Bundestagsmandat ist kein Karrierebeschleuniger: 15 Prozent der Ex-MdB nach fünf Monaten noch arbeitslos
Kienbaum-Studie unter ausgeschiedenen Abgeordneten
Gummersbach. Fast 15 Prozent der aus dem Bundestag ausgeschiedenen Abgeordneten waren rund fünf Monate nach der Bundestagswahl noch arbeitslos. Die Mehrheit der Ex-MdB ist freiberuflich, selbstständig oder im eigenen Unternehmen tätig. Etwa ein Viertel befindet sich im Ruhestand. Jeder Fünfte der im Jahr 2013 ausgeschiedenen Abgeordneten hat ein Jahresbruttoeinkommen von weniger als 30.000 Euro. Nur 30 Prozent verdienen mehr als sie vorher als Abgeordneter erhalten haben. Dies ergab eine anonyme Umfrage der Unternehmens- und Personalberatung Kienbaum unter ausgeschiedenen Abgeordneten aller Fraktionen.
Die wenigsten bleiben beruflich in der Politik
40 Prozent der befragten Ex-Abgeordneten waren fünf Monate nach der Bundestagswahl freiberuflich oder selbstständig, weitere 13 Prozent im eigenen Unternehmen tätig. 26 Prozent sind im Ruhestand und weitere 9 Prozent gönnten sich eine freiwillige Auszeit wie etwa ein Sabbatical, Familienzeit oder eine Fortbildung. Immerhin 15 Prozent waren auch fast ein halbes Jahr nach dem absehbaren Ende ihrer Mandatszeit noch immer auf der Suche nach einem Anschlussjob. Nur 13 Prozent sind in den öffentlichen Dienst gewechselt. Vor der Bundestagszeit waren 33 Prozent der Befragten im öffentlichen Dienst tätig. Einige davon haben allerdings inzwischen das Pensionsalter erreicht. Nur 9 Prozent sind bei einem Privatunternehmen angestellt und lediglich 6 Prozent sind weiterhin hauptberuflich politisch tätig.
Jeder fünfte Ex-MdB verdient weniger als 30.000 Euro
Rund zwei Drittel der Ex-Abgeordneten haben in ihrer neuen beruflichen Funktion Führungsverantwortung, 39 Prozent sogar für zehn oder mehr Mitarbeiter. Beim Jahresbruttogehalt ist die Entwicklung heterogen: Nicht einmal ein Drittel der ausgeschiedenen Abgeordneten verdient im Jahr mehr als 100.000 Euro und damit mehr als ein normaler Bundestagsabgeordneter. 20 Prozent der befragten Ex-MdB bekommen sogar weniger als 30.000 Euro im Jahr und liegen damit deutlich unter dem deutschen Durchschnittsbruttolohn für Vollzeitbeschäftigte, der 2013 rund 40.000 Euro betrug. Vor der Mandatstätigkeit hatten nur 13 Prozent ein Jahreseinkommen von weniger als 30.000 Euro. 53 Prozent der Ex-MdB verdienen jetzt gleich viel oder weniger als vor ihrer Bundestagszeit. Unter Einbeziehung des Kaufkraftverlustes ist für die meisten Befragten auch dieses gleiche Gehalt ein finanzieller Rückschritt.
Mehr Unterstützung bei der Job-Suche gewünscht
Die Hälfte der Befragten ist in dieselbe Tätigkeit wie vor der Bundestagszeit zurückgekehrt (40 Prozent) oder zumindest in eine andere Tätigkeit bei ihrem früheren Arbeitgeber (10 Prozent). Rund 40 Prozent haben ihren Anschlussjob durch Netzwerke innerhalb oder außerhalb der Politik gefunden. Fast alle gaben an, bei der Suche nach einem Job keine Unterstützung vom Bundestag, von ihrer Partei oder Fraktion erhalten zu haben. 53 Prozent hätten sich aber eine solche Unterstützung gewünscht. Thorsten Alsleben, Hauptstadt-Repräsentant von Kienbaum: „Die Zeit im Bundestag ist nicht grundsätzlich ein Karriere-Beschleuniger, für viele Ex-Abgeordnete sogar das Gegenteil.“ Deshalb fordert Alsleben die Fraktionen und die Bundestagsverwaltung auf, sich stärker um ausscheidende Abgeordnete zu kümmern: „In der Wirtschaft ist ein Karriere-Coaching für zwangsweise ausscheidende Führungskräfte Standard. Warum gibt es das nicht auch im Bundestag? Es würde die Abgeordnetentätigkeit attraktiver machen und dem Steuerzahler viel Geld sparen, weil bei einer schnelleren Jobvermittlung weniger Übergangsgelder gezahlt werden müssen.“
Die Befragten
Von den 217 ausgeschiedenen Bundestagsabgeordneten aus der 17. Wahlperiode haben 47 an der anonymen Online-Umfrage teilgenommen (22 Prozent). Damit ist dies die größte bisherige Untersuchung zur beruflichen Entwicklung von Ex-MdB. Teilgenommen haben Mitglieder aller Fraktionen; den größten Anteil hatten Angehörige der aufgelösten FDP-Fraktion (16 Teilnehmer = 34 Prozent). Die berufliche Struktur der Studienteilnehmer ist dabei sehr ähnlich zu der Struktur aller Abgeordneten der 17. Wahlperiode laut offizieller Angaben des Bundestages: So waren jeweils ein Drittel aller früheren MdB und der Studienteilnehmer zuvor im öffentlichen Dienst beschäftigt und jeweils ein knappes Drittel aller MdB und der Studienteilnehmer zuvor unternehmerisch tätig. 90 Prozent der Studienteilnehmer hatten einen hohen akademischen Abschluss. Die Mehrheit der Studienteilnehmer (55 Prozent) ist nicht freiwillig aus dem Bundestag ausgeschieden.
Für weitere Informationen steht Ihnen Thorsten Alsleben gern zur Verfügung (Fon: +49 30 88 01 98-80, E-Mail: thorsten.alsleben@kienbaum.de). Der Ergebnisbericht der Studie steht zum kostenlosen Download bereit unter http://go.kienbaum.de/nachdembundestag.
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