Sprinter-Finish nach Schneckentempo: StepStone-Aktionäre stimmen dem Axel Springer-Übernahmeangebot in letzter Minute zu
26.10.2009 (ghk). Die Dramaturgie der Übernahme von Stepstone durch Axel Springer AG erinnerte in gewisser Weise an die taktischen Tricks, die beim Bahnradsport im Sprint-Wettbewerb geboten wird. In dieser Disziplin kommt es nicht darauf an, welcher Radrennfahrer am Anfang am schnellsten startet, sondern wer am Ende im Ziel die Nase vorn hat. Entscheidend für diese Disziplin ist die Renntaktik: Wer im Windschatten des Gegners fährt, kann besser beschleunigen und so die letzten Meter bis zum Ziel erfolgreich zu gestalten. Um diese Position des „zweiten Mannes“ zu erreichen, veranstalten die beiden Wettkämpfer gleich nach dem Start einige taktische Finessen.
Nicht selten kommt es vor, daß sie fast auf der Rennbahn still stehen, wobei es verboten ist, mit den den Füssen den Boden zu berühren. Diese Technik und Taktik demonstrierten 1990 bei den Sprint-Weltmeisterschaften der Bahnfahrer die beiden Kontrahenten Michael Hübner und Claudio Golinelli.
Auch bei der Übernahme von StepStone durch Axel Springer AG verliefen die letzten Stunden der Übernahmefrist fast wie bei einem Bahnrennen der Rad-Sprinter – Hobby-Radfahrer und StepStone-Deutschland-Vorstand Frank Hensgens hätte seine wahre Freue daran gehabt.
Nachdem Axel Springer in mehreren Stufen sein Engagement beim internationalen Karriereportal schrittweise erhöht hatte und beim Stand von knapp 53% ein Pflichtangebot zur Übernahme der restlichen Aktien unterbreitete, fingen die taktischen Spielchen erst richtig an. Axel Springer erhöhte das urpsrüngliche Angebot von 8,60 Norwegen-Kronen pro Aktie auf 9,00 NOK – und verpflichtete mit diesem Schachzug den StepStone Board of Directors zur Neutralität – er sollte die Meinung der restlichen Aktionäre pro oder contra Übernahme nicht mehr beeinflussen.
Und wie es im Bahnradrennsport beim Sprint praktiziert wird, gelang es Colin Tenwick (CEO) und Ian Cole (CFO), die taktisch wichtige Position an zweiter Stelle – hinter den anderen Aktionären – einzunehmen. Im Windschatten der Präsentation der 3. Quartalsergebnisse 2009 beschleunigten sie das Tempo und kommunizierten noch am 22. Oktober 2009 der Öffentlichkeit, daß sie ihre Aktien an den Axel Springer Verlag verkaufen würden. In den verbleibenden Stunden vor Ablauf des Übernahmeangebots am Freitag, den 23. Oktober 2009 zogen die restlichen Aktionäre auch ihren Sprint an und transferierten bis um 16:00 Uhr so viele Aktien an den Axel Springer Verlag, daß dieser zu seinen bisher gehaltenen 52,77% noch weitere 26,35% der Aktien erwerben konnte.
Und wie bei Sprint-Rennen üblich, steigerte sich die Spannung noch einmal während der letzten Stunde der Übernahmefrist: Jetzt entschieden sich noch weitere Aktionäre, das Übernahmeangebot anzunehmen und transferierten zusätzliche 4,49% der Aktien. Somit erzielte die Axel Springer AG am Ende mit insgesamt 83,61% der Stimmrechte und erhöhten ihren Einfluss auf StepStone ganz signifikant. Schon am Vormittag wurde während der Außerordentlichen Hauptversammling in Oslo die Springer-Mannschaft im Aufsichtsrat von StepStone erweitert, der bisherige Aufsichtsratsvorisztende Jan Stenberg sowie Lawrence Lepard, der seit dem 21.11.2001 als einer der Venture-Capitalist-Vertreter im Board vertreten waren, schieden aus dem Gremium aus.
Weiterführende Links:
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Optionen, Bluffs und Finten: Axel Springers Übernahmepoker um StepStone kommt in die heiße Phase
Informationen zum Übernahmeangebot an Aktionäre von StepStone ASA
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