Nachrichten

Achtung Satire! BUZZword Bullshit Bingo für HR und Recruiting

Falko Brenner, viasto
Falko Brenner

Ein Gastbeitrag von Falko Brenner, der in diesem Artikel sein Satire-Verständnis zeigt

Wer kennt das nicht… Endlose Meetings, in denen langweilige Präsentationen ausgetauscht werden und Sprachwissenschaftler nach höchsten zehn Minuten (die Zeit, die man braucht, um in München vom Hauptbahnhof zum Flughafen zu kommen) vor Scham am liebsten im Boden versinken würden. Dagegen haben wir jetzt die ultimative Beschäftigung: Das neue BUZZword Bullshit Bingo für HR und Recruiting! Die Regeln sind ganz einfach: Sobald ein Buzzword fällt, machen Sie ein Kreuz. Wer die Reihe zuerst voll hat, steht auf und brüllt „Bullshit“.

(Ach so, dieser Artikel ist natürlich nur Satire.)

Nun das ABC der HR Buzzwords:

 

chart_viasto_2014-07-Buzzword Bingo

ACTIVE SOURCING: Was früher Direktansprache hieß, bekam durch das Social Web eine ganz neue Dimension. Bezeichnet den absoluten Super-Mega Trend, IT- und andere spezialisierte Experten über XING, LinkedIn und Co. zu stalken, äh Jobangebote zu unterbreiten, nach denen sie gar nicht gesucht hatten.

BEST-IN-CLASS: Wenn man schon im Vergleich zu allen anderen sehr bescheiden abschneidet, dann vergleicht man sich einfach mit denen, die in derselben (sehr bescheidenen) Liga spielen (z.B. bei der Employer Brand): Schon ist man „Best-in-Class“, wenn auch nur bei den Sweatshops

BEST PRACTICE: Orientierung an irgendwas, was irgendwo mal irgendwie funktioniert hat. Wird in der eigenen Firma leicht zum worst practice.

BIG (fat) DATA: Dieses Buzzword wird bevorzugt von Personen benutzt, die beim Addieren in einer Excel Tabelle überfordert sind, irgendwo aber aufgeschnappt haben, dass „Daten das Öl des 21. Jahrhunderts“ sind – Solange man nicht selbst rechnen oder denken muss und das Ergebnis in formgegossenen Powerpoints mit Kuchendiagrammen vorgesetzt bekommt.

BIO BREAK: Hieß früher mal Pinkelpause. In Beraterdeutsch klingt Bio-Break aber einfach besser und hochtrabender.

CANDIDATE EXPERIENCE: Candidate, auch als ”Candy Date” bekannt. Bedeutet, dass ein respektvoller und wertschätzender Umgang mit Bewerbern enorm wichtig ist. Wird jedoch schlicht die Frustration von Kandidaten, die im Assessment Center an fiesen Rollenspielern scheitern, zur „Experience“ umgedeutet, ist damit rein gar nichts gewonnen. In der englischsprachigen Forschungsliteratur wird übrigens einfach von „Applicant Reactions“ gesprochen, also einfach neutral Bewerberreaktionen.

CULTURAL FIT: Neudeutsch für „Der Kandidat ist bereit, für wenig Geld genauso viel zu schuften wie der Rest der Belegschaft“ → Also passt er hier rein: Cultural Fit.

CORE COMPETENCE: Wird so oft und in so vielen verschiedenen Kontexten genutzt, dass er auch nach intensiver Forschungsarbeit und Literaturrecherche nicht ordentlich zu definieren ist.

DIVERSITY: Aus einer Stellenanzeige eines internatinalen Großkonzerns „Wir stellen die besten Talente ein, ungeachtet ihrer kulturellen oder ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters, der sexuellen Identität oder Orientierung….“. In der Theorie richtiges und wichtiges Konzept, was in der Praxis dort aufhört, wo der eigene Einflussbereich gewahrt werden will (Auch NIMBY Effekt genannt – “Not in my Backyard”). Mehr zum Diversity-Konzept hier.

EMPLOYER BRAND: Mitarbeiter besser zu behandeln oder zu bezahlen ist teuer. Billiger ist es, Rapvideos mit Praktikanten zu drehen und zwei oder drei Fernsehspots zu miesen Sendezeiten auszustrahlen. Schon hat man was für die Employer Brand gemacht.

