Guthaben auf den Arbeitszeitkonten wieder deutlich höher
Nürnberg. Die temporäre Verkürzung der Arbeitszeit, welche die Wucht der großen Rezession in den Jahren 2008 und 2009 größtenteils abgefedert hatte, ist inzwischen zu guten Teilen aufgeholt. Das geht aus Zahlen hervor, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Donnerstag veröffentlichte. Der Abbau der Guthaben auf den Arbeitszeitkonten vom vierten Quartal 2008 bis zum ersten Quartal 2010 beispielsweise sei mittlerweile zu mehr als der Hälfte wieder ausgeglichen.
Auf alle beschäftigten Arbeitnehmer in Deutschland bezogen waren vom vierten Quartal 2008 bis zum ersten Quartal 2010 durchschnittlich zwölf Stunden Zeitguthaben abgebaut worden. Seit dem zweiten Quartal 2010 wachsen die Guthaben auf den Arbeitszeitkonten wieder an. Bis zum Ende des dritten Quartals stieg das Zeitguthaben insgesamt um durchschnittlich 6,9 Stunden je Arbeitnehmer.
Die bezahlten Überstunden sind bereits seit Jahresbeginn wieder auf dem Vorkrisenniveau und haben sich seitdem nicht nennenswert verändert. Der durchschnittliche Arbeitnehmer leistete im dritten Quartal 0,94 Überstunden pro Kalenderwoche. Erfahrungsgemäß kommen zu den bezahlten noch unbezahlte Überstunden in ungefähr der gleichen Größenordnung hinzu.
Arbeitsausfälle durch Kurzarbeit spielten im dritten Quartal 2011 nur noch eine geringe Rolle. Die Zahl der Kurzarbeiter sank im Monatsdurchschnitt des dritten Quartals 2011 auf rund 80.000 Personen. Im dritten Quartal des Vorjahres lag sie noch bei 265.000.
„Die in der Wirtschaftskrise aufgelösten Arbeitszeitreserven sind inzwischen großenteils wieder aufgebaut, und wegen der guten Konjunktur stieg die Beschäftigtenzahl kräftig“, erklärten die Arbeitsmarktforscher Eugen Spitznagel und Ines Zapf in Nürnberg. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten stieg im dritten Quartal 2011 um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Unter dem Einfluss der lebhaften Wirtschaftsentwicklung setzte sich die starke Dynamik des ersten und zweiten Quartals 2011 damit weitgehend unvermindert fort. Auch die Teilzeitbeschäftigung expandierte, aber mit 0,4 Prozent deutlich schwächer. Die Vollzeitbeschäftigung hänge stärker als die Teilzeitbeschäftigung von der Konjunktur ab, so Spitznagel und Zapf.
Die reguläre Arbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten belief sich im dritten Quartal 2011 auf 38,17 Wochenstunden. Unter Berücksichtigung aller Faktoren – Teilzeit, Überstunden, Arbeitsausfälle durch Krankheit usw. – wurden im dritten Quartal 2011 unterm Strich von jedem Erwerbstätigen 358,3 Arbeitsstunden geleistet. Das waren 0,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im zweiten Quartal war noch ein Zuwachs um 0,7 Prozent und im ersten Quartal um 1,5 Prozent zu verzeichnen. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg im dritten Quartal 2011 um 1,2 Prozent. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen nahm um 1,4 Prozent zu.
Eine Tabelle zur Entwicklung aller Komponenten der Arbeitszeit hat das IAB unter http://doku.iab.de/grauepap/2011/tab-az11q3.pdf veröffentlicht.
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)
Pressestelle: Wolfgang Braun, Sarolta Weniger, Katja Hartosch
90327 Nürnberg
Telefon (0911) 179-1946
E-Mail wolfgang.braun@iab.de