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Der Arbeitsmarkt in Mittel- und Osteuropa ist gespalten

Prof. Dr. Marion Festing
Prof.Dr. Marion Festing

Kienbaum-Fachkonferenz zu den Personaltrends in den CEE-Ländern

Gummersbach.Deutschen Unternehmen, die in Mittel- und Osteuropa aktiv sind, bietet sich auf den dortigen Arbeitsmärkten ein zweigeteiltes Bild: Führungskräfte für das obere Management sind gut ausgebildet und ausreichend vorhanden, während qualifizierte Fachkräfte häufig fehlen.

Ein Grund ist die unterschiedliche Berufsausbildung: Die meisten studierten Führungskräfte können auf eine fundierte Managementausbildung und auf Berufserfahrung im In- und Ausland zurückblicken, während die staatliche Ausbildung für Lehrberufe in Mittel- und Osteuropa noch nicht den internationalen Standards entspricht. Diese Spaltung des Arbeitsmarkts zeigt sich in der hohen Jugendarbeitslosigkeit in osteuropäischen Ländern wie Kroatien mit mehr als 35 Prozent oder Polen mit mehr als 25 Prozent und einem relativ hohen Anteil von Arbeitskräften mit akademischer Ausbildung auf der anderen Seite. In Slowenien und Polen ist der Akademikeranteil mit mehr als 27 Prozent beispielsweise ähnlich hoch wie in Deutschland.

 

Diese Bestandsaufnahme des mittel- und osteuropäischen Arbeitsmarktes hat Professor Marion Festing, Rektorin der ESCP Wirtschaftshochschule, auf der diesjährigen CEE-Conference Anfang November in Berlin vorgelegt. Veranstalter waren die Managementberatung Kienbaum und die ESCP. Thematischer Schwerpunkt der Konferenz waren die Entwicklungen auf den Arbeitsmärkten in Kroatien, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowenien, Tschechien, Ungarn, der Slowakei und der Türkei.

 

Ausbildungsberufe müssen in Mittel- und Osteuropa gestärkt werden

Laut Professor Festing stehen die mittel- und osteuropäischen Länder vor einer Reihe von Herausforderungen: Ausbildungsberufe haben in Mittel- und Osteuropa einen geringen gesellschaftlichen Stellenwert; unter anderem, weil die Ausbildungen häufig nicht den Anforderungen des Arbeitsmarkts entsprechen, die Berufsschulen veraltet sind und minderqualifizierte Facharbeiter häufig keine Anstellung finden. „Um aus diesem Fachkräfte-Dilemma auszubrechen, müssen staatliche Stellen und Unternehmen zusammenarbeiten: Lösungsansätze sind beispielweise Kooperationen zwischen Berufsschulen und Unternehmen nach dem Vorbild der dualen Ausbildung in Deutschland. Diese Kooperationen haben positive Effekte auf die Ausstattung der Bildungszentren und auf die Qualität der Lehre, weil firmeneigene Ausbilder eingesetzt werden können. Dies gilt allerdings nur mit Einschränkungen für die Türkei: Dort können die Unternehmen auf motivierte und dynamische Fachkräfte zurückgreifen“, sagt Hans-Georg Blang, Osteuropa-Experte und Vergütungsberater bei Kienbaum.

 

Traditionell starke Arbeitsethik in der Türkei gilt auch für junge Fachkräfte 

Personalberater in der Türkei können sowohl für Fach- als auch für Führungspositionen gut gefüllte Datenbanken mit potenziellen Mitarbeitern vorweisen. Das ist eine der Kernthesen des Vortrags von Leyla Spencer, Managing Director von Kienbaum Turkey. „Die ausgeprägte Arbeitsethik junger Fachkräfte ist ein wichtiger Bestandteil der türkischen Arbeitskultur. Außerdem erlaubt es der Arbeitsplatz häufig, sich selbst zu verwirklichen, was sich positiv auf die traditionell hohe Produktivität der türkischen Belegschaften auswirkt“, sagt Leyla Spencer.

 

Türkische Wirtschaft bietet viele Stärken

Die Kienbaum-Personalexpertin hat das türkische Wirtschaftsklima mit Hilfe einer SWOT-Analyse untersucht. Die wichtigsten Stärken der türkischen Wirtschaft sind die geographische Lage, die jungen, gut ausgebildeten Fachkräfte, die gut entwickelte industrielle Infrastruktur sowie die stabilen Staatsfinanzen. Chancen liegen in aufstrebenden, neuen Geschäftsmodellen und Märkten, die von jungen Unternehmern noch erschlossen werden müssen. Eine Schwäche der Türkei ist aus ihrer Sicht hingegen die Abhängigkeit der Wirtschaft von ausländischen Kapitalgebern, wodurch auch der Arbeitsmarkt die Aufwärts- und Abwärtsbewegungen der Wirtschaft in Europa und Asien nachvollzieht. Herausforderungen für die türkische Wirtschaft sind ihre Abhängigkeit von ausländischen Energieträgern, der stärker werdende globale Wettbewerb und der Mangel an Verkehrsinfrastruktur, so die Kienbaum-Analyse.

