Mythos-Fachkräftemangel-Autor Martin Gaedt: Provokateur oder Prophet?
„Fachkräftemangel“ ist die gesellschaftlich anerkannte Ausrede für langweiliges Recruiting. Es gibt sehr viele Mängel: Mangel an Willkommenskultur, Mangel an Lohnzahlung, Mangel an Respekt, Mangel an Unternehmenskultur, Mangel an Antworten auf Bewerbungen – 40 Prozent aller Bewerbungen bleiben unbeantwortet – und viel mehr, dass Bewerber und Mitarbeiter erfolgreich vertreibt. Nur einen Mangel an Fachkräften erkenne ich nicht. (Martin Gaedt im Interview mit Prof. Dr. Peter Wald, HTWK Leipzig).
Martin Gaedt ist unermüdlich. Auch nach dem Erscheinen seines vielbeachteten Buchs über den „Mythos Fachkräftemangel“ gibt er in diesem Thema keine Ruhe. Sein prall gefüllter Terminkalender erinnert an die Konzerttour eines Alleinunterhalters – das Publikum ist ihm garantiert und überall findet er mit seinen provokativen Thesen ein offenes Ohr. Zuletzt ist ihm das auf der Leipziger Veranstaltung „HR Innovation Day“, die von Professor Peter M. Wald organisiert wurde, trefflich gelungen.
Dann werden Sie doch Gärtner in der Banana Republic
Fast schon ein Klassiker ist Gaedts Erkenntnis über die zuweilen sinnfreie Berufswahl. „Möchten Sie gerne im Freien arbeiten? Dann werden Sie doch Gärtner!“
Viele junge Menschen, die im Rahmen der Berufsorientierung z.B. ins BIZ gehen, bekommen genau diese Empfehlung. Das hat nichts mit kompetenter Beratung zu tun, sondern mit Algorithmen. Ja doch, Gärtner arbeiten im Freien. Doch ist das der einzige infrage kommende Beruf?