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Monster CEO Abgang zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt

Gerhard Kenk Publisher Crosswater Job Guide: Jobbörsen, Karriere, Gehalt, Recruiting, Personalbeschaffung
Gerhard Kenk

Sal Iannuzzi tritt aus persönlichen Gründen zurück – mitten in einer umfassenden Änderung der Unternehmensstrategie

Ein Kommentar von Gerhard Kenk, Crosswater Job Guide.

Shanghai. Beobachter des weltweit operierenden Karriereportals Monster Worldwide hatten mit allem gerechnet, als die Ergebnisse des 3. Quartals 2014 präsentiert wurde – aber nicht mit dem Rücktritt des langjährigen CEO Sal Iannuzzi aus „persönlichen Gründen“. Über die Hintergründe des Rücktritts mag man trefflich spekulieren – jedoch kommt er zu dem denkbar schlechtesten Zeitpunkt.

Sal Iannuzzi, CEO Monster Worldwide (Foto: Monster)
Sal Iannuzzi, ehemaliger CEO Monster Worldwide (Foto: Monster)

Unter Iannuzzi’s Federführung hatte sich das Unternehmen vor Jahresfrist einem radikalen Strategiewechsel unterworfen, Reichweite, Social Recruiting und Produkttechnologie waren die Schlagworte, mit deren Umsetzung das schlingernde Monster-Schiff wieder auf Kurs gebracht werden sollte. Im Strategiepaket waren natürlich auch genügend Bonbons für die Aktionäre und Börsenanalysten verpackt. Eine sportlich-ehrgeizige Steigerung der Umsatzmarge auf nahezu 35 Prozent galt es zu erfüllen – vor Bekanntgabe dieser Zielvorgabe hatte das Unternehmen zuletzt einen Rückgang der Umsatzmarge von 10% auf 7% hinnehmen müssen. Damit nicht genug: das neue ehrgeizige Ziel sollte innerhalb eines Zeitraums von nur 24 Monaten erreicht werden. (Lesen Sie mehr hierzu: Die neue Monster-Strategie: In Weston nichts Neues)

Nun kommt der Rücktritt zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Nach langen, eigentlich zu langen Krisenzeiten schien das Führungspersonal richtig motiviert zu sein, den Strategiewandel energisch anzugehen. Sichtbarer Ausdruck war der jüngste Messeauftritt von Monster auf der „Zukunft Personal“ im Oktober 2014 in Köln. Eine neue Corporate Identity wurde konsequent umgesetzt: Die Webseite wurde von der früher üblichen schrillen Farbkombination auf eine dezente Lila-Farbe reduzierte dargestellt, das Standpersonal verpasste sich mit lila Hosen, markanten Gürtelschnallen und schwarzen Jacketts ein einheitliches Outfit. Sogar ein mutiger Anspruch wurde von Vortragsrednern gewagt: „Wir sind lila, wir sind Monster, wir sind bekloppt“.

Rückblickend gesehen hatte CEO Sal Iannuzzi nicht immer ein glückliches Händchen, als es galt, Monster Worldwide durch die Finanzkrise, die Ergebniskrise und die Expansionskrise zu steuern. Nach einer nüchternen Bestandsaufnahme aller Fakten kam Iannuzzi zum Schluss, dass sich Monster für die Übernahme durch einen anderen Konzern oder eine Investoren-Gruppe vorbereiten sollte. Dies wurde mit den üblichen Taktiken des straffen Kostenmanagements, Personalentlassungen und dem Verkauf von Unternehmensanteilen umgesetzt. Insbesondere die Schließung der Niederlassungen in Brasilien, Mexiko und der Türke sowie der Verkauf asiatischer Beteiligungen brachte „Ruhe in die Bilanz“ – allerdings auf Kosten eines damit verbundenen erheblichen Quartalsverlusts.

Masumi Minegishi, Recruit
Masumi Minegishi, Recruit

Sonderbar war es jedoch, dass Iannuzzi diese Strategie in aller Öffentlichkeit ausführlich ausbreitete und berichten liess, dass Analysten und Unternehmensberatungen, u.a. Stone Key Partners und Bank of America Merill Lynch  einmal mehr ein „Due Diligence“ Projekt durchgeführt hätten. So war Monster im Markt als „Übernahmekandidat“ gekennzeichnet – leider ohne die entsprechenden Interessenten zu finden.

 

In der gleichen Zeit ging der japanische Personalkonzern Recruit Holdings Co.  in den USA auf Einkaufstour, um seine internationale Expansion fortzusetzen. Und wie es das Schicksal wollte, entschieden sich die Manager des japanischen Konzern nicht für eine Übernahme von Monster Worldwide, sondern für die Übernahme von Indeed.com, einem Unternehmen, das als Karriereportal, Jobsuchmaschine und vielen innovativen HR-Technologien glänzte.

So entschloss sich CEO Iannuzzi, das Unternehmen quasi am eigenen Schopf aus der Krise zu führen – der Strategiewandel war fortan die Handlungsmaxime.

Nun steht oder stand Monster nicht als einziges Karriereportal da, welches eine Krise zu meistern hatte. Auch Wettbewerber Stepstone durchlief ähnliche Krisen. Als Stepstone vor vielen Jahren infolge exzessiven Marketing- und Werbekosten kurz vor dem finanziellen Kollaps stand, steuerte der von Großaktionären und Venture Capital-Funds kontrollierte Aufsichtsrat radikal um und bestellte mit Colin Tenwick, einem früheren Software- und Vertriebsmanager, einen neuen CEO.

Colin Tenwick, CEO StepStone Group
Colin Tenwick, ehemaliger CEO StepStone Group

Dieser führte fortan ein stringentes Sanierungsprogramm durch, schloss die verlustbringende UK-Stepstone-Dependance und erweiterte das Produktsegment mit einem strategischen HR-Software-Paket. Der unternehmerische Erfolg weckte natürlich auch die Begehrlichkeiten anderer Konzerne – das Stepstone-Karriereportal passte ideal zur neuen Strategie der „Digital Classifieds“ des Axel Springer Verlags. Colin Tenwick steuerte in mehreren Schritten von einer Springer-Minderheitsbeteiligung auf eine komplette Übernahme von Stepstone durch Springer zu. Auch so können unternehmerische Krisen kontrolliert und zum erfolgreichen Abschluss gebracht werden.

Wie geht es mit Monster Worldwide weiter? Die Faktenlage gibt ein eher diffuses Bild ab: In den bisherigen drei Quartalen in 2014 verzeichnete das Unternehmen einen Rückgang des Gesamtumsatzes von 4%, der Umsatz der Division ‚Monster Careers‘ ging um 3% zurück und die Einnahmen im Bereich ‚Internet Advertising & Fees‘ reduzierten sich von 54 Millionen auf 48 Millionen. Immerhin legte der Aktienkurs von Monster Worldwide mit der Bekanntgabe des Quartalsergebnisses und der Rücktrittsankündigung von CEO Sal Iannuzzi um 14.2% Prozent (Quelle: Seeking Alpha) zu.

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