 

Employer Branding und neue Vergütungsmodelle werden in der Türkei immer wichtiger

Vor dem Hintergrund des dynamischen wirtschaftlichen Umfelds in der Türkei fragen sich immer mehr Unternehmen, wie sie als Arbeitgeber vielversprechende Talente und Young Professionals anlocken können: Themen wie Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten und Zusatzleistungen zum Gehalt werden auch für türkische Talente immer relevanter. „Gut ausgebildete Absolventen in der Türkei schauen heute auch nach links und rechts auf dem internationalen Arbeitsmarkt. Ein Mittel, um Talente zu überzeugen, sind Benefits wie ein Dienstwagen, Jobtickets, Essensgutscheine, zusätzliche Versicherungen oder eine Altersvorsorge. Auch die Kommunikation der Arbeitgebermarke über Social Media – eine Form des Employer Brandings – wird immer wichtiger“, sagt Leyla Spencer.

 

Russischer Arbeitsmarkt ist im Aufwind

Die Vergütung von Fach- und Führungskräften in Russland ist sehr stark von der Region abhängig, so das Ergebnis einer aktuellen Kienbaum-Studie: Das Vergütungsniveau in Moskau und dem Umland liegt 55 Prozent über dem russischen Durchschnitt, während sibirische Unternehmen 20 Prozent weniger als der Landesdurchschnitt zahlen. „Insgesamt verfügt Russland über ein gut ausgebildetes Human Capital mit 100-prozentiger Alphabetisierungsrate. Im Zuge der Reindustrialisierung erkennen Technik-Unternehmen in Russland großes Investitionspotenzial, auch weil eine gute Balance zwischen den Arbeitskosten und den Fähigkeiten der Fachkräfte besteht. Wir sehen für Unternehmen und potenzielle Mitarbeiter hervorragenden Entwicklungen auf dem russischen Arbeitsmarkt entgegen“, sagt Anton  Storozhenko,  Managing Director von Kienbaum Russia.

Die diesjährige CEE-Conference fand am 7. November in Berlin statt und wurde gemeinsam von der Managementberatung Kienbaum und der ESCP Business School veranstaltet. Die Teilnehmer haben die Potenziale der sehr heterogenen mittel- und osteuropäischen Märkte analysiert und welche Strategien deutsche und westliche Unternehmen verfolgen sollten, um qualifizierte Arbeitskräfte zu finden und zu fördern. Eine Kombination aus Praxisbeispielen, Markttrends und Erfahrungen aus der täglichen Beratungspraxis waren der Rahmen für einen intensiven Dialog und produktiven Know-how- und Erfahrungsaustausch. Für Rückfragen steht Ihnen Dr. Hans-Georg Blang gerne zur Verfügung (Fon: +49 69 96 36 44-69, E-Mail: hans-georg.blang@kienbaum.de).

 

Die Online-Applikation Kienbaum Compensation Portal bietet exklusiven Zugriff auf Kienbaum Vergütungsdaten – rund um die Uhr und nach höchsten Qualitätsstandards. Neben der bekannt hochwertigen Kienbaum-Datenbasis überzeugt das Portal durch bequemes Handling, vielfältige Auswahlkriterien sowie individuell anwählbare Abfragemechanismen und Ergebnisberichte. Unser Online-Angebot steht derzeit für folgende europäische Länder bereit: Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Russland. Übrigens: Ihre Daten sind bei uns sicher; das Compensation Portal ist die einzige TÜV geprüfte Online-Vergütungsdatenbank in Deutschland. www.kienbaum-compensation-portal.com

 

Kienbaum ist in Deutschland Marktführer im Executive Search und im HR-Management und gehört zu den führenden Managementberatungen. Mit seinem integrierten Beratungsansatz begleitet Kienbaum Unternehmen aus den wesentlichen Wirtschaftssektoren bei ihren Veränderungsprozessen von der Konzeption bis zur Umsetzung. Kienbaum verbindet ausgewiesene Personalkompetenz mit tiefem Wissen in Strategie, Organisation und Kommunikation.

 

Weitere Informationen:

Erik Bethkenhagen

Ahlefelder Straße 47, 51645 Gummersbach

Fon: +49 2261 703-579

erik.bethkenhagen@kienbaum.de

www.kienbaum.de

Redaktion/Verantwortlich für den Inhalt: Erik Bethkenhagen

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