Zukunft der Zeitarbeit: Lohngerechtigkeit und Flexibilisierung in Gefahr?
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Verbände für Zeitarbeit: Pläne der großen Koalition könnten Equal Pay gefähren
- Wie es um den gesellschaftlichen Auftrag von Zeitarbeit bestellt ist
- Themenpark Zeitarbeit: Personaldienstleister und Service Provider für Zeitarbeit präsentieren sich
Köln. Die große Koalition hat in Sachen Zeitarbeit noch einiges vor: Sie möchte gesetzliche Änderungen bei der Höchstüberlassungsdauer, dem Equal-Pay-Grundsatz oder dem Streikeinsatzverbot einführen. Doch wie sinnvoll wären die geplanten Änderungen? Könnten sie gar die verfassungsrechtlich geschützte Tarifautonomie oder die bereits vereinbarten Branchenzuschläge gefährden? Über die Zukunftsaussichten der Zeitarbeit diskutieren Personalexperten vom 14. bis 16. Oktober auf der Messe Zukunft Personal in Köln.
Seit November 2012 sind bereits Branchenzuschlagstarife für die Zeitarbeit in Kraft – inzwischen für elf Wirtschaftszweige. Durch diesen Zuschlag sollen die Zeitarbeitnehmer zeitlich gestaffelt sukzessive den gleichen Lohn erhalten wie Mitarbeiter des Einsatzbetriebs. Nach neun Monaten liegt der Aufschlag bei bis zu 50 Prozent, doch die Monate mit hohen Zuschlägen könnten bald drastisch verkürzt werden. Die SPD plant, die Einsatzdauer von Zeitarbeitnehmern auf 18 Monate zu begrenzen.
Widerstand der Branchenverbände
Branchenverbände wie der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) warnen deshalb, dass Zeitarbeitnehmern die lukrativen Zuschläge entgehen könnten. „Die Zeitarbeitsbranche braucht keine gesetzliche Equal-Pay-Regelung“, meint etwa Sven Kramer, stellvertretender iGZ-Bundesvorsitzender und Leiter der iGZ-Tarifkommission. Zum Jahreswechsel habe es in allen Entgeltgruppen des Tarifvertragswerkes kräftige Erhöhungen von bis zu 4,8 Prozent gegeben. „Die viel diskutierte Mindestlohnmarke von 8,50 Euro ist in Westdeutschland bereits Realität und wird im Osten ebenfalls während der Tarifvertragslaufzeit erreicht. Zeitarbeit hat längst nichts mehr mit Dumpinglöhnen zu tun“, so Kramer. Für Unternehmen sei die Zeitarbeit vor allem ein Instrument zur Flexibilisierung.
An- und Ungelernte in Arbeit bringen
Diese Sichtweise stützt auch der Bundesverband der Personaldienstleister e.V. „Unser Problem ist nicht, dass ein Mindestlohn eingeführt wird. Unser Problem ist vielmehr, dass aus der Politik relativ unklare Vorgaben für den Zeitarbeitsmarkt kommen, die sehr wechselnd sind“, sagte Wilhelm Oberste-Beulmann, Vizepräsident des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP) und Vorsitzender der Geschäftsführung der START Zeitarbeit NRW GmbH, kürzlich in einem Interview mit der WAZ. Zudem betont Oberste-Beulmann den gesellschaftlichen Auftrag von Zeitarbeit, Geringqualifizierte, Langzeitarbeitslose, Migranten ohne passende Ausbildung und Menschen mit Behinderungen in Arbeit zu bringen. Sein Unternehmen mache sich insbesondere für die Qualifizierung von Un- und Angelernten stark.
Zeitarbeit: Zündstoff für Diskussionen
Auf der Zukunft Personal stehen diese Standpunkte in Diskussionen und Vorträgen auf dem Prüfstand: Vertreter von Unternehmen, Politik, Forschung und Verbänden sowie Experten für Arbeitsrecht debattieren auf der Messe, wohin sich die Zeitarbeit entwickelt.
Themenpark Zeitarbeit und weitere Aussteller
Neben dem iGZ, dem BAP und Start Zeitarbeit NRW sind unter anderem die Personaldienstleister Accurat, adevis, AMG Personal Management, meteor, Piening, R.H. Personalmanagement, Tempo Team, WIP Wirtschafts- & Industrie Personalservice im Themenpark Zeitarbeit in Halle 2.1 der koelmesse als Aussteller vertreten. Hinzu kommen Dienstleister für Zeitarbeit – etwa Softwarehersteller wie Landwehr Softwarelösung und prosoft EDV-Lösungen, Service Provider wie IZS Institut für Zahlungssicherheit oder Verlage wie Huss Medien mit dem Schwerpunkt Arbeitsrecht.
