Absolventenstellenmarkt: Hoffnung auf Erholung? Talfahrt verlangsamt sich

Großenkneten. Für 2010 halten Experten ein Wachstum der deutschen Wirtschaft von 2% für möglich. 2009 beläuft sich das Minus laut Prognosen auf ca. 5%. Die Arbeitsmarktlage, ein nachlaufender Konjunkturindikator, wird sich im kommenden Jahr vermutlich verschlechtern. Prognosen gehen von einer Kontraktion um 1,5 bis 2% bis Ende 2010 aus. Der Berufsstart Absolventen Index ( BAI) verliert im dritten Quartal 2009 nur 6 Punkte ( Vorquartal: 13 Punkte). Die weitere Entwicklung bleibt für junge Akademiker spannend und hoffentlich positiv.

Signifikante Trends

Wie schon im Sommer sind auch in diesem Herbst die Bauingenieure die Profiteure der verbesserten Konjunkturlage. Der Stellenindex der Bauingenieure steigt um 34 Punkte auf 319. Dies stellt seit III 2008 den stärksten Anstieg des Stellenaufkommens innerhalb eines betrachteten Sektors dar. Ein Minus von nur einem bzw. zwei Punkten ist im Bereich Wirtschaftswissenschaften / Biologie-Chemie und Wirtschaftsingenieurwesen / Mathematik-Physik zu beobachten. Deutlichere Verluste treffen Wirtschaftsinformatik und Werkstofftechnik mit jeweils – 14 Punkten.

Wirtschaftswissenschaften

Schon das Vorquartal war mit nur 6 Minuszählern, nach Krisenmaßstäben gemessen, positiv. Der Herbst bestätigt den Trend. Mit nur einem Punkt Verlust sieht die Zukunft nicht mehr gar so grau aus. „Zukunft“ ist aktuell ein wichtiges Thema in der wirtschaftswissenschaftlichen Zunft. Insbesondere Consulting- Unternehmen konstatieren eine starke Belebung des Geschäfts. Prognosen auch für die fernere Zukunft 2030 haben Konjunktur. Die Angst um das eigene Überleben animiert Unternehmen scheinbar, sehr viel langfristiger zu planen. Für 2009 rechnet die Consulting-Branche mit 3% Zuwachs, 2010 könnte gar ihr bestes Jahr werden.

Informatik

Trotz unermüdlicher Beteuerungen des Branchenverbandes BITKOM, dass Informatiker gesucht seien, wie eh und je, macht sich dies auf dem Akademikerstellenmarkt noch nicht wirklich bemerkbar. Die Zahl der offenen Stellen für MINT-Fächer ( Mathematk, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ist seit dem Boom-Frühling 2008 um zwei Drittel auf 44.000 gesunken, so Angaben der deutschen Wirtschaft. Dennoch bestehe weiterhin wachsender Bedarf, so dass die Absolventenzahlen dringend steigen müssten, um einem drastischen Mangel an Fachkräften vorzubeugen.

Maschinenbau

Es geht zwar noch nicht wieder bergauf, aber auch nur noch mit angezogener Handbremse bergab. Das Minus des deutschen Maschinenbaus lag im September 2009 bei 33% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im August 2009 waren es noch 43% gewesen. In einigen Bereichen gab es sogar Orderzuwächse. Von einer Erholung mag angesichts der Umsatzrückgänge und der niedrigen Auslastung der Produktionskapazitäten dennoch niemand in der Branche reden, so Vertreter des Branchenverbandes VDMA. Der BAI für Maschinenbau liegt im Mittelfeld bei 8 Minuspunkten.

Elektrotechnik

Elektrotechnik-Absolventen können noch nicht wirklich aufatmen. Zwar scheint die Abwärtsbewegungen gedrosselt ( III 2009: – 10, Vorquartal: – 22), doch sind die Nachrichten aus der Wirtschaft auch nicht ermutigend. Deutsche Kunden bestellten 27 Prozent weniger als vor einem Jahr, ausländische nur 11 Prozent weniger. Großaufträge aus dem Ausland verbessern die Bilanz. Trotzdem hat die deutsche Elektroindustrie im September 24 Prozent weniger umgesetzt als noch vor einem Jahr.

Biologie-Chemie

Im letzten Quartal noch Sorgenkind, in diesem Quartal schon wieder unter den Stars mit nur einem Zähler im Minus. Kein Sektor ist von einer solchen Berg- und Talfahrt gebeutelt, wie Biologie und Chemie. Die Biotechnologie-Branche beispielsweise musste im vergangenen Jahr ein Investitionsminus von 36% wegstecken und ist nun fieberhaft auf der Suche nach neuen Geldgebern. Allerdings sehen viele Firmen positiv in die Zukunft, da der Bedarf der Pharmaindustrie an neuen, innovativen Produkten ungebrochen sei.

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