussagen über die Mehrfachnutzung nicht auf sich beruhen lassen sondern fragten nach, welche zusätzlichen Jobbörsen die Stellensuchenden nutzen.

Aus diesen Ergebnissen lassen sich erste, vorläufige Erkenntnisse über die Fluktuation bei der Nutzung von einzelnen Karriereportalen gewinnen. Das Nutzerverhalten wurde für die folgenden Karriereportale weiter untersucht:

  • Arbeitsagentur,
  • Jobpilot,
  • Jobscout24,
  • Jobware,
  • Monster,
  • Stellenanzeigen.de und
  • Stepstone.

Die Ergebnisse im Überblick:

Primäre Nutzung Sekundäre Nutzung weiterer Jobbörsen
Anzahl
Teilnehmer
Arbeits-
agentur
Job-
pilot
Job-
scout24
Job-
ware
Monster Stellen-
anzeigen
Stepstone
Monster

589

8,3%

12,4%

13,2%

7,6%

0,0%

16,6%

35,7%

Arbeitsagentur

113

0,0%

8,8%

5,3%

0,9%

23,0%

11,5%

11,5%

Jobpilot

132

9,8%

0,0%

18,2%

15,2%

51,5%

15,9%

44,7%

JobScout24

125

12,8%

8,0%

0,0%

1,6%

44,8%

9,6%

26,4%

Jobware

80

3,8%

12,5%

12,5%

0,0%

33,8%

22,5%

51,3%

Stellenanzeigen

88

14,8%

12,5%

13,6%

8,0%

43,2%

0,0%

31,8%

StepStone

374

9,9%

13,6%

13,4%

13,1%

48,4%

12,8%

0,0%

Summe der Teilnehmer:

1.501

Quelle: Online-Umfrage zur Nutzung von Jobbörsen. Crosspro-Research.com (Stand 24.7.2009)

 

Der Analyse der Mehrfachnutzung liegen gemäss obiger Zusammenfassung insgesamt 1.501 Nutzerbewertungen zugrunde. So haben beispielsweise 589 Nutzer des Karriereportals Monster angegeben, daß sie weitere Jobbörsen nutzen, und zwar 8,3% der Monster-Nutzer suchen bei der Jobbörse der Arbeitsagentur, 12,4% nutzen zusätzlich Jobpilot, 13,2% suchen bei Jobscout24, 7,6% bei Jobware, 16,6% bei Stellenanzeigen.de und 35,7% suchen ebenfalls bei Stepstone.

Einzeldaten ausgewählter Karriereportale

Monster

Die nachstehende Abbildung zeigt, in welchem Umfang Nutzer der Jobbörse Monster auch andere Jobbörsen für die Suche nach geeigneten Stellenangeboten nutzen. Hierbei wird deutlich, daß eine intensive Mehrfachnutzung von Stepstone zu erkennen ist, mehr als ein Drittel der befragten Bewerber gaben an, neben Monster auch Stepstone für die Stellensuche zu nutzen. Die weiteren genutzten Jobbörsen liegen im Bereich zwischen 7,6 und 16,6%.

Mehrfachnutzung Monster
Mehrfachnutzung Monster

Arbeitsagentur

Bei den Nutzern der Jobbörse der Arbeitsagentur ist die Mehrfachnutzung anderer Jobbörsen nicht so stark ausgeprägt. So gaben weniger als ein Viertel aller Nutzer an, zusätzlich das Karriereportal Monster zu nutzen, weitere zusätzliche Jobbörsen werden weniger intensiv genutzt.

Mehrfachnutzung Arbeitsagentur
Mehrfachnutzung Arbeitsagentur

Jobpilot

Das Nutzerverhalten bei Jobpilot zeigt eigentlich ein eher atypisches Muster auf. Jobpilot und deren Muttergesellschaft Monster Deutschland veröffentlichen aus Marketinggründen alle jobpilot-Stellenangebote auch auf dem Monster-Portal, damit wären vordergründig auf beiden Portalen die identischen Stellenangebote zu finden. Trotzdem gaben über 50% der Jobpilot-Nutzer an, ebenfalls das Monster-Karriereportal zu nutzen. Offen ist allerdings, ob diese Nutzung der Suche nach Stellenangeboten oder zur Beschaffung von zusätzlichen Informationen über Arbeitgeber, Gehaltsvergleiche o.ä. erfolgt. Über 40% der Jobpilot-Nutzer setzen zur Suche nach Stellenangeboten auch StepStone ein, andere Wettbewerbsjobbörsen werden zu weniger als 20% genutzt.

Mehrfachnutzung Jobpilot
Mehrfachnutzung Jobpilot

.