Das Programm zum Thema Zeitarbeit im Überblick:
Mittwoch, 15. Oktober, 12 Uhr:
Podiumsdiskussion „Gute Zeitarbeit hat Zukunft: Betriebliche Flexibilität trotz gesetzlicher Regulierung?“
Moderation: Marcel Speker, Leiter Kommunikation, iGZ Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V.
Diskussion mit:
- Sven Kramer, Stellv. Bundesvorsitzender, iGZ Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V.
- Christian Iwanowski, Gewerkschaftssekretär, IG Metall
- Dr. Juliane Landmann, Project Manager, Bertelsmann Stiftung
- Roland Matzdorf, Abteilungsleiter „Arbeit und Qualifizierung“, Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW
- Hendrik Wüst, Sprecher für Wirtschaft, Mittelstand und Energie, CDU-Landtagsfraktion NRW
Mittwoch, 15. Oktober, 12 Uhr:
Podiumsdiskussion „Mindestlohn, Zeitarbeit, Werkverträge – Was bedeuten die Änderungen für die Praxis?“
Moderation: Volker Hassel, Chefredakteur, HUSS Medien GmbH Arbeit und Arbeitsrecht – Die Zeitschrift für das Personal-Management,
Diskussion mit:
- Alexander R. Zumkeller, Leiter Arbeitsrecht, Arbeitnehmerbeziehungen, Tarif- und Sozialpolitik, ABB AG
- Prof. Dr. Arndt Diringer, Leiter der Forschungsstelle für Personal und Arbeitsrecht, Hochschule Ludwigsburg
- Dr. Alexander Bissels, Partner, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht, CMS Hasche Sigle
Donnerstag, 16. Oktober, 12 Uhr:
„Qualifizierung von Un- und Angelernten: Systematischer Kompetenzerwerb in drei Stufen“
Referent: Wilhelm Oberste-Beulmann, Vizepräsident des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. und Vorsitzender der Geschäftsführung der START Zeitarbeit NRW GmbH, Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister e. V. (BAP)
Donnerstag, 16. Oktober, 16.30 Uhr:
Podiumsdiskussion „Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Dimension der Zeitarbeit“
Moderation: Uwe Berndt, Geschäftsführer, Mainblick – Agentur für Öffentlichkeitsarbeit
Diskussion mit:
- Uwe Beyer, Geschäftsführer, Tempo-Team Management Holding GmbH
- Dr. Alexander Spermann, Direktor Arbeitsmarktpolitik Deutschland, Institute for the Study of Labor
Über die Messe Zukunft Personal
Vom 14. bis 16. Oktober 2014 öffnet die Zukunft Personal, Europas größte Fachmesse für Personalmanagement, bereits zum 15. Mal ihre Tore. Der Veranstalter erwartet rund 16.000 Personalverantwortliche aus dem In- und Ausland, die sich in Köln über Strategien und Lösungen für das Personalmanagement informieren. Bekannt ist die Messe insbesondere für ihr umfangreiches Vortragsprogramm. Das Themenspektrum reicht von Recruiting und Retention über Leadership-, Weiterbildungs-, Arbeitsrechts- und Softwarefragen bis hin zur Zukunft der Arbeitswelt.
Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Registrierung erhalten Besucher unter www.zukunft-personal.de.
Über spring Messe Management GmbH
spring Messe Management veranstaltet Fachmessen für Personalmanagement, Professional Learning, Corporate Health, Job and Career und den Public Sector. Langjährige Messe-Erfahrung, thematische Expertise und nachhaltige Kundenorientierung machen die spring-Veranstaltungen zu etablierten Branchenplattformen. Die Fachmessen aus dem Hause spring sind Seismographen für neue Produkte, Ideen und Managemententwicklungen. Das Tochterunternehmen der Deutschen Messe AG ist in vier Ländern vertreten: Deutschland, Österreich, Ungarn und Russland.
Pressekontakt:
Stefanie Hornung
Pressesprecherin „Zukunft Personal“
Tel. +49 621 70019-205
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