Die meisten arbeitsmarktpolitischen Instrumente wirken
Die meisten der bisher eingesetzten Arbeitsmarktinstrumente wie Weiterbildung oder Ein-Euro-Job sind nicht überflüssig. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Zumindest für bestimmte Zielgruppen wirken sich die meisten Instrumente in unterschiedlichen Nuancen positiv aus. „Verbesserungspotenzial besteht vor allem bei der Zielgenauigkeit der Teilnehmerauswahl“, schreiben die Arbeitsmarktforscher. Selbst die oft kritisierten Ein-Euro-Jobs haben der IAB-Studie zufolge leicht positive Beschäftigungseffekte.
Andererseits existiere aber auch kein ideales Instrument. So sei beispielsweise bei den betriebsnahen Instrumenten wie dem Eingliederungszuschuss oder den betrieblichen Trainingsmaßnahmen, welche die höchsten Eingliederungseffekte aufweisen, das Risiko von Mitnahme- und Substitutionseffekten groß.
Verzichten könnte man laut IAB am ehesten auf Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM), die in den vergangenen Jahren aber ohnehin nur noch wenig eingesetzt wurden. Bei fast allen Instrumenten schwanke die Wirkung stark, wenn zwischen einzelnen Gruppen von Geförderten differenziert wird. Neben dem regionalen Umfeld, der Organisation und der Qualität der Maßnahme sei insbesondere die Teilnehmerstruktur von Bedeutung, betont das IAB.
Die Forschungsergebnisse zu den Ein-Euro-Jobs würden beispielsweise zeigen, dass diese zu undifferenziert eingesetzt werden. Der Maßnahmeneinsatz orientiere sich insgesamt noch nicht konsequent genug an den individuellen Bedarfen der Arbeitslosen und dem Zuschnitt des Instruments. Anzustreben sei, die gesetzlichen Detailregelungen zu verringern und stattdessen den Vermittlern mehr Spielraum bei der Anwendung der Instrumente zu geben.
Wenig sinnvoll sei unter anderem die gesetzliche Trennung zwischen den verschiedenen Varianten von Eingliederungszuschüssen. Die Nürnberger Forscher merken dazu jedoch an: „Wird die Regelungsdichte bei Einzelinstrumenten zugunsten größerer dezentraler Flexibilität verringert, wächst die Herausforderung für die Vermittler weiter: Je komplexer und flexibler ein Instrumentenportfolio und je größer der Ermessensspielraum ist, desto höhere Qualifikation braucht es für den sachgerechten Umgang.“
Die IAB-Studie im Internet: http://doku.iab.de/kurzber/2011/kb1111.pdf.
Vorgehensweise bei Wirkungsanalysen
Um die Wirkung von Arbeitsmarktinstrumenten zu ermitteln, vergleicht man die Geförderten regelmäßig mit ähnlichen Arbeitslosen, die im untersuchten Zeitraum nicht in eine Förderung eingetreten sind. Dabei wird eine adäquate Vergleichsgruppe nachträglich ausgewählt. Dies geschieht vor allem über statistische Matching-Methoden, mit deren Hilfe sogenannte „statistische Zwillinge“ der Teilnehmer bestimmt werden. Mit anspruchsvollen Verfahren wird auf diesem Weg die „Netto“-Wirkung der Teilnahme berechnet, die sich als Unterschied zwischen den Arbeitsmarktergebnissen der Teilnehmer- und der Vergleichsgruppe ergibt.
Als Ergebnisvariable zur Beschreibung des Maßnahmenerfolgs wird überwiegend der Status „in ungeförderter Beschäftigung“ zu einem bestimmten Stichtag für beide Gruppen ausgewertet. Verschiedene Studien werten allerdings auch weitere Ergebnisvariablen aus wie z. B. die kumulierten Tage in Beschäftigung im Untersuchungszeitraum, den Stichtagsverbleib bzw. die kumulierten Tage in Arbeitslosigkeit, die Austrittswahrscheinlichkeit aus Arbeitslosigkeit oder die ununterbrochene Dauer der neuen Beschäftigungsverhältnisse.
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) Pressestelle: Wolfgang Braun, Katja Hartosch, Sarolta Weniger 90327 Nürnberg Telefon (0911) 179-1946 E-Mail wolfgang.braun@iab.de