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Ein Blick hinter die Kulissen von Experteer

Dr. Christian Göttsch, Geschäftsführer, experteer GmbH
Dr. Christian Göttsch, Geschäftsführer, experteer GmbH

[ghk] München. Es kommt nicht alle Tage vor, daß Karriereportale ihre Karten hinsichtlich Geschäftsstrategie, Wettbewerb und Weiterentwicklungen auf den Tisch legen. Dr. Christian Göttsch, Geschäftsführer des kandidaten-zentrierten Karriereportals Experteer legte die Scheuklappen ab und sprach über diese Themen mit der Crossater Redaktion.

Crosswater Redaktion: Bei der Gründung von Experteer im Mai 2006 basierte das Geschäftsmodell auf zwei Ideen:

  • Eine kostenpflichtige Mitgliedschaft von stellensuchenden Kandidaten und
  • Nur Stellenangebote für Professionals ab  60.000 Euro  ergänzt mit einer Gehaltsbenchmark.

Eigentlich sind diese beiden Punkte im e-Recruiting zwei enorme – selbst auferlegte – Handicaps: Bislang waren die meisten Kandidaten-Lebensläufe kostenlos, Gehaltsinformationen zu aktuellen Positionen sind nach wie vor ein Tabu in Deutschland. Wie haben Sie es trotzdem geschafft, dieses Geschäftsmodell erfolgreich umzusetzen?

Göttsch: Genau dieser Bruch mit diesen beiden „Tabus“ begründete unseren Erfolg. Mit Experteer (www.experteer.de) wollten wir bewusst nicht einfach eine weitere Jobsite schaffen. Die Grundidee war es einen Karrieredienst zu kreieren, der Fach- und Führungskräften einen äußerst hochwertigen Weg bietet, den nächsten Schritt im Rahmen ihrer Karriereentwicklung anzugehen. Gerade für diese besonders motivierte, hochqualifizierte Zielgruppe gab es de Facto keinen einzigen Service, der sich in diesem wichtigen Thema um diese Zielgruppe gekümmert hat. Wir sahen diese Lücke und die Erfahrung zeigt, dass Experteer funktioniert.

Wir bieten unseren Kunden einen transparenten und exklusiven Stellenmarkt, der nach kandidatenrelevanten Kriterien wie z.B. Gehaltsbenchmarks durchsucht werden kann. Andererseits gehört dazu die Möglichkeit, sein Profil geprüften Personalberatern diskret zu präsentieren. Diese einzigartige Kombination spricht gezielt Executives und Professionals an und wird von diesen auch entsprechend gut angenommen.

Crosswater Redaktion: Mit der Holtzbrinck-Verlagsgruppe bzw. der Holtzbrinck Ventures stand Ihnen in der Gründungsphase von Experteer ein Investor zur Seite, dessen Fokus auf mediennahe Geschäftsmodelle im Bereich digital Media liegt. Welche Erfolgsfaktoren waren während der Gründungsphase und der folgenden – sicherlich auch kostenintensive – Ausbauphase aus Ihrer Sicht entscheidend?

Göttsch: Ein sehr gut ausgebildetes, erfahrenes Spitzen-Team. Höchste Qualität in allem was wir anpacken. Speed of Execution. Ein höchster Grad an Motivation. Die felsenfeste Überzeugung und der unerschütterliche Glaube an das, was wir täglich tun und langfristig erreichen wollen.

Sicherlich auch das Vertrauen unserer Investoren gepaart mit den erforderlichen Investments.

Und schließlich ein spitzen Produkt mit Alleinstellungsmerkmalen sowie herausragende Marketing- und Sales Fähigkeiten.

Entscheidend war hier, so schnell wie möglich in Mitgliederzahlen  – sowohl bei Kandidaten als auch Personalberatern – zu wachsen und diesen bereits zum Start attraktive Inhalte auf www.experteer.de zu liefern. Da es sich um eine Art Marktplatz handelt, haben wir uns im ersten Schritt auf das Wachstum der Stellenangebote und gleichzeitig den Zuwachs an qualifizierten Kandidaten fokussiert.

Die so entstandene Profildatenbank an Fach- und Führungskräften war wiederum ein attraktives Angebot für führende Personalberatungen, was in Folge weitere Spitzenkräfte anzog. Heute sind bereits über 2 Millionen Kandidaten und über 8.000 Personalberater Mitglied bei Experteer.

