Berufliches Spektrum von Frauen und Männern wenig verändert
Die Mehrzahl aller Berufe wird entweder überwiegend von Frauen oder von Männern ausgeübt. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Rund 60 Prozent aller in Westdeutschland beschäftigten Frauen arbeiten in Frauenberufen, Männer sogar zu zwei Dritteln in Männerberufen. Während der Anteil der Frauen in Frauenberufen seit Mitte der 70er Jahre nur um rund vier Prozentpunkte sank, ist der Anteil der Männer in Männerberufen immerhin um rund acht Prozentpunkte zurückgegangen.
Als Frauenberuf bezeichnen die IAB-Arbeitsmarktforscherinnen Corinna Kleinert und Ann-Christin Hausmann Berufe mit einem Frauenanteil von mindestens 70 Prozent, als Männerberuf Berufe mit einem Männeranteil von mindestens 70 Prozent. Die übrigen Berufe zählen als Mischberufe.
Arzthelfer oder Erzieher sind zu mehr als 90 Prozent Frauen. Technische und verarbeitende Tätigkeiten wie Maurer, Kraftfahrzeuginstandsetzer und Tischler sind dagegen typische Männerberufe. Kaufmännische und gastronomische Berufe zählen zu den geschlechtergemischten Berufen.
Der Frauenanteil an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist von 38 Prozent im Jahr 1976 auf 45 Prozent im Jahr 2010 gestiegen. Dabei konnten Frauen auch ihre gestiegenen Bildungsabschlüsse auf dem Arbeitsmarkt nutzen. Je höher das Qualifikationsniveau der Berufe, desto stärker ist der Frauenanteil gewachsen: in mittelqualifizierten Berufen um sieben, in hochqualifizierten Berufen wie Zahntechniker oder Dolmetscher um neun und in akademischen Berufen um 16 Prozentpunkte.
Bei den niedrig qualifizierten Berufen nahm der Anteil der Frauen dagegen um knapp fünf Prozentpunkte ab. „Frauen konnten ihre Beschäftigtenanteile in vielen Berufen mit hohen Qualifikationsanforderungen steigern, was zumindest längerfristig auch zu einer größeren Beteiligung von Frauen an gut dotierten Führungs- und Managementpositionen führen könnte“, so die Forscherinnen. Außerdem stiegen die Frauenanteile in wachsenden Sektoren des Arbeitsmarktes wie zum Beispiel in Dienstleistungsberufen überproportional.
Ob der erwartete Fachkräftebedarf künftig mehr Dynamik in die Berufswelt von Frauen und Männern bringen wird, bleibe jedoch abzuwarten. Die Bemühungen, Frauen für technische Berufe zu rekrutieren, wurden zwar in den letzten Jahren ebenso intensiviert wie Versuche, mehr Männer für erzieherische und Pflegeberufe zu gewinnen. „Bisher haben sich die Berufswahl- und Rekrutierungsprozesse von Frauen und Männern jedoch als sehr beharrlich gegenüber strukturellen Veränderungen im Arbeitsmarkt erwiesen“, stellen die Forscherinnen fest.
Die IAB-Studie basiert auf den Daten von sozialversicherungspflichtig Beschäftigen aus Westdeutschland zwischen 1976 und 2010. Sie ist im Internet abrufbar unter http://doku.iab.de/kurzber/2014/kb0914.pdf.
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)
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