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Soft Skills aus dem Kinderzimmer

Studie: Elternkompetenz & Arbeit

Im Zeichen der Digitalisierung sind Soft Skills zu harten Fakten des wirtschaftlichen Erfolgs von Unternehmen geworden. Eltern sind überzeugt, diese via „learning by family“ bereit zu stellen. Doch welche Kompetenzen sind dies? Wie gelingt der Transfer in den Kontext Arbeit?

Die Studie zu „Elternkompetenz & Arbeit“ geht diesen Fragen nach. Vier Ergebnisberichte liegen vor und fanden bereits Resonanz in der FAZ und dem HBM. Weitere Berichte folgen in den nächsten Wochen. Seit 2017 untersuchen Joachim E. Lask vom WorkFamily-Institut und Dr. Nina M. Junker von der Goethe-Universität Frankfurt den Zusammenhang zwischen Elternkompetenzen & Arbeit.

Joachim Lask
Joachim Lask – Mehr Qualität in Unternehmen mit dem Kompetenzcenter Familie

Ergebnisse bisher:

Eltern erkennen ihre entwickelten Kompetenzen (Bericht 1)

80 Prozent der erwerbstätigen Eltern berichten, mit den Herausforderungen in der Familie Soft Skills (weiter-) zu entwickeln.

Soft Skills – Mitarbeitertraining im Kinderzimmer (Bericht 2)

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Studienteilnehmer*Innen ohne Führungsverantwortung sind zu 69 Prozent der Meinung, dass sie mit ihren Elternkompetenzen bessere Mitarbeiter*Innen sind (Spillover-Erwartung). Hierzu nennen sie auch die für die Digitalisierung so dringend benötigten Soft Skills wie Organisation, Planung, Kommunikation, Konfliktbewältigung, Stressbewältigung und Selbstreflexion.

Führungskompetenz – learning by Family (Bericht 3)

Die Spillover-Erwartung der erwerbstätigen Eltern ist umso höher, je intensiver sie ihre (Weiter-) Entwicklung der Elternkompetenzen einschätzen. Insgesamt 76 Prozent der erwerbstätigen Eltern mit Führungsverantwortung geben an, mit ihren Elternkompetenzen auch bessere Führungskräfte zu sein.

High Potentials – Elternkompetenzen im Unternehmen noch unerkannt (Bericht 4)

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Führungskräfte übersehen 50 Prozent der Kompetenzpotentiale von Eltern. Trotz der hohen Spillover-Erwartung der Studienteilnehmer*Innen überfachliche Kompetenzen (weiter-) entwickelt zu haben (insgesamt 73.87 Prozent), geben lediglich 22.50 Prozent der Eltern geben an, dass ihre Führungskraft Kenntnis davon hat. Dieses Ergebnis stellen wir in den Kontext der Forschung zum Transfer betrieblichen Weiterbildung, in der ähnliche Resultate vorzufinden sind.

Ausblick auf weitere Ergebnisse (Berichte 5-9):

Bericht 5: Das Mitarbeitergespräch bzgl. Elternkompetenzen kann zum Gewinn für Eltern und Unternehmen führen. Doch welche Transferbedingungen sind hierfür nötig? Auf welche Gruppe von erwerbstätigen Eltern trifft dies zu und wie hoch ist ihr Anteil?

Bericht 6: Erleben Eltern von ihren (weiter-) entwickelten Soft Skills einen Vorteil im Kontext Arbeit? Wenn „ja“: In welchem Ausmaß und worin wird der Vorteil erlebt?

Bericht 7: Welchen Einfluss hat ein familienfreundliches Arbeitsklima bzw. Unternehmensklima auf einen Transfererfolg von Elternkompetenzen in den Kontext Arbeit nutzen.

Bericht 8: Väter nutzen das „Kompetenzcenter Familie“ anders – Mütter auch!

