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„Hören Sie auf zu motivieren. Befreien Sie Ihre Mitarbeiter!“

Ein modernes, auf Vertrauen basierendes Führungsmodell stand im Mittelpunkt des 1. Branchentreffs Zeitarbeit, zu dem Wissenschaftler der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg eingeladen hatten.  Gemeinsam mit Praktikern der Branche wurde über die Vor- und Nachteile zunehmender Freiheiten und Entscheidungskompetenzen bei Mitarbeitern diskutiert und manche erstaunliche Schlussfolgerung gezogen.

Andreas Nusko

Der 1. Branchentreff Zeitarbeit fand auf Einladung des Fachbereichs Sozialpolitik und Soziale Sicherung sowie des Forums Sozialversicherungswissenschaft e.V. am 22. Juni 2018 in Hennef bei Bonn statt. Als Hauptredner konnten die Gastgeber Geschäftsführer Andreas Nusko gewinnen. „Bringt mehr Autonomie mehr Arbeitszufriedenheit und Beschäftigungssicherheit?“ lautete der Titel seines Praxisbeitrags. Darin stellte er das vor zwei Jahren eingeführte, auf Vertrauen basierende Führungsmodell der bundesweit tätigen Franz & Wach Personalservice GmbH vor. Diese bietet den Mitarbeitern weitreichende Entscheidungsspielräume und persönliche Freiheiten.

„Unsere Vision war es, die Mitarbeiter von der Orientierung an vorgegebenen Zielen zu befreien, die sie im Daily Business mehr gängelten als stimulierten“, erläutert der Unternehmer.  „Wer „Dienst nach Vorschrift“ macht raubt dem Unternehmen Entwicklungsmöglichkeiten und ist überdies auch nicht glücklich in seiner Tätigkeit.“ Diese Feststellung veranlasste die Unternehmensleitung Anfang 2016, das Mikromanagement mit Jahreszielen aufzugeben und ein innovatives Führungsmodell einzuführen, das auf Empowerment und Stimulation basiert. Geißelnde Regelungen wurden ebenso über Bord geworfen, wie leistungsbezogene Individualprämien. Stattdessen erhielten die Beschäftigten die Freiheit, Arbeitszeiten selbst zu gestalten und bezahlten Urlaub zu nehmen, so viel sie wollen. So wollte das Unternehmen weiteres Personal rekrutieren. Das war auch notwendig, denn Franz & Wach war über mehrere Jahre rasant gewachsen und 2017 in den Rang 25 der Lünendonk-Liste der umsatzstärksten Zeitarbeitsfirmen in Deutschland aufgestiegen.

„Indem wir unseren Mitarbeitern Freiräume gegeben haben, haben wir ihnen ermöglicht, Erfolg zu haben“, erläutert der Geschäftsführer des Personalservice-Unternehmens, das in 2017 und 2018 mit begehrten Preisen für das innovative Führungsmodell geradezu überschüttet wurde – etwa mit der Auszeichung „Top Employer 2017“ durch das Top Employers Insititute oder mit dem renommierten „B2B-Service-Award“ von Lünendonk & Hossenfelder in 2018.

Zeit, die früher investiert wurde, um Märkte zu analysieren, Umsatzziele zu definieren und Prämiensysteme auszuklügeln, wird heute genutzt, um die Mitarbeiter mitzunehmen in die neue Führungskultur. Diese setzt auf die intrinsische Motivation und die Führung durch gelebte Unternehmenswerte. Abgeschafft wurden dagegen Prämiensysteme, langfristige Budgetplanungen und überflüssige Dokumentationsprozesse, die sich in zahllosen Excel-Tabellen niederschlugen. Heute setzt das Unternehmen „auf autarke Teams, die sich zu 99 Prozent selbst steuern können und nur hin und wieder einen Impuls durch andere Teams oder die Geschäftsführung erhalten“.

Mitarbeiterbefragungen, die zwischenzeitlich durchgeführt wurden, bestätigten den Unternehmern, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Sie zeigen eine steigende Mitarbeiterzufriedenheit, nicht in jedem einzelnen Fall, aber doch überwiegend. Mit einem „jein“ beantwortet Andreas Nusko die Frage der Sozialwissenschaftler, ob für die Mitarbeiter durch das neue Führungsmodell auch die Beschäftigungssicherheit gestiegen ist. „Denn auf die Konjunktur haben wir keinen Einfluss“. Gleichzeitig relativiert er diese Einschränkung wieder: „Wenn wir keine Vorgaben machen, können die Mitarbeiter jedoch besser und schneller auf den Markt reagieren und somit die eigene Position stärken“.

Lässt sich das Führungsmodell von Franz & Wach erfolgreich übertragen auf andere Firmen? Explizit auf Unfallversicherungsträger der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung? Diesen spannenden Fragen sollen sich ab dem Wintersemester Studierende des Studiengangs Sozialversicherung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in einem eigenen Forschungsprojekt widmen. Auf diese Weise sollen künftig auch andere Unternehmen von den Erfahrungen profitieren können.

 

 

Über Franz & Wach:

Die bundesweit tätige Franz & Wach Personalservice GmbH mit Sitz in Crailsheim beschäftigt mehr als 2.800 Mitarbeiter in derzeit 21 Niederlassungen. Das Unternehmen gehört zu den 25 größten Anbietern für Personaldienstleistung in Deutschland.

Als Serviceführer stehen der Kundennutzen und die Mitarbeiterentwicklung im Mittelpunkt. Klare Kommunikation, kluges Recruitment und kompetente Beratung wird als Alleinstellungsmerkmal gesehen. Franz & Wach wurde mehrfach ausgezeichnet als hervorragender Arbeitgeber durch das Top Employers Institute und das Magazin Focus. 2018 erhielt das Unternehmen für sein innovatives, auf Vertrauen basierendes Führungsmodell den Lünendonk B2B-Service-Award.