Arbeitsmarkt Personalvermittler

Unternehmen vorsichtig optimistisch / Einstellungsbereitschaft deutscher Unternehmen steigt leicht

Frankfurt am Main. Nach gut einem Jahr Rezession deuten erste Indikatoren wieder auf ein Anziehen der Konjunktur hin: Der deutsche Export wächst, die Inflation sinkt gen Null, die Verbraucher konsumieren ungebrochen, die Arbeitslosenzahl steigt bislang moderat. Parallel nimmt langsam die Bereitschaft der Unternehmen zu, Mitarbeiter einzustellen oder deren Zahl stabil zu halten. Zu dieser Einschätzung kommt das am Dienstag veröffentlichte Arbeitsmarktbarometer des Personaldienstleisters Manpower für das vierte Quartal 2009.

Rund 83 Prozent der befragten Firmen beabsichtigen, den Personalstand zu halten; sieben Prozent wollen einstellen. Im Vergleich zum Vorquartal verbessert sich der
Netto-Beschäftigungsausblick um einen Prozentpunkt auf -1 Prozent. Tendenz nach oben zeigt die Beschäftigungsquote zum vierten Quartal 2009 in den Bereichen Finanzen und Immobilien, Energie und Versorgung, im Bereich öffentliche Hand einschließlich des von der Rezession bislang unbeeinflussten Gesundheitswesens sowie bei Verkehr und Kommunikation. Die Einstellungsbereitschaft im produzierenden Gewerbe bleibt erneut deutlich hinter den anderen Wirtschaftszweigen zurück. Fast alle Zahlen bleiben unter dem Vorjahresniveau.

Unternehmen suchen gezielt – Fachkräfte gefragt

Im Hinblick auf die nach wie vor unsichere Situation betreiben die Unternehmen eine umsichtige Personalpolitik. „Die Firmen agieren sehr überlegt. Wenn sie suchen, dann sehr gezielt nach qualifiziertem Personal“, erläutert Christian Salge, Mitglied der Geschäftsleitung von Manpower Deutschland in Frankfurt. Gefragt seien „in erster Linie Fachkräfte und Spezialisten“. Bei Manpower Deutschland werden vor allem Beschäftigte für den Finanzbereich und das Gesundheitswesen nachgefragt.

Die Beschäftigungsprognose für das vierte Quartal bestätigt Salges Beobachtung: Mit +7 Prozent zeigen sich Arbeitgeber aus dem Bereich Finanzen und Immobilien am optimistischsten. Ihnen folgen die Versorgungswirtschaft sowie der Bereich öffentliche Hand und Soziales einschließlich des Gesundheitswesens mit jeweils +6 Prozent. Verkehr und Kommunikation gehört mit prognostizierten +3 Prozent ebenfalls zu den Lichtblicken.

Im Spezialmarkt Gesundheitswesen baut Manpower Deutschland seine Aktivitäten aus mit dem Ziel, verstärkt Bewerber zu gewinnen und Arbeitgeber über den Nutzen professioneller Instrumente in der Personalsuche zu informieren. Fachfremde Kräfte wird Manpower für den Gesundheitsbereich qualifizieren.

Das Arbeitsmarktbarometer gibt eine uneinheitliche Entwicklung der Wirtschaftszweige wider. Das produzierende Gewerbe erreicht mit -10 Prozent den niedrigsten Wert unter allen erfassten Branchen. Er liegt 29 Prozentpunkte unter dem Vorjahresquartal. Ein Negativrekord, dessen Ursache in der Situation des schwächelnden Maschinenbaus und der Autoindustrie liegt. Jahreszeitlich bedingt sein könnte das sinkende Interesse an Neueinstellungen in der Land- und Forstwirtschaft (-9 Prozent) und im Baugewerbe (-2 Prozent). Handel und Hotellerie (-5 Prozent) und der Bergbau (-4 Prozent) zeigen ebenfalls wenig Bereitschaft, Mitarbeiter fest zu verpflichten.

Modell der Zukunft

Christian Salge ist überzeugt, dass Unternehmen künftig verstärkt auf Zeitarbeit setzen werden: „Sie ermöglicht der Wirtschaft die Flexibilität, die sie dringend braucht.“ Arbeitnehmerüberlassung sei ein Konjunkturindikator: „Geht es aufwärts, greifen Unternehmen auf Zeitarbeiter zurück, um Aufträge abzuarbeiten, bevor sie Stammmitarbeiter einstellen. Im aktuellen Konjunkturzyklus wird dies nur abgemildert gelten. Von Ende 2009 an wird die deutsche Wirtschaft die ersten Anzeichen des Aufschwungs zunächst nutzen, für rund 1,1 Million Arbeitnehmer die Kurzarbeit schrittweise zu reduzieren.“ Manpower erwartet für sein Geschäft eine deutliche Belebung erst ab der zweiten Jahreshälfte 2010.

In Zukunft wird Zeitarbeit Salge zufolge noch stärker zur Konstanten in einer sich verändernden Arbeitswelt werden. Innovative Modelle wie Equal Payment oder das von Manpower vor gut einem Jahr etablierte Equal Treatment eröffnen nach Überzeugung von Manpower vor allem mittelständischen Unternehmen den Zugang zur immer knapper werdenden Ressource Fachkräfte.

Berlin und Ostdeutschland legen zu

Das Arbeitsmarktbarometer für das vierte Quartal 2009 geht für die Hälfte der acht Regionen Deutschlands von positiven Werten bei der Einstellungsbereitschaft aus. Verbessert hat sich das Klima in Berlin (+6 Prozent) und in Ostdeutschland (+3 Prozent). Die Region übertrifft nicht nur den Wert des Vorquartals deutlich, sondern liegt als einzige über dem Vorjahreswert (-6 Prozent). München (+5 Prozent) zeigt sich gegenüber dem dritten Quartal 2009 erholt. Ebenso das Ruhrgebiet, wo die Prognose um 15 Prozentpunkte auf +2 Prozent springt.

Dagegen hat sich die Stimmung in Frankfurt deutlich eingetrübt: Mit -11 Prozent verzeichnet die Finanzmetropole den niedrigsten Wert unter den Regionen. Im Jahresvergleich entspricht dies einem Einbruch um 17 Prozentpunkte. Für Nord-, West- und Süddeutschland geht die Prognose von Minuswerten aus.

Ausblick international

Der CEO von Manpower Inc, Jeffrey A. Joerres, folgert aus den Ergebnissen des Arbeitsmarktbarometers: „Die Daten aus zwanzig Ländern und Regionen weisen in eine positive Richtung. Das ist die gute Nachricht.“ Als positiv wertet er, dass 80 Prozent der europäischen Arbeitgeber die Zahl der Mitarbeiter konstant halten wollen. Dies deute auf eine Stabilisierung des Arbeitsmarktes hin. Spitzenreiter bei der Einstellungsbereitschaft sind Indien, Brasilien und Kolumbien, in Europa liegen Polen und Norwegen vorne. Firmen in den USA wollen die Personalzahlen auf niedrigem Niveau stabil halten.

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