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Jobmesse und Digital Recruiting: Eine vibrierende Synthese

Hans Eick
Hans Eick

Im Interview: Hans Eick, Gründer und Geschäftsführer IQB Career Services, über die Koexistenz von Jobmessen und digitalem Recruiting 

Durch den Einsatz des Internets hat sich das Recruiting in den letzten 20 Jahren merklich verändert; vor allen Dingen Zeitungen und Zeitschriften mit der Publikation von Print-Stellenanzeigen haben die Auswirkungen deutlich zu spüren bekommen. Trotz aller technischen Fortschritte geht es im Recruiting-Geschäft letztendlich aber immer noch darum, einen persönlichen Kontakt zwischen potenziellen Arbeitgebern und Arbeitnehmern herzustellen. Mit Hans Eick, Gründer und Geschäftsführer  der IQB Career Services GmbH, die die JURAcon-Messen und Einzelgesprächs-Events für Juristen veranstaltet, sprach die Crosswater-Redaktion über die Herausforderungen und Veränderungen des Recruiting-Geschäfts – mit besonderem Fokus auf den juristischen Markt, in dem die Nachfrage nach hochqualifizierten Nachwuchskräften so groß ist, dass sie bei weitem das Angebot übersteigt.

 

Crosswater: Bevor wir über die JURAcon-Veranstaltungen sprechen, sagen Sie uns doch kurz ein paar Worte zum Unternehmen IQB.

Eick: Wir bieten seit fast 20 Jahren Recruiting-Events für Akademiker an. Neben den JURAcon-Events gehören die branchenübergreifenden meet@-Karrieremessen, die wir bundesweit in Kooperation mit und direkt auf dem Campus unserer Partnerhochschulen an 13 Standorten veranstalten, sowie unsere branchenspezifischen JOBcon-Karrieremessen für die Bereiche Finance und Engineering zu unserem Portfolio. Insgesamt stehen jährlich bundesweit rund 30 Recruiting-Events zur Auswahl, an denen über 400 rekrutierende Unternehmen und mehr als 15.000 Bewerber (Studierende, Absolventen und Young Professionals) teilnehmen.

 

Wir haben in diesem Jahr die JURAcon-Messe in Frankfurt, die größte Veranstaltung aus Ihrem juristischen Portfolio, besucht. Ihre Angebotspalette umfasst aber deutlich mehr „Produkte“: Können Sie uns einmal einen Überblick geben.

Eick: Wir bieten bundesweit JURAcon-Events in Form von Messen und Einzelgesprächs-Events an. Darüber hinaus erscheint unser JURAcon Jahrbuch, welches im Hinblick auf die Bewerberbindung an die Produktreihe JURAcon eine zentrale Rolle spielt, dieses Jahr in der 17. Auflage.

Aber vielleicht zunächst einmal zu den Events: Alle unsere Veranstaltungen bieten Personalern und Bewerbern die Möglichkeit, vorab terminierte Gespräche zu führen. D. h. im Mittelpunkt stehen Gespräche, die vorab über die Bewerbungslogistik unseres Karriere-Portals vereinbart wurden. Die Kandidaten können hier eine standardisierte Bewerbung einstellen und auswählen, bei welchen Ausstellern sie sich um einen Gesprächstermin auf der Veranstaltung bewerben wollen. Sobald ein Unternehmen Interesse an einem Gespräch hat, kann es direkt einen Termin vereinbaren, indem es Einblick in den Terminplan des Bewerbers nimmt und dort einen freien Terminslot auswählt. Dieser Termin wird dann in einem letzten Schritt noch von dem Bewerber bestätigt, so dass beiderseits eine ausreichende Verbindlichkeit gewährleistet ist.

Der Unterschied zwischen einer Messe und einem Einzelgesprächs-Event besteht für Unternehmen oder Kanzleien lediglich darin, dass bei Messen auch spontane Gespräche mit Besuchern, die sich allgemein informieren oder sich vorab nicht bewerben wollten, geführt werden können. Für Bewerber ist das Angebot bei Messe-Events etwas umfangreicher, da neben der Ausstellung auch ein Rahmenprogramm mit Vorträgen stattfindet und Aussteller vor Ort sind, die nicht rekrutieren, sondern informieren – wie z. B. unsere Medienpartner aus der Fachpresse. Ein Einzelgesprächs-Event sollte ein Bewerber nur dann besuchen, wenn er eine Gesprächseinladung bekommen hat.

Last but not least spielt unser Jahrbuch, das es seit 1999 gibt und in den letzten zwei Jahren zusätzlich als App zu haben ist, eine große Rolle in unserer langfristigen Marketingstrategie. Das Buch ist ein zentrales Informationsmedium für Bewerber, das neben einer Übersicht über Kanzlei- bzw. Unternehmensprofile einen inhaltlich sehr geschätzten redaktionellen Teil bietet. Dieser umfasst u. a. eine Vielzahl an Erfahrungsberichten, die wir über einen Call for papers in unserem Bewerbernetzwerk bekommen und die authentisch über die Erfahrungen von Bewerbern in Unternehmen oder Kanzleien berichten.