Bericht 9: Die Top 20 Elternkompetenzen und deren Nutzen im Kontext Arbeit

Hintergrund

Eltern befinden sich mit den Herausforderungen in Ihren Familien in einem andauernden Lernfeld. Mit diesem „Learning by Doing“ können sie einige Soft Skills (weiter-) entwickeln. Dies sind beziehungsorientierte und aufgabenorientierte Soft Skills wie etwa adressengerechtes Kommunizieren, Konfliktbewältigung, Zielbildung, Delegation, Ablauforganisation oder Konsequenz. Hinzu kommen Soft Skills zum Umgang mit sich selbst wie etwa Emotionsregulation oder Stressbewältigung.

Der Qualifikationsbedarf in Unternehmen im Zeichen der Digitalisierung verlangt vor allem Soft Skills (IW policy papier – 3/16). Fähigkeiten in Kommunikation, Kooperation, Planung, Organisation und Selbständigkeit stehen jeweils auf den ersten beiden Plätzen zwischen 81 und 86 Prozent der HR-Abteilungen. Mit einem Abstand von 10 bis 60 Prozent rangieren Qualifikationsbedarfe wie „Online-Kompetenz“, „Betriebliches- & Berufliches Erfahrungswissen“, „Technisches Fachwissen“, „BWL-Fachwissen“ u.a. Fähigkeiten. Unabhängig ob ein Unternehmen die Herausforderungen der Digitalisierung mit dem Hebel „Flexibilisierung der Arbeitsorganisation“, „Dezentrale Steuerung“ oder „Unternehmensinterne Kommunikation“ bewältigen will, das oben beschriebene Ergebnismuster bleibt stabil. Kurzum: Soft Skills sind zu den harten Faktoren des betrieblichen Erfolgs geworden.

Unser Forschungsinteresse folgt dem Work-Family-Enrichment Ansatz. Dieser sagt eine gegenseitige Bereicherung der Lebensbereiche Familie und Arbeit voraus (Spillover). Beispielsweise können gewonnene Fähigkeiten aus betrieblichen Maßnahmen zum Teambuilding im Kontext Familie angewendet werden. Ebenso können Elternkompetenzen wie Wertschätzung, Perspektivenübernahme oder Anleiten im Kontext Arbeit produktiv sein.

Das Interesse unserer Studie „Elternkompetenz & Arbeit“ richtet sich an die Erfahrungen von erwerbstätigen Eltern:

  • Erleben Eltern durch ihre Herausforderungen in der Familie eine (Weiter-) Entwicklung von Soft Skills (Elternkompetenzen). Welche Bedeutung geben Eltern ggf. diesen (weiter-) entwickelten Soft Skills für den Kontext Arbeit?
  • Welche Erfahrungen machen Eltern mit ihren (weiter-) entwickelten Soft Skills im Kontext Arbeit? Werden diese Elternkompetenzen im Unternehmen wahrgenommen und angesprochen? Gibt es bereits erlebte positive Auswirkungen?
  • Welchen Einfluss hat ein familienfreundliches Arbeitsklima oder die Vernetzung der Eltern am Arbeitsplatz auf die vorangestellten Fragestellungen?
  • Ebenso interessierte uns diesbezüglich der Einfluss wie Alter, Geschlecht, Anzahl der Kinder, Alter des jüngsten Kindes, Kinder haben die Familie bereits verlassen, Erwerbstätigkeit, Führungsverantwortung, Position im Unternehmen, Selbständigkeit.

Die Studie

Insgesamt nahmen 407 erwerbstätige Eltern an der Online-Studie teil. Davon liegen 311 vollständige Interviews/Datensätze für die Auswertung der Studienberichte 1-7 vor. Die teilnehmenden 216 Mütter waren durchschnittlich 42.17 Jahre alt mit 2.37 Kindern und gaben eine Erwerbstätigkeit von 74.05 Prozent an. Die teilnehmenden 115 Väter waren durchschnittlich 45.37 Jahre alt mit 2.61 Kindern und gaben eine Erwerbstätigkeit von 96.84 Prozent an.

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