Dr. Christian Göttsch

Crosswater Redaktion: Mit einem kostenpflichtigen Mitgliedschaftskonzept wecken Sie unter den stellensuchenden Kandidaten auch eine hohe Erwartungshaltung: Top-Job-Angebote zu Top-Gehältern zu finden und über Headhunter den Zugang zu dem nicht öffentlichen Karrieremarkt zu öffnen. Wie und weshalb funktioniert das bei Experteer?

Göttsch: Durch Qualität. Auf der Kandidatenseite akquirieren wir streng nach definierten Zielgruppen Kriterien, um eine qualitativ hochwertige Kandidaten-Datenbank für Personalberater aufzubauen. Auf der Personalberater Seite akzeptieren wir auf Experteer ausschließlich diejenigen, die nachweislich erfolgreich Mandate ab 60.000 Euro besetzen. In unserer Stellen-Datenbank adressieren wir nur Positionen ab 60.000 Euro Jahresgehalt mit Festanstellung, alles darunter nehmen wir nicht. All diese Maßnahmen werden durch ein klares und konsitentes Marketing Messaging unterstützt.

Wir legen hohen Wert auf eine klare Auswahl einer hochqualifizierten Zielgruppe von Fach- und Führungskräften, die in Ihrem nächsten Karriereschritt eine gehobene Position mit entsprechendem Gehalt annehmen werden. So können wir sicher gehen, dass diese Personen auch das passende Angebot bei Experteer finden und entsprechend attraktive Profile für Personalberater präsentieren.

Auf der Recruiting-Seite (www.experteer.de/recruiting) prüfen  wir die Personalberater, die Zugriff auf unsere Profildatenbank erhalten, sodass wir hier auch seriöse Anfragen garantieren können. Wir lehnen zum Beispiel etwas über 50% der Personalberater ab, die sich bei uns akkreditieren wollen.  Ebenso wird jede der Stellenausschreibungen, die bei uns veröffentlicht wird von unserem Analysten-Team geprüft und freigeschaltet.

Crosswater Redaktion: Welche Kandidaten nutzen bevorzugt Experteer? Gibt es hier Schwerpunkte in Bezug auf Karriereposition, Branche oder besondere Qualifikationen hinsichtlich Ausbildung, Berufserfahrung oder andere Expertisen?

Göttsch: Experteer richtet sich an Professionals und Executives, die in ihrem nächsten Karriereschritt eine Position jenseits der 60.000 Euro Jahresgehalt anstreben. Dabei sind die Kandidaten in Consulting, Automotive und Finanzdienstleistungen bei uns besonders aktiv. Generell ist unsere Zielgruppe eher männlich, hat einen Universitätsabschluss und bereits mehrere Jahre Erfahrung im Beruf.

Experteer-Kandidaten: Berufsstatus im Peer-to-Peer Vergleich. Quelle: Crosspro-Research.com

Crosswater Redaktion: Im Mittelpunkt des Experteer-Modells stand zunächst der wechselwillige Top-Kandidat. Wie beschaffen Sie sich eigentlich als Karriereportal die geeigneten Stellenanzeigen von Arbeitgebern?

Göttsch: Bei Experteer sind über 8.000 Personalberater und über 7.000 Unternehmen registriert. Stellenausschreibungen, die von diesen Business-Partnern bei uns veröffentlicht werden, werden von unseren  Analysten geprüft und dann freigeschaltet.

Darüber hinaus recherchiert das Analysten-Team von Experteer geeignete Fach- und Führungspositionen online, die dann in unserem Dienst kategorisiert, verlinkt und damit für interessierte Bewerber sehr effizient auffindbar gemacht werden.

Experteer-Kandidaten: Gehaltsstruktur im Peer-to-Peer Vergleich. Quelle: CrossPro-Research.com

Crosswater Redaktion: Stellenanzeigen werden Experteer-intern durch einige zusätzliche Informationen angereichert und „veredelt“. Das ist sicherlich eine kostenintensive Bearbeitung. Wie läuft diese „Veredelung“ genau ab, was ist das Ergebnis und welchen Anteil hat dieser Prozessschritt am Gesamterfolg?