Juracon
JURAcon Mit Recht Karriere machen

 

Crosswater: In einem Marktumfeld, in dem vor allem das Digital Recruiting (DR) ständig an Bedeutung gewinnt, erscheint eine Personalmesse auf den ersten Blick eher antiquiert. Wie kann sich ein solches Format dennoch in diesem Umfeld behaupten?

Eick: Ich sehe den Wettbewerb zwischen Digital Recruiting und Messe-Events nicht so deutlich, vielmehr denke ich, dass sich beide Kanäle ergänzen. Ein modernes Veranstaltungskonzept macht sich natürlich die vielfältigen Möglichkeiten des Digital Recruiting zu Nutze, um am Ende seinen einzigartigen Vorteil gegenüber allen rein DR-basierten Lösungen auszuspielen: den persönlichen Kontakt, der natürlich immer im Mittelpunkt einer Messe steht. Durch die rasante Entwicklung der digitalen Medien können sich Bewerber und Unternehmen jederzeit und mit vergleichsweise wenig Aufwand einen Überblick über vakante Stellen und potenzielle Arbeitgeber bzw. interessante Kandidatenprofile verschaffen. Trotzdem hat sich aber der Bewerbungsprozess, der mit der Übermittlung eines Lebenslaufs startet und in einem Bewerbungsgespräch endet, in seiner Substanz kaum verändert. Denn die Bereiche, in denen Arbeitsverträge ohne persönliche Gespräche abgeschlossen werden können, sind wahrscheinlich eher begrenzt. In den meisten Unternehmen spielen nach wie vor persönliche Gespräche eine große Rolle bei der Entscheidung, ob ein Bewerber und ein Unternehmen zusammenpassen, und solange Menschen in Teams arbeiten, wird es sicher schwer, ohne diesen persönlichen Eindruck auszukommen.

Also gilt es, das Beste aus beiden Welten zu nutzen, und so bieten wir mit unserem Internetauftritt, der mit unseren Karriere-Events eng verknüpft ist, Unternehmen und Bewerbern in einem ersten Schritt die Möglichkeit, sich online einen Überblick über potenzielle Arbeitgeber bzw. Arbeitnehmer zu verschaffen. Wir gehen aber noch einen Schritt weiter, da unser Karriere-Portal eine Schnittstelle ist, über die die Bewerber standardisierte Informationen zu ihrem Lebenslauf und ihren Karriere-Interessen mit potenziellen Arbeitgebern austauschen und sich bei ihnen direkt um Gesprächstermine für unsere Veranstaltungen bewerben können.

Wir haben also das klassische Format einer Präsenzmesse mit einem Online-Bewerbungsverfahren kombiniert. Dadurch ermöglichen wir beiden Seiten – den Bewerbern und Arbeitgebern – eine einfache und transparente Möglichkeit, schnell eine Vorauswahl treffen und den Veranstaltungstag möglichst effizient nutzen zu können.

 

Crosswater: Welche Aspekte unterscheidet die JURAcon von anderen Produkten im Markt?

Eick: Unsere Bewerbungslogistik ist – wie vorhin bereits erwähnt – einzigartig, genauso wie unser Ausstellerfeld. Die JURAcon Frankfurt, die jedes Jahr im Mai im Forum der Messe Frankfurt stattfindet, ist zum Beispiel weiterhin die größte Messe im juristischen Bereich und bietet somit auch den besten Gesamtüberblick über den Arbeitsmarkt. Außerdem verfügen wir über ein über viele Jahre aufgebautes bundesweites Netzwerk zu nahezu allen rechtswissenschaftlichen Fakultäten, ELSA- und Fachschaftsgruppen, das wir kontinuierlich pflegen. D.h., dass eine Mitarbeiterin nahezu nichts anderes macht, als mit allen Standorten Kontakte zu pflegen. Zudem kooperieren wir exklusiv mit einem der größten und wichtigsten Repetitorien. Wir haben also eine starke Marke in der Hand, die über viele Jahre bei den Bewerbern etabliert wurde und für Qualität und vertrauenswürdige Informationen steht. Darüber hinaus sind wir der einzige Recruiting-Dienstleister, der im juristischen Bereich auch noch eine Publikation wie das JURAcon Jahrbuch herausgibt, das sich seit 15 Jahren als eigenständige Publikation neben den Angeboten der Fachverlage behauptet hat – weil es inhaltlich stark ist, von den Bewerbern geschätzt wird und wir eine glaubwürdige Distribution vorweisen können: Wir vertreiben es nicht nur auf unseren Veranstaltungen, viele Fachschafts- und ELSA-Gruppen verteilen es, es liegt in Fachbuchhandlungen aus, zahlreiche Universitätsbibliotheken fordern das Jahrbuch bei uns regelmäßig an und wir haben schon vor dem Erscheinungstermin jährlich etwa 1.000 Vorbestellungen.

