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Handlungsbedarf: In Deutschland fehlen 41.000 IT-Experten

  • Dieter Kempf, BITKOM
    Prof. Dr. Dieter Kempf

    TK-Unternehmen suchen vor allem Software-Entwickler

  • Steigender Bedarf an IT-Sicherheitsexperten
  • Jedes zweite Unternehmen beklagt Mangel an Fachkräften

In Deutschland werden derzeit rund 41.000 IT-Spezialisten gesucht. Damit ist die Zahl der offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr um rund 5 Prozent gestiegen.

16.500 unbesetzte Stellen finden sich bei Unternehmen der Informationstechnologie und Telekommunikation. IT-Experten werden aber auch quer durch alle Wirtschaftszweige gesucht. Bei diesen so genannten Anwenderbranchen gibt es weitere 24.500 unbesetzte Stellen. Das ist das Ergebnis einer Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte, die der Hightech-Verband BITKOM heute in Berlin vorgestellt hat. Bei der repräsentativen Umfrage wurden mehr als 1.500 Geschäftsführer und Personalverantwortliche von Unternehmen aller Branchen befragt. „Wir haben – von Ausnahmejahren in der Wirtschafts- und Finanzkrise abgesehen – nahezu konstant einen ungedeckten Fachkräftebedarf von rund 40.000 IT-Experten“, sagte BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf.

 

„Wenn nicht genügend Fachkräfte vorhanden sind, besteht die Gefahr, dass Arbeit ins Ausland verlagert wird. Das bedeutet aber auch, dass Innovationskraft verloren geht.“ Mehr als jedes zweite ITK-Unternehmen (54 Prozent) gibt an, dass aktuell ein Mangel an IT-Spezialisten herrscht. 42 Prozent erwarten sogar, dass sich der Fachkräftemangel in Zukunft weiter verschärfen wird.

Das Gros der 16.500 unbesetzten Stellen in der ITK-Branche findet sich bei den Anbietern von Software und IT-Dienstleistungen. Hier gibt es alleine 14.200 offene Positionen. Weitere 1.700 IT-Experten werden von Herstellern von Hardware und Unterhaltungselektronik gesucht, 600 von Anbietern von Telekommunikationsdiensten.

Wie im Vorjahr benötigen fast drei Viertel der ITK-Unternehmen (71 Prozent), die aktuell freie Stellen haben, Software-Entwickler. Bei ihnen sind vor allem Fähigkeiten rund um Cloud Computing (in 53 Prozent der Fälle) und Big Data (44 Prozent) gefragt, gefolgt von Kenntnissen im Bereich Social Media (34 Prozent) sowie zur Programmierung von klassischen Webpräsenzen (28 Prozent) und Apps bzw. mobilen Webseiten (26 Prozent).

Hinter den Software-Entwicklern folgen bei den gesuchten Berufsbildern mit deutlichem Abstand Anwendungsbetreuer und Administratoren, die von rund jedem fünften Unternehmen (21 Prozent) nachgefragt werden, sowie IT-Berater (18 Prozent). Deutlich gestiegen ist der Bedarf an Projektmanagern (von 4 auf 15 Prozent) sowie IT-Sicherheitsexperten (von 3 auf 15 Prozent). „Der Bedarf an IT-Sicherheitsexperten steigt. Hier spiegelt sich die Debatte der vergangenen Monate über Abhörmaßnahmen der Geheimdienste, Industriespionage und die zahlreichen Berichte über Cyberattacken deutlich wider“, so Kempf.

Trotz des unverändert hohen Fachkräftemangels in der ITK-Branche werden die Unternehmen in diesem Jahr voraussichtlich 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Am Ende des Jahres werden in den Unternehmen voraussichtlich 953.000 Menschen beschäftigt sein, so viele wie nie zuvor. Innerhalb von fünf Jahren sind damit in der ITK-Branche fast 100.000 neue Arbeitsplätze entstanden. „Die IT-Unternehmen sind eine zentrale Stütze des deutschen Arbeitsmarkts“, sagte Kempf.

 

Mit 24.500 offenen Stellen entfallen rund 60 Prozent der gesamten Fachkräftelücke auf die Anwender von IT-Systemen in anderen Branchen. Allerdings benötigen diese Unternehmen andere Qualifikationen als die IT-Anbieter. So benötigt rund die Hälfte der IT-Anwender mit freien Stellen Administratoren und Anwendungsbetreuer (51 Prozent). Zwar folgen Software-Entwickler, die von 17 Prozent der Anwender-Unternehmen gesucht werden, mit deutlichem Abstand. Im Vergleich zum Vorjahr, als nur 9 Prozent dieser Unternehmen entsprechenden Bedarf hatten, hat sich ihr Anteil aber nahezu verdoppelt. „Der steigende Bedarf an Software-Entwicklern in den Anwenderbrachen zeigt, dass sich die Digitalisierung in der gesamten Wirtschaft derzeit beschleunigt“, sagte Kempf. Ebenfalls häufig gesucht werden IT-Berater (12 Prozent) und IT-Sicherheitsexperten (9 Prozent).

Angesichts des hohen Bedarfs an IT-Experten hat BITKOM seine Forderung nach einem Pflichtfach Informatik in der Sekundarstufe I bekräftigt. „Wir müssen bei unseren Kindern ansetzen und schon in der Schule das Interesse an der Informatik und anderen technischen Berufen wecken“, sagte Kempf. Repräsentative Umfragen im Auftrag des Verbands haben ergeben, dass eine deutliche Mehrheit der Eltern (85 Prozent) und Lehrer (73 Prozent) die Einführung eines Informatik-Pflichtfachs befürwortet. Auch in der Gesamtbevölkerung stimmen mehr als drei Viertel (78 Prozent) der Forderung zu. Kempf: „Wir könnten damit unsere Schülerinnen und Schüler besser auf das Leben in einer digitalen Welt vorbereiten und dabei auch frühzeitig ihr Interesse für Informatikberufe wecken.“

Methodik: Im Auftrag des BITKOM hat Bitkom Research<http://www.bitkom-research.de/> in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Aris 1.500 Geschäftsführer und Personalleiter von Unternehmen ab 3 Mitarbeitern aller Branchen befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft in Deutschland.

 

BITKOM vertritt mehr als 2.200 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon gut 1.400 Direktmitglieder. Sie erzielen mit 700.000 Beschäftigten jährlich Inlandsumsätze von 140 Milliarden Euro und stehen für Exporte von weiteren 50 Milliarden Euro. Zu den Mitgliedern zählen 1.000 Mittelständler, mehr als 200 Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste an, stellen Hardware oder Consumer Electronics her, sind im Bereich der digitalen Medien oder der Netzwirtschaft tätig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft. Mehr als drei Viertel der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, jeweils knapp 10 Prozent kommen aus sonstigen Ländern der EU und den USA, 5 Prozent aus anderen Regionen. BITKOM setzt sich insbesondere für eine innovative Wirtschaftspolitik, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine zukunftsorientierte Netzpolitik ein.

 

 

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