Informatik gehört als Teil der Allgemeinbildung in die Schule
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Bedarf an IT-Spezialisten wird in vielen Branchen steigen
- Schule bietet die Chance, vor allem auch Mädchen anzusprechen
Informatik muss Schul-Pflichtfach in der Sekundarstufe I werden. Diese Forderung hat der Hightech-Verband BITKOM anlässlich des 1. Nationalen MINT-Gipfels heute in Berlin bekräftigt. „Die Digitalisierung der Wirtschaft erreicht immer mehr Branchen, künftig auch vermehrt die Produktion mit Industrie 4.0. Das heißt aber auch, dass in immer mehr Branchen IT-Spezialisten gebraucht werden“, sagte BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf. Aktuell gibt es in Deutschland rund 43.000 offene Stellen für IT-Spezialisten. Mit 25.000 finden sich mehr als die Hälfte von ihnen außerhalb der klassischen IT-Sektors bei Unternehmen aller anderen Branchen, vom Automobilbau bis zum Versicherungswesen.
Gleichzeitig hält auch in den Alltag immer mehr IT Einzug. So sind Geräte zunehmend vernetzt und mit dem Internet verbunden, vom Fernseher bis zum Auto. Soziale Netzwerke, Smartphones und Tablet Computer gehören heute bereits für junge Menschen zum täglichen Leben. „Informatik sollte heute selbstverständlicher Teil der Allgemeinbildung sein“, so Kempf. Der verpflichtende Informatikunterricht biete die Chance, alle Schüler und vor allem auch die Schülerinnen anzusprechen und aufzuzeigen, dass Informatik mehr sei als nur Programmieren. „Es geht heute bei der Arbeit mit Computern um Kreativität, Design und Gestaltung und den Kontakt mit Menschen“, sagte Kempf. Die IT-Branche versucht bereits mit zahlreichen Aktivitäten für die Informatik zu werben. So kommen bei der Initiative „erlebe IT“ Fachleute aus der Praxis ehrenamtlich in die Schule und informieren über Berufsbilder und Berufschancen. Dies kann ein Pflichtfach Informatik aber nur ergänzen, nicht ersetzen.
Anders als bei anderen technischen Studiengängen wie Maschinenbau und Elektrotechnik nimmt das Interesse an einem Informatik-Studium weiter zu. Im vergangenen Jahr haben sich insgesamt 50.898 Studienanfänger an den Hochschulen im Bereich Informatik eingeschrieben, das ist ein leichtes Plus von etwa einem Prozent verglichen mit 2011. „Ein großes Problem bleibt die hohe Abbrecherquote von rund 50 Prozent“, so Kempf. Der Frauenanteil bei den Erstsemestern lag im vergangenen Jahr mit 22,5 Prozent erstmals bei über einem Fünftel. 2007 waren es gerade einmal 17,1 Prozent. „Die zahlreichen Initiativen, auch des BITKOM, tragen Früchte. Dennoch gibt es hier noch Potenzial. Es muss uns gelingen, noch mehr Mädchen und Frauen für die Informatik zu begeistern“, sagte Kempf.
Das gilt auch für die IT-Ausbildungsberufe. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 15.219 neue Ausbildungsverträge unterschrieben, ein Plus von 1,7 Prozent verglichen mit 2011. Der Frauenanteil beträgt hier nur 8 Prozent und ist seit Jahren fast unverändert.
Der BITKOM vertritt mehr als 2.000 Unternehmen, davon über 1.200 Direktmitglieder mit 140 Milliarden Euro Umsatz und 700.000 Beschäftigten. Nahezu alle Global Player sowie 800 Mittelständler und zahlreiche gründergeführte Unternehmen werden durch BITKOM repräsentiert. Hierzu zählen Anbieter von Software & IT-Services, Telekommunikations- und Internetdiensten, Hersteller von Hardware und Consumer Electronics sowie Unternehmen der digitalen Medien.