Jobbörse Arbeitsagentur: Alles in Butter – Aber die Hausaufgaben sind noch nicht gemacht
[Crosswater Systems] 18.10.2007/ghk. Die Nürnberger Arbeitsmarktbürokraten haben sich bei der Jobbörse ihrer Arbeitsagentur gegen das Geldausgeben nicht lange gewehrt. Schliesslich schmückt man sich mit dem Orden der sinkenden Arbeitslosenzahlen und sitzt wie weiland Krösus Dagobert Duck auf einem Milliardenberg von Beitragsüberschüssen, daß die sonst so seriöse Frankfurter Allgemeine Zeitung schon hämisch von der „BA-Sparkasse“ spricht.
Nun kommt die Jobbörse der Bundesagentur den Kommunikationsstrategen gerade recht, um sie wieder einmal mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu stellen. Vorbei sind die Zeiten, als sich die Politiker der schwarzen und gelben Couleur über die horrenden Kosten des Virtuellen Arbeitsmarkts (VAM) ereiferten, die in schwindelerregende Höhen von 160 Millionen Euro kletterten, bevor BA-Chef Frank-J. Weise den Deckel drauf legte.
Re-Design
Kaum hatte sich die Aufregung um die Jobbörse gelegt, haben die Webdesigner in Nürnberg ihr Bastelfieber wieder entdeckt und ganz flott einen Relaunch hingelegt. Ein neues Design musste her, koste es was es wolle. Damit wurden die bisherigen Ausgaben für die Jobbörsen-Gestaltung mit einem Handstreich abgeschrieben, das Design hatte gerade mal etwa zweieinhalb Jahre gehalten.
Mit neuen Werbekampagnen wollen nun die Nürnberger Macher das Image der BA-Jobbörse verbessern. So haben sie beispielsweise für die Ankündigung einer neuen bundesweiten Service-Nummer für Arbeitgeber alle Möglichkeiten des Geldausgebens ausgeschöpft und zusätzlich zu den normalen Kommunikationsmöglichkeiten auch eine ganzseitige Anzeige in der Fachzeitschrift W&V geschaltet. Der Claim:
„Ein Anruf verbindet Sie direkt mit einer Ansprechpartnerin oder einem Ansprechpartner in Ihrer Region. Das bedeutet: Sie finden schnell das passende Personal für Ihre freie Stelle und bekommen alle Informationen rund um den Arbeitsmarkt. Ein Service à la carte der Bundesagentur für Arbeit“.
Eingeklebt war eine elegant gestaltete Visitenkarte mit der neuen Service-Nummer (0 18 01) 66 44 66. Daß ein Anruf unter dieser Nummer noch extra 3,9 Cent pro Minute aus dem Festnetz der Deutschen Telekom kostet, wurde per Fußnote vermerkt. Auch wenn das Telefonieren mit diesem neuen Arbeitgeber Geld kostet, sind die bei der BA publizierten Stellenanzeigen der Arbeitgeber nach wie vor kostenlos. Eine konsistente Gebührenpolitik für öffentlich-rechtliche Einrichtungen sieht eigentlich anders aus.
Die im September 2007 geschaltete Anzeige war offensichtlich nur der Auftakt zu weiteren Geldausgabekampagnen. Wie das Branchen-Portal HORIZONT.Net am 17. Oktober 2007 meldete, beauftragt die Bundesagentur für Arbeit die Düsseldorfer Agentur Butter mit der Kommunikation der weiterentwickelten BA-Jobbörse. So sollen vor allem „die arbeitgeberorientierten Anwendungen des Online-Jobportals bekannt gemacht werden. Allen voran die Funktion Call-me, mit der Arbeitgeber über eine verschlüsselte Telefonnummer direkt Kontakt zu Bewerbern aus der BA-Jobbörse aufnehmen können. Als Kommunikationsmaßnamen kommen Plakate, Broschüren, Mailings, Promotions, Workshops, Veranstaltungen, PoS-Aktivitäten und Online-Marketing zum Einsatz“.
Altlasten
Nun sind Werbekampagnen eine schöne Sache, wenn denn die BA ihre internen Hausaufgaben um die Weiterentwicklung ihrer Jobbörse auch in Angriff genommen hätte. Hinter dem neuen Design der Einstiegsseite verbirgt sich immer noch die unveränderte, mühsam zu handhabende Funktionalität, die so manchen Stellensuchenden zum Zähneknirschen bringt.