JURAcon: Wegweiser für die juristische Karriere
JURAcon: Wegweiser für die juristische Karriere

 

Crosswater: Der Arbeitsmarkt für Juristinnen und Juristen ist hochspezialisiert, qualifizierte Absolventen mit hervorragenden Examensabschlüssen werden händeringend gesucht. Andererseits verzeichnet das Jura-Studium auch hohe Abbruchquoten, unterdurchschnittliche Examensnoten sind eher die Regel als die Ausnahme. Wie beurteilen Sie dieses spezielle Segment des Arbeitsmarktes im Hinblick auf das Recruiting-Geschäft? Und wird sich an den Grundbedingungen aus Ihrer Sicht in absehbarer Zeit etwas ändern – und wenn ja, was?

Eick: Die Absolventenzahlen im juristischen Bereich sind bundesweit stark rückläufig und aktuell auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Die Nachfrage seitens der Arbeitgeber ist also momentan wesentlich höher als das Angebot an potenziellen Bewerbern. Grund dafür ist vor allem die Tatsache, dass zwischen 2002 und 2008 die Zahl der Studienanfänger in Jura um rund 35 % zurückgegangen ist. In der Regel geht man von einer Ausbildungsdauer von sechs bis acht Jahren bis zum 2. Staatsexamen aus. Demnach wird sich der Trend mindestens bis 2016 so fortsetzen. Da die Erstsemesterzahlen seit 2008 aber wieder steigen, könnte sich die Situation dann auch wieder etwas entspannen, wobei wir uns sowieso mit jeder Situation auseinandersetzen müssen, so dass uns der Blick in die Glaskugel nicht viel nützt. Im Moment haben wir jedenfalls einen stark umkämpften Bewerbermarkt.

 

Crosswater: Wie hoch sind insgesamt die durchschnittlichen Teilnahmekosten für Arbeitgeber und an welchen Standorten wird die JURAcon überall veranstaltet?

Eick: Die Preise bei der größten JURAcon-Messe in Frankfurt sind abhängig von der jeweiligen Standgröße. Bei den regionalen Veranstaltungen in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln und München kann man für ca. 4.000 bis 5.000 € teilnehmen.

 

JURAcon Frankfurt 2014
JURAcon Frankfurt 2014

Crosswater: Als Veranstalter für Karrieremessen muss sich die IQB auch mit den ganz normalen betriebswirtschaftlichen Engpässen, Erfolgsfaktoren und Risiken des Geschäftsmodells auseinandersetzen. Angenommen, Sie bekämen für das nächste Geschäftsjahr eine unerwartete Budgeterhöhung von Euro 100.000 genehmigt, wie würden Sie das Geld einsetzen um die Wettbewerbsposition von JURAcon zu verbessern?

Eick: Wir arbeiten nicht mit fixierten Budgets, sondern tun das, was nötig ist, um Bewerber nachhaltig für unsere Veranstaltungen zu begeistern. Seit ein paar Jahren haben wir vor allem in den frühzeitigen Kontakt zu Studierenden und Absolventen an allen Hochschulstandorten investiert und den Service rund um unsere Veranstaltungen beständig erweitert. So bieten wir bspw. für die JURAcon in Frankfurt einen bundesweiten Busshuttle-Service an, den bei der letzten Veranstaltung über 800 interessierte Bewerber genutzt haben. Aber wir investieren das ganze Jahr über und unabhängig von unseren Veranstaltungsterminen in Workshops, Konferenzen oder Exkursionen mit Hochschulgruppen und Fachschaften. Insgesamt haben wir in den vergangenen fünf Jahren unsere Marketingetats mehr als verdoppelt.

Im Hinblick auf unsere wesentlichen Kostenblöcke Bewerbermarketing und IT-Programmierungen gibt es aktuell kaum Möglichkeiten, mit einer kurzfristigen Budgeterhöhung substanziell mehr zu erreichen. In beiden Bereichen geht es vor allem um langfristige Investitionen – und hier befinden wir uns mit unseren Vorhaben soweit auf Kurs. Eine Entwicklung, die wir gern kurzfristig vorantreiben wollen würden, wäre die Ausweitung der Ausstellerfelder unserer Veranstaltungen um weitere attraktive mittelständische Kanzleien. Diese tun sich teilweise noch sehr schwer mit dem Recruiting-Format, weil sie glauben, dass es für einen eher eingeschränkten Personalbedarf nicht geeignet wäre, oder sie die Präsentation im Kreis von Großkanzleien scheuen. Insofern würden wir die unerwartete Budgeterhöhung an der Stelle gern an unsere zukünftigen Neukunden weitergeben. Diese könnten wir dann auf diesem Wege von der Qualität unseres Produktes überzeugen und das Geld käme am Ende auch noch bei uns an (lacht).

Herr Eick, vielen Dank für das Interview.

 

Weiterführende Links:

Detaillierte Informationen zu allen IQB-Karriere-Events und Angeboten gibt es online unter www.iqb.de.

 

Mit Recht Karriere machen: JURAcon im Spannungsfeld klassischer Jobmessen und Digital Recruiting

 

 

 

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