Wo bitte geht’s zur Work-Life-Balance?
Immer besser: Neue OECD-Studie erfasst die Lebensqualität seit 1820
(Berlin/Paris) Die Lebensqualität der Menschen hat sich seit dem frühen 20. Jahrhundert in großen Teilen der Welt verbessert. Zu diesem Schluss kommt eine gemeinsame Studie der OECD und des OECD Development Centres unter Beteiligung der Wirtschaftshistoriker des holländischen Clio Infra-Projektes.“How was Life? Global well-being since 1820” belegt, dass sich gerade in jüngerer Zeit die Lebensbedingungen in den Ländern rund um den Globus stärker angeglichen haben als das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Mit einer Ausnahme, den Ländern südlich der Sahara.
Die Studie bietet zum ersten Mal systematische Erkenntnisse über langfristige Trends in Gesundheit, Bildung, sozialer Gleichheit, Umwelt oder persönlicher Sicherheit. Damit leistet sie einen Beitrag zu der Frage inwieweit ökonomischen Faktoren unsere Lebensqualität beeinflussen und ob unsere politischen Vertreter sich in ihrer Arbeit auf Themen konzentrieren, die für das Wohl der Menschen wichtig sind.
Die historischen Daten erstrecken sich von inflationsbereinigten Löhnen über das BIP, die Lebenserwartung, Bildungsabschlüsse, Größe (als Maß für physisches Wohlbefinden und Ernährung), Sicherheit, politische Institutionen, die Umwelt bis hin zur Ungleichheit in Bezug auf Einkommen und zwischen den Geschlechtern. Die Themen orientieren sich am How’s Life?-Bericht der OECD, der regelmäßig die Lebensqualität und den Fortschritt in modernen Gesellschaften misst.
Ein kombinierter Indikator aller erforschten Dimensionen zeigt, dass verbesserte Einkommen und höhere Wirtschaftskraft nicht notwendig auch zu Fortschritten in anderen Lebensbereichen führen. Das BIP allein spiegelt also die Lebensqualität nur ungenügend.
Laut der Studie sind die Löhne einfacher Arbeiter seit 1820 inflationsbereinigt um das Achtfache gestiegen, während das globale BIP sogar zehn Mal so hoch kletterte. Der Anstieg fiel allerdings in Westeuropa, Nordamerika, Australien, Nahost und Nordafrika stärker aus als in anderen Regionen.
Die Ungleichheit der Einkommen hat sich zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und 1970 verringert und ist danach wieder erheblich gewachsen. In Osteuropa kam es nach dem Zusammenbruch des Kommunismus zu einem rasanten Anstieg der Ungleichheit. Auch in China ist die Ungleichheit seit den 90er Jahren auf dem Vormarsch. Insgesamt hat die Globalisierung seit den 1980er Jahren dazu geführt, dass die soziale Ungleichheit innerhalb der Staaten wuchs, während sie zwischen den Ländern zurückging.
In einigen Bereichen, wie zum Beispiel bei Bildung und Gesundheit, ist die statistische Korrelation mit dem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zunächst relativ stark. 1820 konnte weltweit nur etwa jeder fünfte Mensch Lesen und Schreiben. Nach 1945 verbesserte sich die Alphabetisierung erheblich, im Jahr 2000 waren bereits acht von zehn Menschen in der Lage, zu lesen und zu schreiben. Ähnlich dramatisch war der Fortschritt bei der Lebenserwartung, die von weniger als 30 Jahren 1880 auf beinahe 70 Jahre (2000) stieg. Heute sind Dank einer verbesserten Gesundheitsversorgung selbst dort noch Fortschritte in der Lebenserwartung zu erkennen, wo das BIP stagniert.
Kaum ausgeprägt ist der Zusammenhang zwischen dem Reichtum eines Landes und der persönlichen Sicherheit seiner Bewohner: So waren zum Beispiel die Mordraten in den USA über 200 Jahre relativ hoch, während sie in vielen Teilen Asiens niedrig sind.
Weitere Informationen zum Bericht, einschließlich einer Online-Leseversion finden Sie unter www.oecd.org/berlin/publikationen/how-was-life.htm.
(Quelle: OECD Berlin Centre)