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Die Ausbildungskrise: Unzählige Azubistellen sind unbesetzt

In diesen Tagen machen viele junge Menschen ihre ersten Schritte in die Berufswelt. Sie starten eine Ausbildung. Dass es auch in diesem Jahr wieder einige unbesetzte Ausbildungsstellen geben wird, ist auch heuer keine Überraschung mehr. Mit Blick auf die letzten Jahre zeigte sich die Tendenz, dass zunehmend mehr Azubistellen nicht besetzt werden konnten. Über mögliche Gründe soll dieser Beitrag Aufschluss geben.

Zahlen, Daten, Fakten und Trends

48.984 Azubistellen waren im Ausbildungsjahr 2016/2017 unbesetzt. 43.561 waren es im Jahr 2015/2016 und 41.040 Azubistellen waren es im Jahr 2014/2015. Diese Zahlen zeugen von einem deutlichen Trend, der da heißt: Viele Unternehmer sind ausbildungswillig, finden aber nicht die passenden Auszubildenden oder bekommen vielleicht erst gar keine Bewerbungen. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit hält noch weiteres interessantes Datenmaterial vor, das zeigt: Eigentlich müssten etwa die Hälfte der „freien“ Azubistellen durchaus zu besetzen sein, zumindest gibt es sogenannte „unversorgte“ Bewerber in einer ausreichend hohen Anzahl, wie die folgende Tabelle zeigt:

Versorgungsgrad der Auszubildenden 2016/2017 2015/2016 2014/2015
Azubis mit Ausbildungsvertrag in der Tasche 524.112 527.178 528.387
Azubis ohne Ausbildungsvertrag in der Tasche 23.712 20.550 20.712

 

In jedem Ausbildungsjahr also gibt es genug unbesetzte Ausbildungsstellen, um die Azubis ohne Ausbildungsvertrag in der Tasche in eine Ausbildung zu vermitteln, aber: Es mangelt an positiven Matches. So sehen die Spiegel-Hitlisten der beliebtesten und der unbeliebtesten Ausbildungen aus:

Abbildung 1: Die Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann ist sehr beliebt. Sie trägt der Intention der jungen Menschen Rechnung, fit und gesund durchs Leben zu gehen. Einen trainierten Körper im Job zu bekommen, ist die Idee dahinter.
Abbildung 2: DieAusbildung zur Restaurantfachfrau ist ebenso wenig beliebt wie die Ausbildung im Hotelfach. Vor allem die Arbeitszeiten schrecken viele junge Menschen ab. Sie fürchten dann arbeiten zu müssen, wenn ihre Freunde ausgehen.

 

 

Top: Diese Ausbildungsberufe sind besonders beliebt.

Informations- und Telekommunikationssystem-Elektriker gibt es wie Sand am Meer. Für diese Ausbildung bewerben sich weit mehr Azubis, als es Stellen gab. Auch der Sport- und Fitnesskaufmann ist ein sehr beliebter Ausbildungsberuf. Hier herrscht ein Überangebot an interessierten Azubis. Mediengestalter mit dem Fachbereich Bild und Ton, Gestalter für visuelles Marketing und Tierpfleger kämpfen buchstäblich um die rar gesäten Ausbildungsplätze.

Flop: Diese Ausbildungsberufe zu besetzen, ist fast unmöglich.

Die Ausbildung im Restaurantfach ist ein Flop. Über 34 Prozent der Ausbildungsplätze sind unbesetzt. Auch der Beruf des Fleischers ist eher unbeliebt. Über 33 Prozent der Stellen blieben 2017 unbesetzt. Auch für die Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, also beispielsweise die Angestellte in der Bäckerei, gibt es wenig beruflich interessierten Nachwuchs. Über 32 Prozent der Ausbildungsplätze blieben unbesetzt. Auch bei den Systemgastronomie-Fachleuten und bei den Sanitär- und Heizungstechnikern mangelt es am Nachwuchs.

Nach diesen Kriterien werden Ausbildungsberufe heute ausgewählt

Wer verstehen will, warum einige Ausbildungsplätze heute unbesetzt bleiben, muss die Suchkriterien der jungen Menschen begreifen. Folgende Faktoren sind für sie bei der Wahl ihrer Ausbildung von entscheidender Bedeutung:

  • Junge Menschen haben Träume und um diese zu verwirklichen, brauchen sie ein entsprechendes Gehalt. Grund genug, sich nach einer Ausbildung umzusehen, die bereits ein sattes Ausbildungsgehalt offeriert, das anschließend in einem attraktiven Festgehalt münden wird. Nicht selten wird zu diesem Zweck bereits im Vorfeld der Gehaltsvergleich bemüht, um die späteren Verdienstchancen zu überprüfen.
  • Die Träume der jungen Menschen werden vor allem nachmittags und an den Wochenenden erfüllt. Klar, dass Jobs, wie etwa der Koch oder Bäcker entsprechend uninteressant sind, denn diese finden hauptsächlich in der Zeit statt, in denen junge Menschen ihre Freizeit genießen wollen.
  • Wer seinen Blick in die Zukunft richtet, der wird sich bereits vor dem Antritt einer Ausbildung nach den Zukunftschancen im Job erkundigen. Ein Blick auf Jobrobot zeigt: Über 37.000 Jobs als Entwickler und über 31.000 Jobs als Ingenieur warten quasi auf die richtige Fachkraft. Das sorgt bei vielen jungen Menschen dafür, sich eher für ein Duales Studium zu entscheiden. Dabei werden die praktischen Inhalte einer Ausbildung gekoppelt mit den theoretischen Inhalten eines Studiums. Die Ausbildung zur Fachkraft gelingt so bestens.

Darüber hinaus geben junge Menschen an, dass ihnen das Betriebsklima, die Übernahmechancen, die Karrieremöglichkeiten, die Ausbildungsinhalte, die Betreuung während der Ausbildung, die Entfernung zum Wohnort sowie das Unternehmensimage durchaus wichtig sind.

Darauf müssen Personaler beim Azubi-Recruiting achten

Um Azubis für ein Unternehmen zu gewinnen, die nicht nur ihre Ausbildung absolvieren, sondern auch als gut ausgebildete Fachkraft im Betrieb bleiben, müssen Unternehmen einiges investieren. Wer als motivierte, junge Person in ein Unternehmen kommt und dort auf nur wenig Ausbildungsliebe stößt, hat häufig schneller einen neuen Ausbildungsplatz, als das dem Unternehmen lieb ist.

Ein gutes Ausbildungsklima, Ausbildungsbeauftragte, die verlässlich sind, und die Chance, auch als Azubi bereits einiges bewegen zu können, sind die Qualitätsmerkmale, die ausbildende Unternehmen heute bieten müssen. Um junge Menschen für ein Unternehmen zu gewinnen, zählen auch langfristig gute Arbeitsbedingungen, die bei familienfreundlichen Arbeitsbedingungen begingen und bei zukunftsträchtigen Weiterbildungen, beispielsweise im Bereich digitaler Kompetenzen, noch längst nicht enden.

 

Abbildung 1: pixabay.com © skeeze (CC0 Public Domain)

Abbildung 2: pixabay.com © LuckyLife11 (CC0 Public Domain)