Jobscout24

Die Nutzer dieses Karriereportals weisen eine ausgeprägte Tendenz zur Mehrfachnutzung von Monster (45%) und StepStone (26%) auf.

chart_crosspro_mehrfachnutzung_jobscout24_2009_08

Jobware

Auch bei der auf die Vermittlung von Fach- und Führungskräfte spezialisierte Jobbörse Jobware lässt sich eine relativ intensive Mehrfachnutzung anderer Wettbewerbsjobbörsen feststellen. So nutzen den Teilnehmer-Angabe zufolge mehr als 50% auch die Jobbörse von StepStone, mehr als 30% nutzen zusätzlich zu Jobware das Karriereportal Monster und über 20% der Mehrfachnutzer gaben an, das Münchner Karriereportal Stellenanzeigen.de zu besuchen.

Mehrfachnutzung Jobware
Mehrfachnutzung Jobware

Stellenanzeigen.de
Bei den Nutzern des Karriereportals Stellenanzeigen.de ist die Mehrfachnutzung der Wettbewerbsjobbörsen Monster (über 40%) und Stepstone (über 30%) besonders ausgeprägt.

Mehrfachnutzung Stellenanzeigen.de
Mehrfachnutzung Stellenanzeigen.de

StepStone

Besucher von Stepstone nutzen der Umfrage zufolge mit knapp 45% das Karriereportal Monster, andere Wettbewerber werden eher weniger intensiv mehrfach genutzt.

Mehrfachnutzung Stepstone
Mehrfachnutzung Stepstone

Crossover: Intensive Nutzung der Recruiting-Netzwerke

Die Analyse der Mehrfachnutzung von Jobbörsen lässt erkennen, dass Bewerber intensiv von der Mehrfachnutzung der Karriereportale Gebrauch machen. Je nach Jobbörse ist die Reziprozität, die gegenseitige und mehrfache Nutzung von Jobbörsen durch Stellensuchende, nicht gleichmässig verteilt sondern folgt unterschiedlichen Mustern. Dieses Verhaltensmuster hat Auswirkungen auf Kundenbindung und Produkttreue.

Alle Karriereportale in Deutschland stehen untereinander in einem intensiven Reichweiten-Wettbewerb. Für die Marketing-Strategen gilt es, den Bekanntheitsgrad einer Jobbörse zu steigern, die Stellensuchenden mit klassischen oder viralen Marketingmaßnahmen zum Besuch des Jobportals zu motivieren. Dort sollen dann Bewerber interessante Karrierechancen suchen – und hoffentlich finden und dann auch auf diese Position bewerben.

Chris Anderson
Chris Anderson

„Aufmerksamkeit ist alles!“ – Auf diese einfache und überzeugende Formel reduzierte Chris Anderson, Bestseller-Autor und Chefredakteur des amerikanischen Kultmagazins „Wired“ die Herausforderung an die Betreiber von Internet-Portalen, das gilt natürlich auch für die Recruiting-Branche. Nahezu alle Jobbörsen-Wettbewerber verfolgen in ihren Marketing-Konzeptionen nicht nur die Steigerung der direkten, primären Reichweite, d.h. der „Direct Contacts“, sondern intensivieren ebenfalls die sekundäre Reichweite, d.h. die indirekte Besucherzahl, die über sogenannte Referrals oder Verlinkung von anderen Webportalen auf die Jobbörse gelangen.

Im Mittelpunkt dieser Strategien stehen derzeit zahlreiche Kooperations-Abkommen zwischen Jobbörsen und anderen Medienportalen. So stellt beispielsweise die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit ihre Stellenangebote anderen Portalen automatisch per download zur Verfügung und steigert somit die Reichweite eines einzelnen Stellenangebots. Andere Jobbörsen, wie z.B. die zur Medien-Union gehörende Jobware aus Paderborn oder die ebenfalls in einem Verlagsverbund eingebettete Jobbörse Stellenanzeigen.de in München schließen vielfache Medien-Kooperationen mit Print- und Online-Portalen. Hierbei stehen entweder besondere regionale Aspekte der Leser / Besucher  im Vordergrund oder es soll eine spezifische branchen- oder berufsorientierte Zielgruppe von Stellensuchenden erreicht werden.

In diesem „Universum der Recruiting-Plattformen“ kreisen die Jobbörsen wie bei einer Doppelhelix um die beiden Zielgruppen Arbeitgeber und Stellensuchende – in ihren Handlungen bestimmt vom Gesetz der Schwerkraft in der Wirtschaft, dem Wettbewerb.