Göttsch: Durch die entsprechende Kategorisierung der Positionen in Bezug auf Branche, Funktion, Karrierelevel und Gehalt schaffen wir eine einzigartige Transparenz für unsere Kandidaten. Diese „Veredelung“ der Stellenauffindbarkeit folgt dabei nach genauen Vorgaben und Informationen. Diese sind teilweise in der Stellenbeschreibung enthalten, leiten sich aus Durchschnittswerten unserer Datenbanken ab. Wir erhalten ja seit Jahren permanent enorme Mengen an Daten und Informationen von Unternehmen, Personalberatern und Kandidaten, die Experteer nutzen und auf über fünf Jahren Erfahrung beruhen. Wir haben allein für diese Aufgaben in München ein Research Team von 45 Leuten.

Crosswater Redaktion: Experteer stellt ihren Kandidaten auch internationale Anzeigen aus dem Ausland zur Verfügung. Welchen Anteil haben die international mobilen Kandidaten in ihrer Kundenstruktur? Was steht bei der Internationalisierung von Experteer im Vordergrund, sind es eher die cross-border-mobilen Kandidaten oder bauen Sie Experteer zu eigenständigen, landesspezifischen Karriereportalen aus?

Göttsch: Es ist ein Mix aus beidem. Die Mehrheit der Kandidaten sucht im eigenen Land. Für diese Kunden betreiben wir lokale Versionen. Dabei ist es uns wichtig, dass z.B. die Franzosen uns als französischen Dienst und nicht als deutschen Dienst wahrnehmen. Eine große Minderheit ist allerdings sehr mobil. Diese Kunden bedienen wir mit unserem Angebot neben www.experteer.de aus mittlerweile 9 weiteren eigenständigen Länderversionen (CH, AT, UK, IT, FR, BE, ES, NL, USA) die jeweils für die einzelnen Märkte stehen, aber ebenso auch den europaweit größten Pool an offenen Spitzenpositionen und Headuntern bereithält. Besonders mobile Professionals und Executives bevorzugen experteer.com in englischer Sprache. Somit decken wir die Bedürfnisse von Kandidaten ab, die sich innerhalb ihres Landes oder über die Grenzen hinweg beruflich verändern wollen. Dies gilt übrigens auch für die Personalberater- und Unternehmensseite: beide können im Experteer Dienst gleichermaßen internationale und lokale Kandidaten rekrutieren.

Experteer-Kandidaten: Mobilität im Peer-to-Peer-Vergleich

Crosswater Redaktion: Im Vergleich zu den Wettbewerbern der klassischen Karriereportale bietet Experteer einige Alleinstellungsmerkmale. Welche sind das?

Göttsch: www.experteer.de ist weder eine klassische Jobsite noch ein Business Netzwerk. Wir sind ein Karrieredienst, der Kandidaten die Möglichkeit bietet, sich einen transparenten Überblick über den gehobenen Stellenmarkt zu schaffen, sich auf passende Positionen zu bewerben und diskret in Kontakt mit Personalberatern zu treten. Stellenausschreibungen die bei Experteer veröffentlicht werden, werden vorab von unserem Analysten-Team geprüft und nur freigeschaltet, wenn sie den Qualitätskriterien von Experteer entsprechen. Diese Kriterien beziehen sich einerseits auf Vollständigkeit andererseits auf den Fit mit unserer Zielgruppe: Executives und Professionals.

Da Diskretion eines unserer wichtigsten Kriterien ist, haben zum Beispiel Unternehmen keinen Zugriff auf unsere Profil-Datenbank. Wenn Personalberater Experteer nutzen, werden diese von unseren Businesspartner-Managern persönlich kontaktiert und geprüft.

Dafür finden sie bei uns eine Datenbank an aktuell über 650.000 Profilen von hochqualifizierten Fach- und Führungskräften, die über gezielte Kommunikationsmaßnahmen akquiriert werden. Die Profile der Kandidaten sind angereichert mit hochrelevanten Daten wie Expertisen, Qualifikationen und Karrierezielen, nach denen die Datenbank leicht durchsucht und gefiltert werden kann. Desweiteren kann auch nach der Suchaktivität der Executives und Professionals gefiltert werden. Aktiv und passiv suchende Mitglieder werden so je nach Suchauftrag gezielt identifiziert.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal stellt die Internationalität dar, die Experteer sowohl Kandidaten, Personalberatern als auch Personal-Managern bietet. Sowohl das Angebot an exklusiven Stellen als auch das Netzwerk ist weltweit ausgebaut. Internationale Kandidaten-Ansprache und globale Stellenausschreibungen sind effektiv und länderübergreifend mit wenigen Klicks und Eingaben durchzuführen.

