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Jedes Jahr Bildung bringt fünf Prozent mehr Einkommen

Jedes Jahr, das jemand zusätzlich in Schule, Ausbildung oder Studium investiert, erhöht sein späteres Einkommen durchschnittlich um fünf Prozent. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Knapp 14 Jahre haben die deutschen Beschäftigten durchschnittlich im Bildungssystem verbracht, also in der Schule, in der Berufsausbildung oder im Studium. Rein rechnerisch bringt jedes Jahr fünf Prozent mehr Lohn. Ein Beschäftigter, der 16 Jahre in seine Bildung investiert hat, hat also über das ganze Erwerbsleben hinweg im Durchschnitt ein um 25 Prozent höheres Einkommen zu erwarten als jemand, der das Bildungssystem nach elf Jahren verlassen hat. Dabei handelt es sich natürlich nur um rechnerische Durchschnittswerte: Wer nach drei Jahren sein Studium ohne Abschluss abbricht, profitiert weniger als jemand, der seinen Abschluss macht. Bummelstudenten verdienen nicht mehr als die anderen Studierenden, Sitzenbleiber nicht mehr als diejenigen, die ohne Wiederholung das Schulsystem durchlaufen.

Frauen und Männer gewinnen in Deutschland gleichermaßen

Frauen und Männer erzielen in Deutschland in etwa die gleiche Bildungsrendite. In anderen Ländern gibt es dagegen häufig geschlechtsspezifische Unterschiede: Meist profitieren Frauen noch stärker als Männer von mehr Bildung.

Die Berechnungen des IAB beziehen sich auf das Einkommen während des gesamten Erwerbslebens. Sie berücksichtigen nicht nur die Brutto-Löhne, sondern auch das Steuer- und Abgabensystem, die durchschnittliche Erwerbsbeteiligung im Lebensverlauf unter Berücksichtigung von Arbeitslosigkeit und Familienpausen sowie staatliche Leistungen wie Arbeitslosenunterstützung und Elterngeld.

Die IAB-Studie steht im Internet unter http://doku.iab.de/kurzber/2012/kb0512.pdf.

 

Fazit

Die Ergebnisse des vorliegenden europäischen Vergleichs bestätigen, dass das Bildungsniveau sowohl bei Frauen als auch bei Männern eine wichtige Determinante des individuellen Einkommens ist. Besonders hoch sind die Bildungsrenditen in Portugal, Spanien, Luxemburg und Irland.

 

Die für Deutschland ermittelten Werte von rund 5  Prozent sind niedriger, aber immer noch beachtlich. Tendenziell erzielen Frauen höhere Renditen als Männer, besonders in Irland und Spanien, während es sich in  Schweden umgekehrt verhält. Die Daten für Deutschland deuten auf keinen signifikanten geschlechtsspezifischen Unterschied hin. In allen Ländern erweist sich die  Lohnprämie als wichtigste Determinante der Bildungsrendite. Was die Wirkung der institutionellen Parameter betrifft, lässt sich festhalten, dass das Steuersystem die Bildungsrenditen für Frauen wie für Männer in allen Ländern am stärksten beeinflusst.

 

Damit verglichen sind die Effekte von Veränderungen der Arbeitslosenversicherung und vor allem der familienpolitischen Leistungen relativ klein. Dieses Ergebnis ist insofern positiv zu bewerten, als es folgenden Schluss zulässt: Diese Politikbereiche – die ja primär andere Zielsetzungen verfolgen – haben nur wenig (unerwünschte) Nebenwirkungen auf die Bereitschaft, in Humankapital zu investieren. So würden verbesserte familienpolitische Leistungen – z. B. mit dem Ziel, die Fertilitätsrate zu erhöhen – die Bildungsrenditen kaum beeinträchtigen.

 

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)
Pressestelle: Wolfgang Braun, Katja Hartosch, Sarolta Weniger
90327 Nürnberg
Telefon (0911) 179-1946
E-Mail wolfgang.braun@iab.de

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