Selbstständige in der IT-Security: Mit Zertifikat zu mehr Projektanfragen
GULP: Freiberufliche IT-Security-Spezialisten mit TISP, CISSP, CISM oder CISA sind gefragter und verlangen höhere Honorare
München. Lohnt es sich für Selbstständige im IT-Security-Bereich, ein Zertifikat wie TISP, CISSP, CISM, CISA zu erwerben? Auf den ersten Blick ja, denn IT-Security-Spezialisten mit Zertifikat bekommen tendenziell mehr Projektanfragen als ihre Kollegen ohne „Schein“, ergab eine Analyse der IT-Projektbörse und Personalagentur GULP. Desweiteren fordern selbstständige Security-Experten mit Zertifikat im Schnitt um 6 Euro höhere Stundensätze als jene ohne. In den entsprechenden Projektanfragen wird eine solche Zertifizierung aber meist „nur“ als Nice-to-have angegeben und nicht zwingend vorausgesetzt. Fast immer wird entsprechende Erfahrung als gleichwertig akzeptiert. Freiberufler selbst sehen den Wert von Zertifizierungen eher skeptisch.
Security-Spezialisten mit Zertifizierung sind gefragter
Die Security-Spezialisten mit Zertifikat in der GULP Profiledatenbank haben von Januar 2009 bis Juni 2011 etwa 2.515 Projektanfragen erhalten. Rein rechnerisch sind das etwa 14 pro zertifiziertem Selbstständigem (ohne die Verfügbarkeit mit einzubeziehen). Mit Projektanfrage ist ein konkretes Angebot zur Mitarbeit in einem IT-Projekt gemeint, das ein Projektanbieter einem Selbstständigen zuschickt, wenn der Selbstständige für das Projekt infrage kommt. Die Security-Spezialisten ohne Zertifikat bekamen im gleichen Zeitraum 2.176 Anfragen, das sind etwa 12 pro Selbstständigem – also etwas weniger. Das deutet darauf hin, dass Freiberufler mit Zertifikat bevorzugt werden und etwas stärker gefragt sind.
Allerdings ist eine solche Zertifizierung kein absolutes Ausschlusskriterium: In den entsprechenden Projektanfragen im IT-Security-Bereich wird eine solche Zertifizierung in den allermeisten Fällen als Nice-to-have angegeben, aber nicht zwingend vorausgesetzt. „Fast immer wird von den Unternehmen entsprechende Praxis oder Erfahrung als gleichwertig akzeptiert“, kommentiert Stefan Symanek, Marketing-Leiter von GULP. „Dennoch bringt das Vorhandensein einer Zertifizierung wie TISP, CISSP so gut wie immer Pluspunkte. Dabei ist auffällig, dass nur wenige Projektanbieter sich in den Projektanfragen auf ein bestimmtes Information-Security-Zertifikat festlegen. In der Regel werden alle ähnlichen Zertifikate anerkannt.“
Mit Security-Zertifikat höhere Stundensätze
Durchschnittswerte | FB mit IT- Security- Zertifizierung |
FB im IT- Security- Bereich ohne Zertifizierung |
Alle IT- Freiberufler |
Geforderter Stundensatz |
85 Euro | 79 Euro | 72 Euro |
Alter | 43 Jahre | 45 Jahre | 44 Jahre |
Berufserfahrung | 19 Jahre | 21 Jahre | 20 Jahre |
Selbstständige Security-Experten mit Zertifikat fordern im Schnitt um 6 Euro höhere Stundensätze als Security-Experten ohne Zertifikat (85 Euro im Vergleich zu 79 Euro). Beide liegen aber im oberen Stundensatzbereich: Alle bei GULP eingetragenen IT-Selbstständigen fordern im Schnitt 72 Euro pro Stunde.
29,2 Prozent der Security-Spezialisten mit Zertifikat fordern Stundensätze zwischen 60 und 79 Euro – aber 44,1 Prozent ihrer Kollegen ohne Zertifikat liegen mit ihrer Honorarvorstellung in diesem Bereich. Über 100 Euro verlangen nur 13,7 Prozent der Spezialisten ohne Zertifikat, aber ein Fünftel der Security-Freelancer mit TISP, CISSP & Co.
Blick über den Tellerrand: In anderen Bereichen ähnlich
„Der Erfahrung nach ist das bei Zertifikaten in anderen Bereichen ähnlich und kein Phänomen, das nur bei IT-Security auftritt“, so Stefan Symanek. Ein Drittel der Projektanbieter war bei einer GULP Umfrage im Oktober 2009 der Meinung, dass IT-Freiberufler mit Diplom und Zertifikat besser bezahlt werden.
29 Prozent der Projektanbieter sagten damals ganz klar: Ich bevorzuge Kandidaten mit einer passenden Zertifizierung. Zusammen mit den 48 Prozent, die Zertifikate für das Tüpfelchen auf dem i halten, wenn auch der Rest stimmt, bedeutet das: Mehr als Dreiviertel (77 Prozent) der Projektanbieter achten genau auf ITIL, ITQB & Co.
Nur ein Drittel der Freiberufler hält Zertifikate für wichtig
Freiberufler sehen die Wichtigkeit von Zertifizierungen – egal in welchem Bereich – allerdings skeptischer. 33 Prozent der Teilnehmer an einer GULP Kurzumfrage im November 2010 schätzten die Bedeutung von Zertifizierungen hoch ein. Für sie wäre ein Zertifikat in ihrem Bereich ein Qualitätsnachweis, der Vertrauen bei den Kunden schafft und das eigene Image stärkt. Dies würde dann auch die Chancen auf Projekte verbessern. Die überwiegende Mehrheit (67 Prozent) der Teilnehmer sieht das eher skeptisch und die Bedeutung eines Zertifikats als gering an. Für diese Gruppe sind andere Faktoren wie die (nicht zertifizierbare) Bereitschaft zu Engagement und Leistung sowie die in der Praxis erworbene Erfahrung weitaus wichtiger für den eigenen Marktwert.
„Zertifikate bringen etwas, wenn man den ‚harten Weg‘ geht und sie über praktisches Lernen erwirbt“, kommentierte ein Selbstständiger das Umfrage-Ergebnis. „Für den Kunden ist aber nicht zu erkennen, ob stures Auswendiglernen von Prüfungsfragen oder praktische Erfahrung zur erfolgreichen Zertifizierung führten und daher von fragwürdigem Wert. Ich habe zwei Zertifikate, mich hat noch nie jemand danach gefragt.“
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Über GULP:
Mehr als 2.500 Kunden, 75.000 eingetragene IT-Experten, davon 8.500 mit Schwerpunkt Engineering, und über 900.000 abgewickelte Projektanfragen: GULP ist die wichtigste Quelle für die Besetzung von IT-Projekten mit externen Spezialisten im deutschsprachigen Raum. Als Internet-Jobbörse für Freiberufler ist GULP im Jahr 1996 gestartet. Heute bietet GULP zusätzlich zu den Dienstleistungen einer modernen Personalagentur ein umfassendes Online-Portal mit Informationen und Services rund um das IT-Projektgeschäft. Das in München ansässige Unternehmen erzielte 2010 einen Umsatz von 156,4 Millionen Euro und beschäftigt in der Zentrale und an den Standorten Frankfurt, Hamburg, Köln, Stuttgart und Zürich derzeit über 140 interne Mitarbeiter.
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