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Richtig bewerben? Geht gar nicht!

Henrik Zaborowski
Henrik Zaborowski

Richtig bewerben? Ha! Bewerbungen sind miese Verräter!

Von Henrik Zaborowski, Recruitingcoaching

Richtig bewerben? Vergessen Sie es! Vergesst Bewerbungen! Das ist mein Ernst. Sollte es „da draussen“ immer noch Menschen geben, die glauben (und behaupten) es gebe die perfekte Bewerbung und (fast genauso schlimm) Recruiting sei ein nachvollziehbarer, kontrollierbarer und objektiver Prozess, denen rufe ich zu: „Hört auf! Erzählt nicht so einen Blödsinn!!“ Denn abgesehen davon, dass ich unwahre Behauptungen einfach nicht mag, haben diese Lügengeschichten auch noch eine verheerende Wirkung. Nämlich auf die armen Bewerber, die das Märchen von der richtigen Bewerbung  und dem „objektiven, vollkommenen Recruitingprozess“ glauben und die Schuld für die unerklärlichen Absagen bei sich suchen. Euch möchte ich heute in aller Deutlichkeit sagen: Es ist nicht Eure Schuld!!!

Richtig bewerben in der Praxis? Dramatisch!

Vor zwei Wochen konnte mich Chris Pyak, Gründer von ImmigrantSpirit mit seiner unnachahmlichen Art spontan für ein Interview auf Englisch über das Recruiting in Deutschland für seinen PodCast überreden (ich frage mich immer noch, wie ihm das gelungen ist, Respekt). Und da warteten sie dann, die top ausgebildeten Menschen aus aller Welt, die in Deutschland einen Job suchen und nun Antworten von mir erhofften, warum das scheinbar unmöglich ist. Wo doch alle fachlichen Anforderungen (und Erfahrungen), zum Beispiel bei (scheinbar?) sehnsüchtig gesuchten Softwareentwicklern, vorhanden waren. Bis auf die Deutschkenntnisse … autsch. Willkommen in Deutschland. Aber das will ich hier nicht weiter ausführen. Und obwohl ich nur grobe, aber echte „basics“ nannte, warum das mit der Bewerbung in Deutschland nicht klappt, war das Feedback sehr positiv. Die Hörer waren dankbar, dass ihnen jemand mal ein paar Dinge erklärte. Und ich dachte: Wie dramatisch! Da sind hochintelligente Menschen, die mental an so etwas „einfachen“ wie einer Bewerbung in Deutschland verzweifeln. Oder besser gesagt: Die am Unerklärlichen verzweifeln! Was läuft da schief?

Dann schrieb Ulrich Jordan im Human Resources Manager in „Erst einmal die Basics, bitte“ über die (miese) Bewerbungserfahrung seine Patenkindes. Und berichtet über Erfahrungen, die niemanden, der sich selbst mal mit Bewerbungen auseinander gesetzt hat, überraschen dürften. Insider (also Recruiter) sollten diese Berichte überhaupt mal gar nicht überraschen. Alles schon tausendmal gesehen.

Dann bekam ich letztes Wochenende eine Nachricht über XING von einem Personalvermittler mit einem Jobangebot, das auf mich passte. Naja, wenn Sie davon ausgehen, dass, wenn ein Wort aus dem Jobtitel auch auf meinem XING Profil zu finden ist, ich den Job kann und will. Der Job passte aber eben nicht und der Nachrichtentext war nett, aber auch komplett allgemein, massentauglich und damit nicht individuell. Macht nix, ich bin da niemanden böse (warum, lesen Sie weiter unten). Aber der Job (übrigens bei einem der ganz ganz großen namhaften Konzerne in Deutschland) passte perfekt auf jemanden, den ich kenne und von dem ich weiß, dass er wechseln möchte. Also: Info weitergeleitet und das schöne Gefühl gehabt, etwas Gutes zu tun. Ca. 5 Minuten lang. Dann kam nämlich schon die Antwort. „Habe ich mich vor vier Wochen drauf beworben. Außer automatischer Eingangsbestätigung nichts mehr gehört„. Also mal nach dem Job gegoogelt und bei einer namhaften Jobbörse gefunden. Die Anzeige ist dort seit Anfang Dezember veröffentlicht. Jetzt also mal langsam: Der Job war sechs Wochen online, dann bewirbt sich mein Kontakt (der aus meiner Sicht perfekt passt) dort und hört vier Wochen lang nichts. Dann (also etwa 10 Wochen nach Veröffentlichung) bekomme ich eine Nachricht von einem Personalvermittler mit genau diesem Jobangebot. Da scheint ja dringend der richtige Kandidat gesucht zu werden. Was ist da los?

Richtig bewerben? Geht gar nicht!

Und jetzt frage ich Sie: Was läuft hier falsch? Bevor ich Ihnen die Antwort gebe, ein letztes Beispiel. Vor zwei Wochen sprach mich eine Kollegin auf meinem Interimprojekt an. „Henrik, mir hat der Herr X geschrieben. Er wartet seit zwei Monaten auf Deine Rückmeldung!“ Bäähm! Erwischt! Es lief mir kalt den Rücken runter. So etwas kann ich gar nicht haben. Da macht mich mein schlechtes Gewissen so fertig, dass ich ganz zittrige Hände kriege. So ein Fehler! Und das mir!!! Wo ich doch ganz viel Wert darauf lege, dass so etwas eben nicht vorkommt. Aber Sie können sicher sein: Das ist mir mit Sicherheit schon ein paar Mal in meinen 15 Jahren Recruitingpraxis passiert. Nur manche  Bewerber melden sich halt nicht mehr, darum fällt es mir dann nicht auf.

Ich werde Ihnen im nächsten Artikel ausführlich darlegen, warum es zu solchen Fällen wie oben beschrieben kommt. Aber hier möchte ich es schon mal auf den Punkt bringen. Es liegt am schwächsten Glied im (angeblich) klaren Recruitingprozess: Dem Menschen. Und weil wir genau diesen Menschen als Individuum nicht heraushalten können, ist jede Bewerbung ein Glücksspiel – und wird es auch immer bleiben.

Welche Antworten gibt Henrik Zaborowski? Lesen Sie hier weiter: http://www.hzaborowski.de/2016/02/18/richtig-bewerben-bewerbungen-sind-miese-verraeter/

 

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