Mehr Personal, neue Strukturen und selbstlernende Organisationen: Bekommt Berlin ein Musterjugendamt?
Hamburg / Berlin. Das Land Berlin hat Steria Mummert Consulting beauftragt, die Entwicklung von Standards für die Organisation und die Personalausstattung eines sozialräumlich arbeitenden, steuerungsorientierten Berliner Musterjugendamtes zu unterstützen. Die nunmehr vorliegende Untersuchung der Unternehmensberatung kommt zu dem Ergebnis, dass die Schaffung einheitlicher, leistungsfähiger Strukturen und Prozesse in der Berliner Kinder- und Jugendhilfe zu einer Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem in den Sozialpädagogischen Diensten, beitragen kann.
Dies ist vor dem Hintergrund bundesweit wachsender Herausforderungen im Zusammenhang mit den sich häufenden Fällen von Kindeswohlgefährdungen für die Jugendämter besonders bedeutsam. Mehr Personal allein löst die Probleme der Jugendämter allerdings nicht, so das Ergebnis der Untersuchung. Vielmehr gilt es, bestehende Strukturen aufzubrechen sowie neue Standards und Pro zesse zu definieren. Davon können nicht nur die Mitarbeiter, sondern vor allem auch die Berliner Familien und ihre Kinder profitieren. Denn es bleibt mehr Zeit, sich um sie zu kümmern. Gegenwärtig prüfen Senat und Bezirke, ob und gegebenenfalls wie die Vorschläge zur Einführung des Musterjugendamtes und des darauf basierenden Personalbemessungssystems in Berlin Realität werden können.
Gemeinsames Projekt
Im Rahmen des gemeinsamen Projekts mit Steria Mummert Consulting galt es, die Anforderungen des Berliner Leitbildes Jugendamt und der Sozialraumorientierung organisatorisch umzusetzen – beispielsweise durch eine konsequente Regionalisierung der Aufgabenwahrnehmung. Zugleich wurde das Jugendamt als lernende Organisation entwickelt. So bleibt das Amt anpassungsfähig gegenüber Veränderungen. Unterschiede in der Sozialstruktur der Bezirke werden bei der Personalbemessung nun ebenso berücksichtigt wie Entwicklungen des Aufgabenvolumens.
Aufgabenspektrum
Insgesamt wurde das gesamte Aufgabenspektrum der Berliner Jugendämter in den Blick genommen und Vorschläge zur Personalausstattung erarbeitet. Eine zentrale Frage war dabei die konkrete Arbeitssituation der Fachkräfte im Regionalen Sozialen Dienst (RSD). Vor dem Hintergrund anhaltender Überlastungsanzeigen wurden personelle und organisatorische Faktoren identifiziert, die durch gezielte Umstrukturierung beseitigt werden können. Empfohlen werden unter anderem zusätzliche Personalressourcen für den Kinderschutz und die Stärkung der Fallsteuerung bei den Hilfen zur Erziehung. Zugleich soll ein modernes Falleingangsmanagement eingeführt werden. Im Ergebnis haben die Mitarbeiter so mehr Zeit für die Arbeit mit den Familien. In administrativen Bereichen sieht die Unternehmensberatung dagegen Einsparpotenziale durch schlankere Prozesse und den Ausbau der IT-Infrastruktur.
Steria Mummert Consulting schlägt der Stadt Berlin die Schaffung landesweit einheitlicher Verwaltungsstrukturen für die Jugendämter vor. Diese sollen aber weiterhin die Möglichkeit haben, individuelle fachlich-inhaltliche Schwerpunkte in ihrer Arbeit zu setzen.
„Fragen nach der inhaltlichen und organisatorischen Aufstellung des Jugendamtes, aber auch der konsequenten Steuerung des Aufgabenfeldes stehen gegenwärtig in vielen Kommunen auf der Tagesordnung. Dabei sind nicht nur die steigenden Ausgaben in den Blick zu nehmen, sondern auch der zunehmend sichtbare Fachkräftebedarf“, sagt Holger Schulze, Principal Consultant bei Steria Mummert Consulting. „Unser für Berlin entwickeltes Modell kann hier vielen deutschen Jugendämtern Wege aufzeigen, wie ihre Zukunft aussehen kann.“
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Jörg Forthmann
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