Nachrichten

Weltweites Online-Recruiting Ranking: Der Blick über den Tellerrand

Von Gerhard Kenk (Crosswater Job Guide Recruiting Redaktion)

Web-Index: Weltweites Recruiting-Ranking

Bad Soden. Aktuellen Zahlen zur weltweiten Nutzung des Internets für Online-Recruiting werden nun erstmalig von der World Wide Web Foundation vorgelegt. Mit dem Web Index werden besondere Aspekte der Internet-Nutzung untersucht und dargestellt. So ermöglicht der Teil-Index „Information on jobs“ einen Blick auf die weltweite Nutzungsintensität für das Online-Recruiting und evaluiert, in welchem Umfang Informationen über Jobs in den einzelnen Ländern bereitgestellt werden. Und bei genauem Hinsehen offenbaren sich einige Überraschungen.

In der Spitzengruppe der Länder mit intensiver Nutzung des Webs für Online-Recruiting stehen mit den USA, Kanada, Australien und Neu-Seeland die üblichen Verdächtigen auf den forderen Plätzen. Aber auch die europäischen Länder Island, Großbritannien, Deutschland und Polen (Überraschung Nummer 1) sind in dieser Spitzengruppe vertreten. Als Überraschung Nummer 2 gilt, daß die in der Web-Nutzung so hochentwickelten Länder wie Schweden, Finnland und Frankreich im Vergleich mit der Online-Recruiting-Nutzung erst auf den nachfolgenden Plätzen rangieren. Ebenfalls überraschend rangiert die Schweiz „nur“ in der selben Gruppe wie Spanien und Portugal, jedoch liegen diese Länder noch mit einigem Abstand vor Italien.

Das Online-Recruiting-Länder-Ranking wurde durch eine Umfrage der World Wide Web Foundation ermittelt und als „Web-Index“ publiziert. Unter den zahlreichen Teilgebieten wurden auch länderspezifische Angaben ermittelt, inwieweit Informationen über Jobs, oder präziser der Abdeckungsgrad von Online-Recruiting-Informationen in lokaler Sprache bereitgestellt werden.

 

Information on jobs

Survey Question: To what extent is there relevant and useful content in the local official languages of the country in searching for jobs?
[1 = no information on the web in the local language at all; 10 = extensive information on the local languages exists on the web]

 

Das weltweite Online-Recruiting Länder-Ranking im Überblick

Web-Index: Internet-Nutzungsgrad für Online-Recruiting weltweit (Quelle: Word Wide Web Foundation)

Länder-Ranking: Relation zwischen Online-Recruiting-Nutzung und Nutzung insgesamt

Die nachstehende Grafik visualisiert den Zusammenhang zwischen der allgemeinen Internet-Nutzung in ausgewählten Ländern (grüne Linie)  und der jeweiligen lokalen Nutzungsintensität des Webs für Online-Recruiting bzw. Job-Informationen (lila Linie). In den Ländern, bei denen die Kurve der allgemeinen Nutzungsintensität oberhalb der lila Linie (Online-Recruiting) sich bewwegt, ist die Nutzung des Webs für Online-Recruiting weit vorangeschritten und signalisiert dadurch eine relativ hohe Durchdringung von Jobportalen in den jeweiligen Ländern. Umgekehrt gilt für die Länder, deren allgemeine Nutzung (grüne Linie) unterhalbt der Recruiting-Nutzung (lila Linie) verläuft, daß die relative Jobportal-Nutzung noch ausbaufähig ist.

 

(Quelle: Web-Index, Grafik: Crosswater Job Guide)

Die nachstehende Tabelle des Länder-Rankings vergleicht den Online-Recruiting-Rang (Nutzung des Webs für Online-Recruiting) mit dem Gesamt-Rang bezüglich Nutzung des Webs insgesamt. Daraus wird der Abweichungsgrad (Gap) errechnet und mit dem Online-Recruiting-Rang verglichen. Diese Abweichung stellt dar, wie die Online-Recruiting-Nutzung von der Gesamt-Nutzung abweicht. Alle aufgeführten Zahlen sind Ranglisten-Plätze gemäß Web-Index.

