Arbeitsmarkt Nachrichten

Gewerkschaft: EADS streicht 5800 Stellen

Luftfahrtkonzern will sparen

Lars Immisch
Lars Immisch. Foto: EADS

Wie FOCUS Online meldet, will der Aviation-Konzern EADS bis zu 5.800 Jobs streichen. Nach Gewerkschaftsangaben seien davon 4.500 Jobs unbefristet. Von dem Arbeitsplatzabbau sollen vor allem die Verteidigungs- Tochtergesellschaft Cassidian, das Raumfahrt-Geschäft von Astrium und die Militärflugzeuge von Airbus-Military betroffen sein, die künftig in der Einheit „Airbus Defence and Space“ zusammengefasst werden. Ein Teil der Stellenstreichungen geht aber auch auf Einsparungen in den Zentralfunktionen zurück, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Lars Immisch, der designierte Executive Vice President for HR bei Airbus Defence and Space,  wird alle Hände voll zu tun haben, um diese personellen Verwerfungen in den Griff zu bekommen.

In einer Pressemeldung erläuterte EADS die Details des geplanten Stellenabbaus:

Insgesamt plant EADS den Abbau von 5.800 Stellen bei Airbus DS sowie in den Konzernfunktionen beziehungsweise der Zentrale bis Ende 2016. Für betroffene Mitarbeiter ist vorgesehen, bei Airbus und Eurocopter bis zu 1.500 Stellen bereitzustellen. Nach der Nicht-Verlängerung von rund 1.300 befristeten Verträgen und der Umsetzung zusätzlicher freiwilliger Maßnahmen wird sich der endgültige Personalabbau zwischen 1.000 und 1.450 Stellen bewegen, unter der Voraussetzung, dass die freiwilligen Maßnahmen angenommen werden.

Der Konzern beabsichtigt zudem, Verhandlungen mit den Betriebsräten zu führen, um Vereinbarungen zur Senkung der Arbeitskosten zu treffen, die die sozialen Auswirkungen des Restrukturierungsplans abfedern.

Im Rahmen des allgemeinen Personalabbaus sollen bei den zentralen Konzernfunktionen und Services rund 500 Stellen gekürzt werden. Zeitpunkt und Umfang einer möglichen Einmalaufwendung im Zusammenhang mit diesem Restrukturierungsplan werden derzeit untersucht.

In Deutschland werden eine Reihe von EADS Standorten von der Umstrukturierung betroffen.

  • Die Zentrale der Division Airbus DS wird in Ottobrunn/Taufkirchen angesiedelt.
  • Etwa 1.000 Funktionen, die sich derzeit in Unterschleißheim befinden, werden dorthin umziehen.
  • Weitere 200 bis 300 in Unterschleißheim angesiedelte Mitarbeiter werden an andere süddeutsche Standorte von Airbus DS verlagert. Der Konzern plant die Veräußerung des Standorts Unterschleißheim.
  • Airbus-Mitarbeiter, die derzeit in Bremen in der A400M Integrated Fuselage Assembly (IFA), am Cargo Hold System (CHS) oder in weiteren „Cabin & Cargo“- Aktivitäten beschäftigt sind, werden Ende 2014 im Rahmen der Vereinfachung der Rechtsstruktur des Konzerns in Airbus DS integriert.

Mit einer euphemistischen Meisterleistung formuliert der Rüstungskonzern dann den Rauswurf der Belegschaft als „konstruktiver sozialer Dialog „: „Unsere Mitarbeiter sind zentral für den Erfolg unseres Unternehmens. Beim konstruktiven sozialen Dialog zur Entwicklung unseres Unternehmens können wir auf viele gemeinsame Erfolge zurückblicken.“

DER SPIEGEL hat das Thema ebenfalls aufgegriffen und berichtet in seiner Print-Ausgabe 50/2013 „Brennende Unterhosen“ über die Hintergründe des EADS-Stellenabbaus.

„Die Verlierer dieser verfehlten Politik sind vor allem die europäischen Steuerzahler. Hohe Milliardenbeiträge werden Jahr für Jahr verschwendet, weil die EU-Regierungen nationale Eigenheiten pflegen, statt Systeme anzuschaffen, die bereits existieren oder gemeinsam günstiger produziert wären.

Das Durcheinander schadet auch den Rüstungskonzernen. ‚Wir haben die EU nicht geschaffen, um einheitliche Glühbirnen, Toilettenspülungen oder Bananengrößen zu bekommen‘, zürnt EADS-Vorstand Tom Enders.

Die größe Verschendung entstehe, weil der Binnenmarkt im Rücstungssektor praktisch außer Kraft gesetzt sei, schreibt der Wissenschaftliche Dienst des Europa-Parlaments in einer aktuellen Studie. Die Analyse mit dem Titel ‚Die Kosten von Nicht-Europa‘ zählt auf 88 Seiten schonungslos die Missstände der europäischen Verteidigungspolitik auf: ‚Verschwenderische Überkapazitäten, Duplikationen, fragemntierte Industrien und Märkte‘ werden vorrangig genannt. 73 Prozent der Beschaffungsvorhabenwürden bis heute nicht europaweit ausgeschrieben. ‚Zusammenarbeit bleibt die Ausnahme‘ so die Experten.

Die Mehrkosten, die deswegen entstehen belaufen sich, konservativ gerechnet, auf mindestens 26 Milliarden Euro pro Jahr“.

So bedauerlich es für die vom EADS-Stellenabbau betroffenen Beschäftigten ist, sie haben zumindest eine Gewerkschaft hinter sich, die ihnen den Rücken stärkt. Die Steuerzahler müssen auf eine derartige Unterstützung verzichten, dafür geht es aber immerhin um jährliche Milliarden-Beträge.

 

Weitere Informationen:

  •  Spiegel 50/2013: Verteidigung: „Brennende Unterhosen“ (Seite 30 uff.)

 

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