Nach wie vor besteht die BA auf der starren Verknüpfung der Stellensuche mit ihrem unendlich verfeinerten Berufskennzeichensystem. Hier können Stellensuchende ihren Traumberuf aussuchen, wie etwa den einer Maschenwarenfertigerhelferin, eines Laschers, einer Litzenflechterin, oder immerhin, eines Location Coordinators. Was das auch immer sei – es spielt eigentlich keine Rolle, denn für diesen Beruf findet sich in der Jobbörse kein einziges Stellenangebot.
Auch auf eine andere alte und liebgewonnene Eigenart konnte die Bundesagentur nicht verzichten: die Suchblockade. Wer als Stellensuchender die gefundenen Treffer anschauen will, muss sich kurz fassen – denn nach der Anzeige von 100 Treffern ist Schluss. Wer mehr Stellenangebote sehen will, muss gefälligst seine Suchkriterien verfeinern – und das Versteckspiel beginnt aufs Neue. Daß es auch anders geht, beweisen nicht nur die vielen privatwirtschaftlichen Jobbörsen, auch die Jobbörse einer Brüsseler EU-Behörde macht der Nürnberger Arbeitsbehörde etwas vor: EURES, das europäische Portal zur beruflichen Mobilität, hält Stand heute 566.296 Stellenangebote bereit und Bewerber können diese ohne nervende Suchblockaden nach Herzenslust durchforsten. Die Stellenangebote der BA und anderer europäischen Länder werden automatisch in die EURES Datenbank transferiert.
Irrgarten
Wer sich beispielsweise bei der BA Jobbörse auf die Suche nach Stellenangeboten für Webdesigner in Offenburg macht, wird bei der Jobbörse der Arbeitsagentur in den Irrgarten der Trefferlisten geschickt. Da findet sich unter den Suchergebnissen neben Webdesigner-Jobs auch Angebote für Augenoptiker, Schlosser oder Schweißer. Wer nicht mit den Feinheiten der Bool’schen Algebra vertraut ist, landet schneller im Irrgarten der Suchabfragen und ihrer Trefferlisten.
Quelle: BA-Jobbörse Trefferliste „Webdesigner Offenburg“ vom 18.10.2007
Hausaufgaben nicht gemacht
Nach der neuesten Jobbörsen-Beurteilung der Profilo Rating-Agentur wird auch offensichtlich, daß die Bundesagentur nach wie vor ihre Hausaufgaben nicht macht, denn die Personalchefs der Republik beurteilen die BA-Jobbörse mit einer Gesamt-Note von 3,36 – immerhin der zweitletzte Platz im Leistungsvergleich. Tendenz: fallend.
Quelle: Profilo Rating-Agentur Grafik: Crosswater Systems Ltd.
Insgesamt beteiligten sich 503 Personalverantwortliche an der halbjährlich durchgeführten Jobbörsenstudie und gaben insgesamt 886 Jobbörsenbewertungen ab. In die Gesamtbeurteilung einer Jobbörse fließen folgende Bewertungsmerkmale ein:
1. Übersichtlicher Aufbau
2. Benutzerfreundlichkeit / Handling
3. Service / Kundenbetreuung
4. Preis-Leistungsverhältnis
5. Quantitative Resonanz an Bewerbungen
6. Qualität der Bewerbungen
7. Aktualität der eingestellten Bewerberprofile
8. Informationsgehalt der Profile
9. Qualität der Bewerberprofile
10. Resonanz / Rücklauf der angeschriebenen Bewerber
Die ganzen Nicklichkeiten der Jobbörsen-Funktionalitäten kümmert die Kreativen von Butter. in Düsseldorf wenig. Sie sind eher an syntaktischen Strukturen der Interpunktion. interessiert. und. melden. den. Abschluss. voller. Stolz.
Arbeitsagentur gibt BUTTER. neuen Job.
Erneut hat sich BUTTER. innerhalb des Agenturpools der Bundesagentur für Arbeit gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Diesmal erhielten die Kreativen den Zuschlag für die Kommunikation neuer Funktionen der BA-JOBBÖRSE – Deutschlands größtem Online-Jobportal. Hauptziel der entwickelten Kampagne ist es, die arbeitgeberorientierten Anwendungen bekannt zu machen. Die Werbemaßnahmen umfassen Plakate, Broschüren, Mailings, Promotions, PoS-Aktivitäten und Online-Marketing – ein richtiger Traumjob also.