Lesebeispiel: Deutschland liegt in der Webnutzung insgesamt auf dem Ranglistenplatz 16, in Bezug auf das Online-Recruiting jedoch auf Rang 2 weltweit. Daraus ergibt sich, dass in Deutschland das Online-Recruiting intensiver genutzt wird als im Vergleich mit der allgemeinen Web-Nutzung, nämlich um 14 Ranglistenplätze.

Der schlechteste Abdeckungsgrad für das Online-Recruiting errechnet sich für die Schweiz (Ranglisten-Gap 19), Mexiko (16) und Italien (13).

 

Web-Index
Land
Rang
Online-Recruiting
Rang
Insgesamt
Gap
Abweichung zum Gesamt-Web-Index
besser gleich schlechter
Island 1 12 -11
Deutschland 2 16 -14
Neu-Seeland 3 7 -4
Australien 4 8 -4
Kanada 5 4 1
Singapur 6 11 -5
Polen 7 3 4
Großbritannien 8 3 5
USA 9 2 7
Frankreich 10 14 -4
Finnland 11 5 6
Japan 12 20 -8
Korea 13 13 0
Schweden 14 1 13
China 15 29 -14
Norwegen 16 6 10
Irland 17 10 7
Argentinien 18 38 -20
Chile 19 19 0
Russland 20 31 -11
Philippinen 21 32 -11
Portugal 22 17 5
Spanien 24 18 6
Schweiz 25 6 19
Venezuela 26 40 -14
Indien 27 33 -6
Brasilien 32 24 8
Turkei 34 27 7
Italien 36 23 13
Mexiko 38 22 16

 

Internationale Strategie der Jobportal-Betreiber

Lokal operierende Jobportal-Betreiber werden diese Informationen mit höflichem Interesse zur Kenntnis nehmen. Jedoch für international positionierte Jobportale und Karrierenetzwerke kann das weltweite Online-Recruiting-Ranking von strategischer Bedeutung sein, wenn es um die Expansion und strategische Erweiterung ihrer jeweiligen Länderportale geht.

 

Vor diesem Hintergrund lassen sich die Expansions- und Übernahme-Strategien des Axel-Springer-Verlags besser interpretieren: Mit dem Kauf der Jobbörse Stepstone wurde die Marktposition in Deutschland im digitalen Anzeigengeschäft erheblich ausgebaut. Die Übernahme der britischen Jobbörse Totaljobs durch den Axel-Springer-Verlag liegt auf einer ähnlichen strategischen Linie, nämlich der Expansion in nutzungsstarke Länder. In Polen ist der Axel-Springer-Verlag ebenfalls stark engangiert und besitzt im östlichen Nachbarland bereits über eine starke Position im polnischen Zeitungsmarkt – ergänzt durch eine lokale polnische Jobbörse.

Bei dem Karriere-Netzwerk Experteer lassen sich ähnliche Strategien erkennen. Ausgehend von einer starken Position im Heimatmarkt Deutschland wurden zunächst Karriere-Dienstleistungen in den anderen Länder der DACH-Region ausgebaut, gefolgt von einer Expansion in die englischsprachigen Länder Großbritannien und USA.

Für international operierende Jobsuchmaschinen gilt ähnliches. In Deutschland sind Jobsuchmaschinen wie Careerjet oder Jobrapido bereits fest etabliert und für die US-Jobsuchmaschine Indeed wird die Deutschland-Strategie zu einer hohen Priorität.

 

Über den Web-Index der World Wide Web Foundation

Designed and produced by the World Wide Web Foundation, the Web Index is the world’s first multi-dimensional measure of the Web’s growth, utility and impact on people and nations. It covers 61 developed and developing countries, incorporating indicators that assess the political, economic and social impact of the Web, as well as indicators of Web connectivity and infrastructure.

This is the first edition of the Web Index, which will be published annually. It will eventually allow for comparisons of trends over time and the benchmarking of performance across countries, continuously improving our understanding of the Web’s value for humanity.

 

Weiterführende Links

Tim Berners-Lee: Deutschland ist im Internet nur Mittelmaß

1 Comment

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert