460.000 Arbeitsplätze in Deutschland sind mit Exporten in das Vereinigte Königreich verbunden
Rund 460.000 Arbeitsplätze in Deutschland sind direkt oder indirekt mit Exporten in das Vereinigte Königreich verbunden. Davon entfallen gut 60.000 auf Beschäftigte in der Automobilindustrie. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Noch sei unklar, wie die künftigen Handelsbeziehungen infolge des bevorstehenden EU-Austritts des Vereinigten Königreichs geregelt sein werden, betont das IAB.
Der Umfang der vom Handel mit dem Vereinigten Königreich abhängigen Belegschaft dürfe nicht mit potenziellen Verlusten von Arbeitsplätzen gleichgesetzt werden, erklären die Arbeitsmarktforscher. Der bevorstehende EU-Austritt des Vereinigten Königreichs reduziere die Exporte nicht auf null und könne auch neue Handelschancen für deutsche Betriebe ermöglichen. Die nach wie vor große Ungewissheit habe viele deutsche Unternehmen veranlasst, nach neuen Handelspartnern in anderen Märkten zu suchen und ihre Produktionsketten umzuschichten. Zudem würden auch die Einfuhren aus dem Vereinigten Königreich zurückgehen. „In welchem Umfang die Anpassungen der Unternehmen an die veränderten Bedingungen im Handel mit dem Vereinigten Königreich mögliche Arbeitsverluste verhindern können, ist noch offen“, so die Forscher. Bereits im Februar 2019 kam das IAB zur Einschätzung „Ein harter Brexit würde sich auf die Konjunktur in Deutschland voraussichtlich negativ auswirken. Die Auswirkungen auf die Beschäftigung dürften sich jedoch in engen Grenzen halten.“
Deutschland exportierte im Jahr 2018 Waren und Dienstleistungen im Wert von knapp 109 Milliarden Euro in das Vereinigte Königreich. Die Importe beliefen sich auf fast 63 Milliarden Euro. Der Anteil der Exporte in das Vereinigte Königreich lag gemessen an den Gesamtausfuhren bei 6,8 Prozent, der Importanteil belief sich auf 4,5 Prozent.
Bezogen auf die Exporte ist das Vereinigte Königreich der fünftwichtigste Handelspartner Deutschlands. Neben der Automobilindustrie exportieren vor allem der Maschinenbau sowie die Chemie- und Pharmaindustrie viel in das Vereinigte Königreich.
Die meisten Arbeitsplätze, die mit den Exporten in das Vereinigte Königreich verbunden sind, befinden sich in Nordrhein-Westfalen (gut 90.000). An zweiter Stelle folgt Bayern mit gut 80.000 Beschäftigten, an dritter Stelle Baden-Württemberg mit rund 70.000 Beschäftigten.
Gemessen an der Gesamtzahl aller Beschäftigten sind Hamburg und Rheinland-Pfalz mit jeweils 1,6 Prozent am meisten vom Export in das Vereinigte Königreich abhängig, gefolgt von Bayern mit 1,3 Prozent und Baden-Württemberg mit 1,2 Prozent.
Die aktuelle IAB-Studie ist online abrufbar unter http://doku.iab.de/kurzber/2020/kb0120.pdf, die Einschätzung zu den Folgen des Brexit unter https://www.iab-forum.de/folgen-des-brexit-fuer-deutschland-daempfer-fuer-die-konjunktur-nicht-fuer-den-arbeitsmarkt/.
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