Crosswater Redaktion: Wie vergleicht sich Experteer zu einigen der neuen Karriereportale wie z.B. Placement24.de, Laufbahner.de aus dem Hause der Süddeutschen Zeitung oder zu XING, dem Business Netzwerk?

Göttsch: Generell gilt: Experteer ist ein Karrieredienst und kein Jobportal. Wir bieten über 2 Mio. Kandidaten handselektierte Spitzenpositionen und ein Headhunter-Netzwerk von über 8.000 Personalberatern. Dies unterscheidet uns von Seiten wie z.B. Laufbahner.de

Seit Start hat sich Experteer ausschließlich auf Executives und Professionals mit einem Gehalt jenseits der 60.000 Euro  fokussiert und bietet Personal-Managereine einzigartige Zielgruppe an gehobenen, und vor allem auch internationalen Fach- und Führungskräften. Placement 24 spricht beispielsweise eine andere Zielgruppe an.

Weil wir ein sehr diskretes und geschlossenes Netzwerk sind, machen Kandidaten ausführliche Angaben zu ihrem Profil und zu ihren Karrierezielen. Im Gegensatz zu Business-Networks wie z.B. Xing, wo die Interessen der Nutzer doch sehr breit sind, geht es bei Experteer um den einen Zweck: das eigene Karriere-Management  in einem geschlossenen und eben nicht in einem offenen Dienst. Innerhalb der qualitativ hochwertigen Datenbank können Personalberater effizient und einfach wechselwillige Kandidaten direkt ansprechen. Experteer. Dazu bieten wir Personalberatern und Personal-Manager-Managern  einen perfekt auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen, persönlichen Service.

Crosswater Redaktion: Glaubt man dem als Trend hochstilisierten derzeitigen Hype um das „Social Media Recruiting“, dürfte die Zukunft des e-Recruitings eher bei XING, LinkedIn oder Facebook liegen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? Welche Maßnahmen ergreift Experteer, um dabei zu sein?

Göttsch: Wie Sie richtig sagen, handelt es sich derzeit noch eher um einen Hype als eine solide Recruiting Strategie. Es fehlt noch an ausgereiften Konzepten, die End-to-End beinhalten. Eine provokative Gegenfrage: sollte Social Media im Rahmen der Corporate Identity (zum Beispiel als Fan-Page)  eher im Marketing oder für E-Recruiting Zwecke eher im Personalbereich angesiedelt sein? Wie setzt man diese unterschiedliche Zielsetzung aber auch die unterschiedliche Erfolgsmessung um? Das Thema Social Media Recruiting steckt bei den Kandidaten als auch bei Personal-Managern und Personalberatern in den Kinderschuhen. Wir testen auch erste Schritte in Social Media um Erfahrungen zu sammeln und unseren Kunden die Möglichkeit dieser Kanalbelegung zu offerieren. Wir haben vor fast einem Jahr einen Blog gestartet und sind in Kanälen wie Facebook und Twitter aktiv.

Crosswater Redaktion: Stellenanzeigen in den Print-Medien sind passé. Jedoch herrscht bei den neuen Web-basierten Rekrutierungskanälen ein intensiver Wettbewerb. Wie schätzen Sie die zukünftigen Entwicklungen von Jobsuchmaschinen, klassischen Karriereportalen, Branchen- und Berufs-Spezialjobbörsen oder den Social Media Portalen ein?

Göttsch: In Zukunft wird sich der Stellenanzeigen-Markt weiter spezialisieren. Lokalisierte oder z.B. auf Branchen fokussierte Angebote werden zunehmen. Soziale Netzwerke werden teilweise weitere Marktplätze eröffnen, so auch im Stellenbereich – dies wird aber stark mit der Defokussierung weg von der ursprünglichen Positionierung „erkauft“. Begleitet wird das Ganze durch technologische Weiterentwicklungen wie Apps, Mobile Extensions, location based Services, neue Frontend Entwicklungen usw. die Stellenanzeigen ubiquitärer machen, als wir es heute kennen. Experteer hat sich seit seiner Gründung mit der klaren Premium-Positionierung  auf Fach- und Führungskräfte ab 60.000 Euro Jahresgehalt spezialisiert, über die Jahre sehr positive Erfahrungen mit dieser Zielgruppe gesammelt und ist nun der führende Dienst für dieses äußerst attraktive Segment.

Herr Dr. Göttsch, vielen Dank für das Interview.

Weiterführende Links

Das Ende der Profilneurose: Jobbörsen im Peer-to-peer Vergleich

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