Universität Passau testet Eignungsfeststellungsverfahren für Lehramtsstudierende
Bewerber für ein Lehramtsstudium können im Zeitraum vom 14. September bis 2. Oktober auf freiwilliger Basis eintägigen „PArcours“ durchlaufen.
Die Universität Passau führt im September zum zweiten Mal ein freiwilliges Eignungsfeststellungsverfahren („PArocurs“) für angehende Lehramtsstudierende durch. Noch hat der Test unverbindlichen Charakter, dient also eher der Beratung der Abiturientinnen und Abiturienten. Mit diesen Probedurchläufen will die Universität mittelfristig allerdings ein verbindliches Instrumentarium entwickeln, mit dem sie zukünftig ihre Lehramtsstudierenden selbst auswählen kann. Im Wintersemester erwartet die Universität etwa 450 neue Studierende in den verschiedenen Lehramtsstudiengängen, denen der PArcours angeboten wird.
Nicht nur das Lehrersein ist nicht immer einfach, auch das „Lehrer werden“ stellt viele Studierende bereits vor große Probleme: Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass bis zu vierzig Prozent der Studierenden ihr Studium erfolglos abbrechen, wenn die Studienmotivation von Anfang an relativ schwach ausgeprägt war, und dass Lehrerinnen und Lehrer später im Berufsleben scheitern, wenn sie mit den Anforderungen im Beruf nicht zurecht kommen. Viele Lehramtsstudierende haben sich nicht ausführlich über das Berufsbild „Lehrer“ informiert, weil sie glauben, dieses aus ihrer eigenen Schulzeit bereits zu kennen.
Baden-Württemberg wirbt mit großen Plakaten auf Bahnhöfen um jeden Studierenden für ein Lehramt. In Passau ist man da etwas zurückhaltender, „weil wir wissen, wie schwierig der Lehrberuf oft ist“, so Professor Dr. Norbert Seibert, Direktor des Zentrums für Lehrerbildung, Fach- und Hochschuldidaktik an der Universität Passau und Initiator von PArcours. „Wir wissen auch, dass nicht jeder Studierwillige für ein Lehramtsstudium geeignet ist und dass ein gutes Abitur oder ein gutes Staatsexamen noch keine Garantie für eine erfolgreiche Berufsausübung ist.“
Eintägiges Eignungsfeststellungsverfahren mit abschließendem BeratungsgesprächDie Universität Passau hat daher ein Eignungsfeststellungsverfahren entwickelt, das sich an typischen Kompetenzen ausrichtet, die für den Lehrberuf besonders wichtig sind. „Wir nehmen uns einen ganzen Tag Zeit, um jeden einzelnen unserer künftigen Studierenden kennen zu lernen. Am Ende des Tages erhält jeder ein ausführliches Feedback über Stärken und eventuellen Entwicklungsbedarf.“ „PArcours“ beinhaltet in Form von mündlichen und schriftlichen Übungen verschiedene Stationen, in denen getestet werden soll, wie selbstsicher die Bewerber sind, wie sprachkompetent sie mit ihren Mitbewerbern Kompromisse aushandeln, wie effektiv und effizient sie bestimmte Handlungen ausführen, wie sie Entscheidungen begründen und wie sie Probleme lösen. „PArcours“ fand erstmals im vergangenen Frühjahr statt
Im Frühjahr hat die Universität für die 100 neuen Lehramtsstudierenden ein solches Auswahlverfahren erstmals angeboten. Teilgenommen hatten damals rund 25 Bewerberinnen und Bewerber. Das Feedback war durchweg positiv: „Schließlich geht es nicht nur darum, nicht geeignete Kandidaten bereits frühzeitig darauf hinzuweisen. Auch für alle anderen Bewerber ist ein solches Beratungsgespräch enorm wertvoll“, betont Seibert. „Die Studenten, die den PArcours durchlaufen haben, gingen mit einem ganz anderen Selbstwertgefühl und einer völlig anderen Motivation ins Studium. Einigen Studierenden konnten wir Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen und sie darauf hinweisen, wo sie weiter an sich arbeiten müssen.“ Hilfestellung dazu bietet beispielsweise das Zentrum für Schlüsselqualifikationen. Durch ein solches Auswahlverfahren erwarten sich die Passauer Wissenschaftler auch eine Aufwertung des Lehrerberufs: „Das Lehramtsstudium war bisher für viele eine Verlegenheitslösung“, schildert Seibert die Situation. „Es muss deutlich werden, dass nicht jeder dieses Studium aufnehmen kann, sondern nur derjenige, der auch die Eignung dafür mitbringt!“
Universität Passau: Vorreiter in Sachen Lehrerbildung
Für die Universität Passau hatte und hat das Lehramtsstudium schon immer einen besonderen Stellenwert: Mit vielen Angeboten, beispielsweise dem Passauer Lehrerbildungsmodell oder dem Exercitium Paedagogicum, einem intensiv begleiteten Praktikum in der Schule, war die Universität Vorreiter nicht nur in Bayern. Eine weitere Besonderheit: Am Ende ihres Studiums erhalten die Lehramtsstudierenden in einem feierlichen Festakt das Abschlusszeugnis. „Das macht keine andere bayerische Universität und dies ist ebenfalls Ausdruck unserer Wertschätzung und Respekt vor ihren Studienleistungen“, unterstreicht Seibert.
Weitere Informationen mit der Zusammenstellung der Kompetenzbereiche:
http://www.uni-passau.de/parcours.html
Mit freundlichen Grüßen
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