Deutscher Medienkongress: Frauen haben endlich was zu sagen
Von Gerhard Kenk, Crosswater Job Guide
Man kann den Veranstaltungsmanagern von HORIZONT nicht vorwerfen, dass sie inflexibel und änderungsresistent sind, zumindest was die Auswahl der Referenten und Diskussionsteilnehmer betrifft. Jetzt sind auch Frauen am Rednerpult, um ihre Sicht der Dinge darzustellen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit – doch das war nicht immer so.
Als Veranstalter der letztjährigen Sponsoringtage leistete sich HORIZONT den Luxus, eine reine maskuline Referentenriege aufzubieten („Hier haben Frauen nichts zu sagen“). Jetzt haben die Veranstalter des Deutschen Medienkongresses am 20./21. Januar 2015 in der Alten Oper in Frankfurt dazu gelernt und bieten mit Renate Künast (MdB), Dr. Franziska Augstein (Süddeutsche Zeitung), Julia Jäkel (Gruner + Jahr) und Tina Müller (Opel Group) einen charmanten Mix für Podium und Rednerpult auf.
Was heute eine Selbstverständlichkeit ist und mit der Gleichberechtigung der Frau, Frauenquote oder Equal Gender Pay intensiven Eingang in den medialen Hype gefunden hat, war nicht immer so. Während in diesen Tagen die Errungenschaften der Französischen Revolution medienwirksam wiederentdeckt werden, sind die Erinnerungen an die Vorkämpferinnen dieser Frauengleichberechtigung hingegen verblasst.
Olympe de Gouges war eine dieser Vorkämpferinnen, eine Revolutionärin und Frauenrechtlerin, die 1791 die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ publizierte. Sie forderte in Artikel 10: Die Frau hat das Recht, das Schafott zu besteigen. Gleichermaßen muss ihr das Recht zugestanden werden, eine Rednertribüne zu besteigen. Eine Forderung, scharf wie ein Rasiermesser – zumindestens in den damaligen Nachwehen der Französischen Revolution. Letztendlich wurde Olympe de Gouges verhaftet und schrieb aus dem Kerker an das Tribunal:
„Unerschrocken, gerüstet mit den Waffen der Redlichkeit, trete ich euch entgegen und verlange von euch Rechenschaft über euer grausames Treiben, das sich gegen die wahren Stützen des Vaterlandes richtet. (…) Ist nicht in Artikel 7 der Verfassung die Meinungs- und Pressefreiheit als kostbarstes Gut des Menschen verankert? Wären denn diese Gesetze und Rechte, ja die ganze Verfassung nichts weiter als hohle Phrasen, jedes Sinnes entleert? Wehe mir, ich habe diese traurige Erfahrung gemacht.“
Das Todesurteil gegen Olympe de Gouges wurde am 3. November 1793 auf der Place de la Concorde durch die Guillotine vollstreckt.
So ändern sich die Zeiten. Die feminine Referentenriege wird beim Deutschen Medienkongress mit einer Nonchalance an den Rednerpult treten – um diese Selbstverständlichkeit hat Olympe de Gouges gekämpft – und verloren.
Historische Quelle zu Olympe de Nouges: Wikipedia