Private Personalvermittler nutzen Krise als Chance: Bundesverband Personalvermittlung (BPV) verzeichnet nach Anstieg in 2008 von 11,3 Prozent erstmals Rückgang an besetzten Stellen

Berlin/Wiesbaden – 13. Juli 2009. Trotz des Beginns der Finanz- und Wirtschaftskrise im vierten Quartal 2008 konnten die Privaten Personalvermittler im vergangenen Jahr bei ihren Kunden 11,3 Prozent mehr Stellen mit Personal besetzen. Mit diesem für die Branche bescheidenen Zuwachs wurde der Nachfrageschub der Vorjahre (2006: 50 Prozent, 2007: 35,4 Prozent) abgebremst. Im Jahr 2009 wird die Zahl der Vermittlungen erstmals rückläufig sein.

Der Bundesverband Personalvermittlung e.V. (BPV) ermittelte in seiner Trendumfrage 2009 für das erste Quartal ein durchschnittliches Minus von 22,9 Prozent an vermittelten Stellen. Für das gesamte Jahr erwarten die Mitglieder einen etwas leichteren Rückgang von insge-samt knapp 20 Prozent (19,9 Prozent). Damit hat die Krise die gesamte Branche der Perso-nalvermittler erreicht. Dennoch werden in einzelnen Berufsfeldern weiter Fachkräfte gesucht. Der Verband rechnet daher schon sehr bald wieder mit steigender Nachfrage nach Vermittlungsdienstleistungen.

Krise ist bei den Personalvermittlern angekommen

Die Auswertung der jährlichen Umfrage des BPV unter seinen Mitgliedern zeigt, dass viele Vermittler im Jahr 2008 noch gut zulegen konnten, andere aber bereits überdurchschnittlich stark Einstellungsstopps und Kurzarbeit zu spüren bekamen. So führte die Krise besonders bei den gewerblich/technischen Berufen in der Metall- und Autoindustrie zu verminderter Nachfrage nach Mitarbeitern. Unter diesen Bedingungen ist der durchschnittliche Zuwachs von 11,3 Prozent für das Gesamtjahr 2008 als positiv zu bewerten.

Viele Stellenbesetzungen nur aufgeschoben

Trotz der Nachfrageeinbrüche im ersten Quartal 2009 bleibt Anke Peiniger, Vorstandsvor-sitzende des BPV und Geschäftsführerin der Peiniger Personalberatung GmbH in Solingen, optimistisch: „Die Krise bietet auch Chancen, die wir nutzen werden“. Zwar folge der aktuelle Trend den schlechten Konjunkturprognosen. Doch werde die vorübergehende Personal-Zurückhaltung der Unternehmen nicht die Folgen des demografischen Wandels ausgleichen können. „Viele Einstellungen sind nur aufgeschoben“, weiß Anke Peiniger von den Kunden. Die Vermittler werden sich jetzt bei ihren Kunden verstärkt als nachhaltiger Berater für die gesamte Personalplanung und -entwicklung der Unternehmen etablieren. Sobald die Kon-junktur wieder anziehe, sei ein starker Anstieg der Nachfrage zu erwarten. Da sei es ein enormer Vorteil der Personalvermittler, die Unternehmen und deren Bedarf sowie auf der anderen Seite den Markt an verfügbaren Kandidaten zu kennen.

Weiterhin starker Mangel an Fachkräften in den Bereichen IT und Gesundheit

Aktuell meldet knapp die Hälfte (47,9 Prozent) der befragten Personalvermittler einen an-dauernden Mangel an geeigneten Kandidaten, auch weil diese in der Krise weniger bereit sind, ihre Stelle zu wechseln. Nur knapp ein Drittel (31,2 Prozent) gibt an, dass passende Kandidaten verstärkt und/oder ausreichend zur Verfügung stehen. Ein gutes Drittel der Ver-mittler (34,1 Prozent) verfügt derzeit über einen Überhang an Kandidaten, da die entspre-chende Nachfrage fehlt (Mehrfachnennungen waren möglich).

Am ehesten werden Bewerber im Bereich IT/Telekommunikation und in den Heil- und Pfle-geberufen gesucht (durch jeweils rund 73 Prozent der Vermittler). Den größten Nachfrage-rückgang gibt es bei den kaufmännischen Berufen und den gewerblich/technischen Berufen (bei 68,0 bzw. 63,4 Prozent der Vermittler). Für den Bereich Vertrieb und Marketing suchen mehr als die Hälfte der BPV-Vermittler weiter nach Bewerbern, für Finanzberufe gut ein Vier-tel der Vermittler, vorrangig Kandidaten für Controlling-Aufgaben.

Vermittlungsgutschein könnte besser genutzt werden

Der staatlich finanzierte Vermittlungsgutschein spielt bei den professionellen Personalver-mittlern weiterhin ein untergeordnete Rolle. Nur knapp 11 Prozent der Vermittlungen wurden 2008 mit Arbeitslosen per Vermittlungsgutschein abgewickelt (2007: 15 Prozent); für 2009 wird mit einem Anteil von gut 12 Prozent gerechnet. Die Mitglieder des BPV verlangen von den Bewerbern keine Entgelte. Da die Zusammenarbeit mit den Arbeitsagenturen mancher-orts als schwerfällig beschrieben wird, verzichten viele Personalvermittler auf die Nutzung dieses Instruments. Andere, die stark in diesem Bereich aktiv sind, berichten über bürokrati-sche Hürden und mangelnde Aufklärung der Bewerber. Dadurch entstehe Rechtsunsicherheit für die Vermittler, die zuweilen ganz auf ein Honorar verzichten müssten, berichtet Anke Peiniger. Der Vermittlungsgutschein für Arbeitslose werde von den Arbeitsagenturen nicht offensiv propagiert, so dass ein durchgreifender Erfolg dieses Instrumentes ausbleibe.

Der Markt der privaten Personalvermittler nimmt an Bedeutung weiter zu

Der Gesamtmarkt der privaten Personalvermittlung ist aufgrund seiner breit gefächerten Un-ternehmensstruktur schwer einzuschätzen. Die Steigerungsraten der BPV-Mitglieder von durchschnittlich 11,3 Prozent im Jahr 2008 lassen, hochgerechnet auf den Gesamtmarkt, einen Anteil aller privaten Vermittlungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt von rund 440.000 erwarten. Anke Peiniger ist sich sicher: „Das Marktpotenzial bleibt riesig. Unabhängig von Konjunkturschwankungen werden Personalvermittler zunehmend in den Suchprozess der Personalabteilungen von Unternehmen einbezogen.“

Über den Bundesverband Personalvermittlung BPV
Der BPV ist der älteste (1994) und mit bundesweit rund 700 Vertriebsbüros seiner Mitglieder auch der größte Verband professioneller Personalvermittlung. Für die Mitgliedsunternehmen gelten verbandseigene anspruchsvolle Qualitätsstandards sowie die unter der Federführung des Bundeswirtschaftsministeriums miterarbeiteten „Qualitätsstandards für private Arbeits- und Personalvermittler“. Der BPV ist Vermittlerverband für kleine, mittlere und große Agentu-ren. Der BPV bietet und sichert eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung für Personalvermitt-ler und hat entsprechende Lehrgänge mitentwickelt.
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