Vernetzung der Karriereportale
Vernetzung der Karriereportale

Nun dienen diese erstmaligen und vorläufigen Analysen der Mehrfachnutzung von Jobbörsen eigentlich keinem statistischen Selbstzweck – sondern sie fordern zu einer konzeptionellen Auseinandersetzung mit klassischen Marketingrezepten auf.

Kundenbindung

Die Interpretation der intensiven Mehrfachnutzung lässt erkennen, dass klassische Methoden der Kundenbindung im e-Recruiting offensichtlich versagen. Die Reziprozität, die gegenseitige Nutzung und Vernetzung der Karriereportale macht es deutlich: Knapp die Hälfte der StepStone-Nutzer besuchen für ihre Stellensuche auch das Karriereportal Monster. Monster wiederum wird nur von einem relativ geringen Anteil (13,4%%) der Stellensuchenden als einzige Jobbörse genutzt, jedoch nutzen Besucher von StepStone (36%), Jobscout24 (45%), Stellenanzeigen.de (43%) oder Jobware (34%) ebenfalls das Monster-Angebot.

Universal-Anspruch

Die Mehrfachnutzung zeigt gleichzeitig die Stärken und Schwächen der grossen Karriere-Portale im Recruiting auf. Alle hier untersuchten Jobbörsen sind sogenannte „Generalisten“, sie gehen mit dem Anspruch in die Arena des Wettbewerbs, Stellenangebote für alle Regionen, alle Berufe und alle Tätigkeiten zu haben. Bei Nischenjobbörsen hingegen gibt es keinen derartigen Universal-Anspruch. Wer auf der Jobbörse „Ingenieurkarriere.de“ sucht, erwartet, dort eigentlich nur Stellenangebote für Ingenieure zu finden und nichts anderes. Jedoch stecken die allgemeinen Karriereportale in einem Dilemma namens Transparenz: Welcher Bewerber kennt das genaue Profil der publizierten Stellenangebote? Wer ist sicher, welche Jobbörse ein Angebot enthält, das für die eigene Karriere gute Chancen bietet?

Erlebniswelt

Im modernen Life-Style-Marketing wird für jede Zielgruppe eine spezifische Erlebniswelt, basierend auf Emotionen, Erlebnissen und sozialen Interaktionen mit Gleichgesinnten vermittelt. „You’ll never walk alone“ – der Kult-Hit der Fußballfans von der Anfield Road in Liverpool ist die musikalische Identifikation mit einem emotionalen Erlebnis. Wer die Besonderheiten des Münchner Oktoberfests, des spannungsgeladenen Fußball-Lokal-Derby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund oder das Röhren eines Formel-1-Ferraris empfinden kann, der kann nachvollziehen, daß die Marketing-Manager dieser Produkte und Dienstleister ihre Hausaufgaben gemacht haben.

Von der Vermittlung einer emotionalen Erlebniswelt im Recruiting sind die Experten der Karriere-Portale noch meilenweit entfernt. Einzelne Versuche, Humor oder Emotionen zu vermitteln, haben sich – diplomatisch umschrieben – als verbesserungsfähig herausgestellt. So tut sich Monster sicherlich schwer, den internationalen Slogan „Your Call is calling“ auch auf nationaler Ebene plausibel ins Bild zu setzen – beim Relaunch der Monster-Webseite wurde ausgerechnet ein nicht ganz ausgeschlafener Bewerber mit Zipfelmütze als Identifikationsfigur optisch ins Bild gesetzt. Die Münchner Jobbörse Stellenanzeigen.de bevorzugt die Jubelpose eines Kandidaten, der scheinbar einen Arbeitsplatz ergattert hat. Und die Werbekampagne von Laufbahner.de, des neuen Jobvermittlungsservices der Süddeutschen Zeitung will immerhin etwas Menschliches vermitteln: Die Umarmung des Personalchefs mit seinem Wunschkandidaten.

Ralf Baumann, Stepstone Group Managing Director
Ralf Baumann, Stepstone Group Managing Director

Für die Marketing-Experten im Recruiting bleibt es eine Herausforderung, Emotionen und eine Erlebniswelt mit der Stellensuche und einem Arbeitsvertrag in Verbindung zu bringen. Noch ähnelt der gesamte Bewerbungsprozess und die Auslese der Kandidaten einem Spießrutenlaufen, welches auf ungleicher Augenhöhe sich abspielt.

Das Fehlen der emotionalen Bindung der Stellensuchenden zu einer Jobbörse macht deutlich, was StepStone-Vorstand Ralf Baumann auf den Punkt brachte: „Stellenanzeigen sind wie eine Commodity, ein standardisierter austauschbarer Rohstoff in gleichbleibender Qualität und an vielen Börsen  verfügbar“.

Trotz aller Versuche, die Aussage einer Stellenanzeige über selbstgestaltete individuelle Anzeigen zu verbessern, bleibt die Publikation von Stellenangeboten ein „Brot und Butter-Geschäft“ der Karriereportale. Schwieriger wird es dabei, Emotionen und Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten und diese auch nachhaltig in den Köpfen der Stellensuchenden zu verankern.

Das Kuckucks-Ei der Kollateral-Nutzung

Der Reichweiten-Wettbewerb soll die Besucherzahlen der Jobbörsen steigern, das ist die argumentative Währung in der Web-Recruiting-Welt. Allerdings zeigt das Phänomen der Mehrfachnutzung auf, daß in der Nutzungs-Nahrungskette der Jobbörsen durchaus für die anderen Wettbewerber zusätzliche Besuche von Bewerbern abfallen. Eine Steigerung der Besucherzahlen auf Jobbörse A bringt zwangsläufig eine höhere Besucherzahl für die Jobbörse B in durchaus beachtenswerten Prozentzahlen mit sich, wie aus der Abbildung X (siehe oben) ersichtlich ist. Wenn der Kuckuck seine Eier in das Nest anderer Vogelgattungen legt und so seinen Nachwuchs von fremden Vogelmüttern aufpäppeln lässt, hat die Evolution diese Fremdversorgung schon lange vorweg genommen – die Recruiting-Branche macht nun ähnliche Erfahrungen im Web.

Das Pareto-Prinzip für Personaler

Die Analyse der Mehrfachnutzung von Jobbörsen durch Bewerber zeigt auf, dass es den Stellensuchenden in erster Linie darum geht, chancenreiche Angebote nicht zu verpassen – deshalb investieren sie erheblichen Zeit- und Recherche-Aufwand, um die Datenbanken mehrerer allgemeinen Karriereportale zu durchsuchen. Denn wie beim Pokerspiel wissen sie anfangs nicht, welche Karten der Gegner in der Hand hält – oder welches gute Stellenangebot in welcher Jobbörse publiziert wurde. Insbesondere arbeitslose Stellensuchenden können und wollen es sich nicht leisten, auf den Bluff eines Karriereportals hereinzufallen, eher investieren sie in erheblichen Zeitaufwand, um in mehreren Jobbörsen nach den guten Karrierechancen zu suchen. Das gängige Pareto-Prinzip der 80/20 Regel gilt in modifizierter Form für das Jobbörsen-Recruiting: 90% der Stellensuchenden nutzen bis zu 6 Jobbörsen.

Deshalb kann für Personaler das Recruiting-Pareto-Prinzip eigentlich nicht gleichgültig sein – geht es doch um die möglichst zielführende Platzierung von Stellenangeboten in den universalen Jobbörsen. Ob die Schaltung einer einzigen Stellenanzeige in einem Karriereportal die richtige (oder bequeme) Lösung ist, darf hinterfragt werden. Auf der Suche nach dem ideal qualifizierten Kandidaten können auch Personaler auf eine differenzierte Medienplanung nicht verzichten – trotz Wirtschaftskrise sorgen der Fachkräftemangel und die Auswirkungen des demoskopischen Wandels für Handlungsbedarf. Für die Personalchefs geht es letztlich darum, das Nutzer- bzw. Bewerber-Profil der einzelnen Karriereportale besser kennenzulernen und das Nutzerverhalten zu verstehen, um eine höhere Resonanz bei den Bewerbern sicherzustellen.

Über CrossPro-Research.com

Die Online-Umfrage wird als Gemeinschaftsprojekt von PROFILO Rating-Agentur GmbH und Crosswater Systems Ltd. durchgeführt. Beide Unternehmen sind seit über 7 Jahren im Bereich der
e-Recruiting -Marktforschung bzw.- Marktanalysen tätig. Die wissenschaftliche Betreuung der Online-Umfrage erfolgt durch Prof. Dr. Carsten Steinert, Professur Allgemeine Betriebswirtschaftslehre insbesondere Personalmanagement, an der Fachhochschule Osnabrück

Stellensuchende können an der Online-Umfrage  unter www.crosspro-research.com teilnehmen und so zu einer besseren Transparenz bei der Nutzung von Jobbörsen und Jobsuchmaschinen beitragen.

Kontakt:
PROFILO Rating-Agentur GmbH
Hammer Straße 89
22043 Hamburg
Frau Ute Stümpel, Geschäftsführerin
www.profilo.de

Crosswater Systems Ltd.
34 Buckingham Palace Road,
London SW1W 0RH
Gerhard Kenk, Business Development
www.crosswater-systems.com

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