FACHKRÄFTEMANGEL: Gesellschaftlich anerkannte Entschuldigung für die Unfähigkeit, geeignete Kandidaten zu finden und einzustellen, z.B. weil man Ingenieuren nicht mehr als ein Praktikantengehalt zahlen will.

GENERATION Y: Nachkomme der Generation X und Generation Golf, Vorgänger der Generation Z. Urahne: Generation Golf. Danke an alle Soziologen, für jeden eine passende Generation zu haben, die mit so präzisen Attributen wie „vergleichsweise“, „größtenteils“ und „irgendwas mit Internet“ charakterisiert wird.

HIGH POTENTIAL: Junger Mitarbeiter mit guter Ausbildung, der nicht high zur arbeitet kommt, sondern ein hohes Potenzial hat, später eine Führungsposition einzunehmen. Wird dann zum Buzzword, wenn sich die ganze Belegschaft zu Höherem berufen fühlt oder die Rekrutierungsstrategie ausgerufen wird, nur noch High Potentials einzustellen. Wer macht dann noch die Arbeit?

HR-BUSINESS PARTNER: Spezies mit maximal unspezifischer Stellenbeschreibung, die in Personalabteilungen rumhängt und verzweifelte Anfragen nach dem Stand des Urlaubantrags mit einem müden Lächeln und Verweis auf die überaus wichtige strategische Arbeit zurückweist. Illustriert sieht das dann so aus (bitte zum Vergrößern klicken):

chart_viasto_2014-07-HR-Business-Partner

INNOVATIV: Ist prinzipiell alles und jeder und wir am meisten (und noch mehr als nachhaltig). Die ursprüngliche Definition beinhaltet NEU und SINNVOLL. Wenn beides erfüllt ist → innovativ. Wenn eins davon nicht erfüllt ist → BUZZWORD

KPI: Steht für KEY Performance Indicator. Nicht jeder Mist, der messbar ist, muss auch eine SCHLÜSSEL Kennzahl sein. Tritt häufig parallel mit BIG DATA auf. Interessant wäre, die Schrittlänge der Mitarbeiter zu messen. Diese korreliert nämlich mit Berufserfolg. Wussten Sie nicht?! Dann lesen Sie mal hier.

MICRO MANAGEMENT = Pedantisches Besserwissertum erbsenzählender Vorgesetzter bei absoluter Abwesenheit von Soft Skills (siehe unten)

MOBILE RECRUITING: Nach dem Gehirn (Stichwort digitale Demenz) wird jetzt auch die Personalarbeit in die kleinen Taschencomputer outgesourced. So lassen sich auch von unterwegs IT Experten stalken, äh Active Sourcing betreiben.

OUTDOOR ACTIVITY: Gutgemeinte Teambuiding-Maßnahme im Freien, bei der sich jeder freut, wenn auch die 3 Zentner aus der Buchhaltung es am Teamworktower auf schwindelerregende 2 Höhenmeter schafft. Transferleistung meistens Null und am nächsten Tag geht der Büroterror weiter.

RESILIENCE: Zu Deutsch auch Widerstandsfähigkeit oder besser Leidensfähigkeit genannt. Bezeichnet die Fähigkeit eines Mitarbeiters, trotz mieser Arbeitsbedingungen länger als zwei Wochen durchzuhalten… Ist die Resilience zu gering, kann das richtig teuer werden

SCALABLE: Ja, ja… alles ist skalierbar. Auch der Prozentsatz an Buzzwords pro Satz oder der durchschnittliche Produktivitätsverlust durch Bio-Breaks (siehe Big Data und KPI)

SOFT SKILLS: Siehe Core-Competence

„THINK OUTSIDE THE BOX“: Korrektes Denglisch für Manager, die Ihre Mitarbeiter zu Kreativität animieren wollen und in Sachen Dienstvorschriften dogmatischer sind als barttragende Steinzeitfundamentalisten.

WAR FOR TALENT: Neudeutsche Überhöhung mit altbewährter Kriegsmetapher, was gerne in Zusammenhang mit Fachkräftemangel genannt wird.

Wir hoffen, Sie konnten sich so die Zeit ein bisschen verkürzen!

Natürlich ist dieser Artikel als reine Satire zu verstehen!

 

 

Ihr Falko Brenner

falko.brenner@viasto.com

www.viasto.com

 

 

 

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert