Jauch, Sattelberger und Schwesig auf der falschen Fährte: Männer verdienen gar nicht so viel mehr als Frauen
Kienbaum veröffentlicht Studie zur Entgeltlücke
Rund fünf Prozent beträgt die Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern mit vergleichbarer Tätigkeit laut einer aktuellen Kienbaum-Kurzstudie. Die Beratungsgesellschaft Kienbaum hat dafür detaillierte Gehaltsdaten zu über 8.000 Positionen aus Unternehmen verschiedenster Branchen und Größenklassen ausgewertet und die Gehälter von Frauen und Männern, die in den jeweiligen Unternehmen vergleichbare Tätigkeiten ausüben, miteinander verglichen.
Im Vergleich zu dieser bereinigten Entgeltlücke beträgt die unbereinigte Entgeltlücke in Deutschland laut Angaben des statistischen Bundesamts derzeit im Schnitt rund 25 Prozent bei der Gesamtvergütung und 22 Prozent bei der Grundvergütung. Die unbereinigte Entgeltlücke entspricht dem durchschnittlichen Entgeltabstand von Frauen und Männern; spezifische Merkmale der jeweiligen Position oder Person werden bei dieser Berechnung nicht berücksichtigt. In der von Kienbaum betrachteten Stichprobe ist die unbereinigte Entgeltlücke sogar noch deutlich größer: In den Unternehmen liegt die Gesamtvergütung der Männer knapp 32,5 Prozent über der der Frauen. Beim Grundgehalt sind es immerhin 29 Prozent.
„Der Grundgedanke unserer Auswertung ist die Zuordnung von Frauen und Männern, die innerhalb der jeweiligen Unternehmen möglichst vergleichbare Tätigkeiten ausüben“, sagt Studienautor Sebastian Pacher. „Aus diesem Grund haben wir uns für eine Zuordnung über die Jobfamilie entschieden. Diese sagt aus, ob ein Mitarbeiter beispielsweise in der Produktion, im Marketing oder im Controlling tätig ist. Innerhalb der Jobfamilie haben wir zusätzlich die Funktionsausprägung betrachtet, wobei wir zwischen verschiedenen Ausprägungen von Sachbearbeitern, Spezialisten und Leitern differenzieren. Die Messung der Lohnungleichheit erfolgt dann auf Basis von Frauen und Männern innerhalb der gleichen Jobfamilie und der gleichen Funktionsgruppe“, sagt Pacher. In der Unternehmenspraxis kann diese Zuordnung auch anhand anderer Kriterien erfolgen. „Wir empfehlen unseren Klienten, dass sie, wenn möglich eine Zuordnung anhand einer analytischen Stellenbewertung vornehmen“, sagt Kienbaum-Berater Sebastian Pacher.
Größe der Entgeltlücke variiert zwischen Unternehmen und Funktionen
Die bereinigte Entgeltlücke unterscheidet sich von Unternehmen zu Unternehmen erheblich. Bei 30 Prozent der Unternehmen beträgt die ermittelte Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern weniger als drei Prozent. Bei rund einem Drittel der Unternehmen verdienen Frauen bei vergleichbarer Tätigkeit über zehn Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Bei immerhin einem Fünftel der Unternehmen ist es umgekehrt: hier verdienen Männer zwischen fünf und zehn Prozent weniger als vergleichbare Frauen.
Die Unternehmensgröße ist laut der Studie ein wichtiger Faktor, der diese Unterschiede erklären könnte. Bei mittelgroßen Unternehmen mit 500 bis 1.000 Mitarbeitern fällt die errechnete Entgeltlücke mit knapp über zehn Prozent deutlich höher aus als bei großen Unternehmen mit mehr 1.000 Mitarbeitern, bei denen keine signifikanten Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern festgestellt werden. Bei kleineren Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern ergibt sich eine bereinigte Entgeltlücke von 5,6 Prozent. „Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen finden wir zum Teil noch historisch gewachsene Vergütungssysteme und -strukturen vor. Außerdem fällt es diesen Unternehmen oft noch schwer, geeignete Karrierewege zu schaffen, um Mitarbeiterinnen einen reibungslosen Wiedereintritt beispielsweise nach Mutterschutz und Elternzeit zu ermöglichen“ sagt Julia Zmítko, Leiterin Datamanagement bei Kienbaum in Frankfurt.
Entgeltlücke ist bei Sachbearbeitern und Spezialisten am größten
Auch die Beschäftigungsstruktur in den jeweiligen Unternehmen kann eine Rolle spielen. Je nach Hierarchieebene im Unternehmen sind die Entgeltunterschiede zwischen Männern und Frauen sehr unterschiedlich: Die größte Entgeltlücke in der Kienbaum-Stichprobe besteht bei den Sachbearbeitern und Spezialisten mit rund sieben bis acht Prozent. „Auch dieses Ergebnis kann mit dem durchaus häufigen und üblichen Wiedereinstieg nach Mutterschutz und Elternzeit in diesen Funktionsebenen und Funktionsfamilien zusammenhängen“, sagt Julia Zmítko. „Bei den Leitungspositionen können wir hingegen keine signifikanten Entgeltunterschiede zwischen Männern und Frauen feststellen“, sagt Kienbaum-Beraterin Zmítko.
Analyse von Entgeltunterschieden oft zu oberflächlich
Für die Analyse von Einkommensunterschieden zwischen Frauen und Männern hat Kienbaum ein Verfahren entwickelt, bei dem jeder Mitarbeiterin ein oder mehrere männliche Kollegen zugeordnet werden. Die Messung der Lohngleichheit erfolgt dann nur auf Basis von Frauen und Männern mit gleichen Eigenschaften. Vermeintliche Entgeltunterschiede innerhalb eines Unternehmens können somit schnell identifiziert und systematisch behoben werden. „Mit diesem Ansatz bleiben wir nicht bei einer oberflächlichen Analyse der Entgeltunterschiede stehen. Vielmehr betrachten wir tatsächlich vergleichbare Mitarbeitergruppen und können so konkrete Handlungsempfehlungen für die Unternehmen erarbeiten, um eventuell bestehende Ungleichheiten abzubauen“, sagt Julia Zmítko, Leiterin Datamanagement bei Kienbaum in Frankfurt.
Für weitere Informationen stehen Ihnen Dr. Sebastian Pacher (Fon: +49 2261 703-1859, E-Mail: sebastian.pacher@kienbaum.de) und Dr. Julia Zmítko gern zur Verfügung (Fon: +49 2261 703-684, E-Mail: julia.zmitko@kienbaum.de). Weitere Informationen rund um das Thema Vergütung finden Sie auch unter www.kienbaum-compensation.com.
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