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Jeder zweite Job in der Zeitarbeit ist zusätzlich

Dr. Elke Jahn

Kritiker der Zeitarbeit führen häufig ins Feld, dass Zeitarbeit reguläre Beschäftigung verdränge. Befürworter behaupten dagegen, dass die Zeitarbeit zusätzliche Beschäftigung schaffe. Arbeitsmarktforscher haben jetzt herausgefunden dass beide Seiten gleichermaßen richtig und falsch liegen: „Die Hälfte der Zeitarbeit ist zusätzlich“, stellten Elke Jahn und Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fest.

Betrachtet man beispielsweise einen Anstieg der Zahl der Leiharbeiter um 200.000 wie in den Boomjahren 2006 oder 2010, so hat er in etwa 100.000 Jobs außerhalb des Zeitarbeitssektors verdrängt, aber auch insgesamt 100.000 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse geschaffen. „Wie von den Befürwortern der Zeitarbeit erhofft, ist mit dem Einsatz von Leiharbeitskräften ein Beschäftigungsaufbau verbunden. Allerdings ist dieser Beschäftigungsgewinn nicht ohne Kosten: Denn Zeitarbeit verdrängt auch reguläre Beschäftigung“, schreiben Jahn und Weber in der IAB-Studie. Dabei betonen die Forscher: Zu einer solchen Verdrängung könne es über viele Wege kommen, keineswegs nur durch direkten Austausch eines regulär Beschäftigten durch einen Leiharbeiter. Unter Verdrängung würde beispielsweise auch fallen, wenn Betriebe mit stärkerem Leiharbeitseinsatz anderen Betrieben Marktanteile abnähmen.

In den letzten zwei Jahrzehnten ist der Anteil der Leiharbeitnehmer an allen Erwerbstätigen beständig gestiegen. Während im Jahr 1991 etwa 0,4 Prozent aller Erwerbstätigen in der Arbeitnehmerüberlassungsbranche tätig waren, betrug dieser Anteil im Jahr 2011 beinahe 2,2 Prozent. In absoluten Zahlen entspricht das rund 130.000 im Jahr 1991, im Jahr 2011 rund 880.000.

Das starke Wachstum der Zeitarbeit in den letzten Jahrzehnten hänge nicht zuletzt mit zahlreichen Lockerungen der gesetzlichen Bestimmungen zusammen, erklären die Arbeitsmarktforscher. Mit der Liberalisierung des Arbeitnehmerüberlassungsrechts seien viele Erwartungen verbunden gewesen. Nachfrageschwankungen sollten dadurch weniger mit Hilfe von Überstunden ausgeglichen werden, sondern verstärkt über Zeitarbeit. Über diesen Weg, so die Hoffnung vieler Reformer, würde für Unternehmen ein Anreiz entstehen, zunächst zeitlich begrenzte Arbeitsplätze zu schaffen, die später – wenn es die Auftragslage zulässt – in reguläre Jobs umgewandelt werden können. Zeitarbeit sollte so vor allem neue Arbeitsplätze schaffen.

Die IAB-Studie steht im Internet unter http://doku.iab.de/kurzber/2013/kb0213.pdf.

 

 

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)
Pressestelle: Wolfgang Braun, Sarolta Hershey, Katja Hartosch
90327 Nürnberg
Telefon (0911) 179-1946
E-Mail wolfgang.braun@iab.de

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