Keine Zeit, Zeit zu sparen?
Vom Tal der Tränen zum Berg des Erfolgs – Es gibt viel zu tun – Keine Zeit für.. – Drei Ansätze, Zeit zu finden – Umwälzungen bringen nichts
Ein Gastbeitrag von Helmut König
Vom Tal der Tränen zum Berg des Erfolg
Nachdem in 2009 und 2010 unsere Konjunktur ein tiefes Tal durchschritten hat, brummt der Motor wieder. Überall positive Signale, überall volle Auftragsbücher, überall viel zu tun. Leider immer noch zu schlechten Preisen. Obwohl viele Aufträge vorliegen, scheinen sich die Wettbewerber bei jedem Auftrag bis auf das Messer zu bekämpfen. Unternehmen würden viel Zeit, Ärger und Geld sparen, wenn sie sich in dieser Konjunkturphase zuerst auf ihre wichtigen Märkte und Kunden konzentrieren würden, statt jedem Auftrag hinterher zu rennen.
Das würde gesundes Wachstum zu besseren Preisen bedeuten, was eine gute nachhaltige Strategie ist. Schnelles sprunghaftes Wachstum dagegen führt zu überhasteter Produktion mit den entsprechenden Qualitätsproblemen und Sprünge gehen immer nach oben und nach unten.
Es gibt viel zu tun
Gesundes Wachstum bedeutet immer eine gleichmäßig planbare Produktion. Bessere Planung führt zu hoher Qualität und auch das ist im Sinne einer nachhaltigen Kundenbeziehung eine gute Voraussetzung für eine langfristige Kundenbindung. Dieser schöne Ansatz löst aber nicht das momentane Problem; die Industrie hat zu viele Aufträge, eine zu hohe Auslastung und zu wenig fachlich versierte Mitarbeiter. In solchen Fällen werden Verkäufer an dass Produktionsband gestellt, die Marketingabteilung schreibt die Rechnungen und externe Berater werden mit dem Hinweis „Keine Zeit“ auf die nächste Konjunkturabschwächung vertröstet.
Keine Zeit für..
Unternehmen optimiert man am besten dann, wenn es dem Unternehmen gut geht, dann ist das Geld dafür da. Leider sind solche Konjunkturphasen mit viel Arbeit und dementsprechend wenig Zeit verbunden. Es ist zwar Geld vorhanden, aber Zeit für die Durchführung fehlt scheinbar. In der Weiterbildung gibt es dazu den schönen Satz, dass manche Menschen keine Zeit haben, auf ein Zeitplan-Seminar zu gehen, dabei gehen Zeitplanexperten davon aus, dass gute Planung der täglichen Arbeit bis zu 1 Stunde Zeit sparen hilft. In der englischen Comic Szene wird das Thema mit gewohnt schwarzem Humor dargestellt: Der Comic zeigt einen König, der mit seinem Schwert und seinen Rittern mit den Worten in die Schlacht zieht : “Ich habe jetzt keine Zeit, mich mit einem verrückten Berater zu unterhalten, ich muss einen Krieg gewinnen“. Hinter dem König steht ein Berater, der ihm ein Maschinengewehr präsentieren will.
Drei Ansätze, Zeit zu finden
Der Unternehmer: Er ist Vorbild, Speerspitze und Mutter der Kompanie in einem Unternehmen. „Wie der Herr, so’s Gescherr“ ist dabei ein treffender Satz, der sich immer wieder bewahrheitet. Tritt er als Despot auf, zittert das Unternehmen vor ihm, denn die Entscheidungen, die er getroffen hat, sind nur von ihm, wenn sie erfolgreich sind. Alles andere sind Fehlinterpretationen seiner Anordnungen durch die Belegschaft. Tritt er als gerechter Häuptling auf, lieben ihn seine Mitarbeiter trotz der Launen, die er manchmal hat. Zumeist entscheidet er alles selbst und hat dementsprechend viel zu tun. Als Gleicher unter gleichen schließlich führt er sein Unternehmen wie ein Team, aber die Scheu vor unangenehmen Entscheidungen lässt ihn immer wieder Chancen für das Unternehmen verpassen. Die Mischung der verschiedenen Eigenschaften macht sicher den guten Unternehmer aus.
Das Unternehmen: Alle Unternehmensabläufe sind selbstverständlich lean, gut strukturiert, kostenoptimiert und nicht mehr verbesserungsfähig, so glaubt man. Alle Produktionsabläufe sind ausgereizt und keine Verbesserungen mehr möglich, das scheint sicher. Die Aussagen kommen aber von Mitarbeitern, die seit Jahren mit diesem Abläufen vertraut sind und sich gar keine anderen Strukturen vorstellen können. Dieses Scheuklappensyndrom ist verständlich, denn sonst hätte ein Mitarbeiter jahrelang Verbesserungspotentiale im Unternehmen übersehen – das kann einfach nicht sein. Aber die Ergebnisse z.B. des Materialeffizienzprogramms der Deutschen Bundesregierung zeigen, dass in Unternehmen im Schnitt 2% des Umsatzes an Materialeinsparung möglich sind. Dabei wird weniger an der Produktionsoptimierung gearbeitet als mehr an Prozessabläufen. Nur ein Beispiel für viele, um durch veränderte Organisationsstrukturen Zeit und Geld zu sparen.
Der Mitarbeiter: Gute Unternehmer in guten Unternehmen haben gute Mitarbeiter. Entscheidungsspielräume sind den Arbeitsplätzen angepasst, Mitdenken wird gefördert und ein gutes Klima untereinander sorgt für Spaß bei der Arbeit. Solche Mitarbeiter haben Teamgeist, fragen nicht nach Arbeit sondern erledigen sie und bringen das Unternehmen mit neuen frischen Ideen voran. Unternehmer sind immer wieder überrascht über die Fähigkeiten und Einsatzbereitschaft ihrer Belegschaft, wenn die Belegschaft nur gelassen wird. „Wenn man sein Hobby zu seinem Beruf gemacht hat, muss man nie mehr arbeiten“ ist eine Erfahrung, die jeder Chef einmal mit seinem Team machen sollte. Ein wenig loslassen und ein bisschen mehr Freiheit ist alles, was man dafür braucht; aber dabei sollte man realistische Zielvorgaben nicht vergessen.
Umwälzungen bringen nichts
Große Strukturveränderungen in Unternehmen sollten nur dann passieren, wenn große Dinge angesagt sind, oder wenn das Unternehmen auf der Kippe steht. Dies passiert aber zumeist nur dann, wenn jahrelang die kleinen Optimierungen vergessen worden sind. Kleine Schritte können beständig vorgenommen werden. Sie gehören in einen langfristig angelegten Plan, der regelmäßig überprüft und angepasst wird. Kleine Schritte können regelmäßig erfolgen und kosten wenig Zeit und Geld. Sie sind so auch in Zeiten möglich, wo das Unternehmen stark ausgelastet ist, weil die Mitarbeiter darauf eingestellt sind. Man sollte sich aber vor Angeboten hüten, die Projekte anbieten, in die die ach so überlasteten Mitarbeiter nicht eingebunden sind. Es ist zum einen den Mitarbeitern überhaupt nicht recht und zum anderen passen fremdentwickelte Systemlösungen in den meisten Fällen nicht ins Unternehmen. In einem solchen Fall kehren die neuen Besen zwar gut, aber da die alten die Ecken besser kennen, werden sie die Fehler in der Umsetzung sofort erkennen.
Helmut König – Königskonzept
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