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Jury-Vorsitzender im Interview: „Der Professor muss für sein Fach brennen“

Prof. Dr. Winfried Schulze
Prof. Dr. Winfried Schulze

Prof. Dr. Winfried Schulze ist neuer Jury-Vorsitzender bei unserem Wettbewerb „Professor des Jahres“. Im Interview verrät der der ehemalige Vorsitzende des deutschen Wissenschaftsrates und Träger des Leibniz-Preises, was er sich in seiner neuen Funktion auf die Fahnen geschrieben hat und welche Eigenschaften ein Professor der Güteklasse A heutzutage unbedingt mitbringen muss.

Herr Prof. Dr. Schulze, wissen Sie noch wie Sie zum ersten Mal mit dem Wettbewerb „Professor des Jahres“ in Berührung gekommen sind? 
Schulze: Wenn ich auf einem Uni-Campus unterwegs war, habe ich immer mal wieder gerne in die UNICUM-Magazine geschaut, um zu sehen, was die Studierenden derzeit beschäftigt. Und so habe ich schon ganz früh von dem Wettbewerb, der mittlerweile in sein zehntes Jahr geht, erfahren. Daneben gab es aber noch einen zweiten Anknüpfungspunkt: Ich war mehr als zehn Jahre der Jury-Vorsitzende des rheinland-pfälzischen Akademiepreises und in diesem Gremium haben wir uns natürlich auch einen Überblick über die wichtigsten Professoren-Auszeichnungen verschafft.

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an „Professor des Jahres“?
Dieser Wettbewerb ist mir direkt aufgefallen, weil er aus der Masse heraussticht: „Professor des Jahres“ betont einen essentiellen Aspekt der Lehre, nämlich deren Praxisnähe und damit den direkten Bezug zur Arbeitswelt. In diesem Punkt haben sich die Anforderungen an die akademische Bildung in den letzten Jahren stark gewandelt. UNICUM waren mit die ersten, die diese Entwicklung erkannt und mit dem Preis auch stärker in die öffentliche Wahrnehmung gerückt haben. Und passend zur berufsnahen Ausrichtung des Wettbewerbs dürfen bei „Professor des Jahres“ auch Arbeitgeber mitabstimmen. Das ist alles in allem ein stimmiges Gesamt-Konzept.

Sie mussten also nicht lange überlegen, als man Ihnen den Jury-Vorsitz angeboten hat?
Man guckt schon genau hin, welche Klötze man sich ans Bein bindet (lacht). Aber im Ernst: Für mich kommen nur Engagements in Frage, mit denen ich mich wirklich identifizieren kann und von deren Sinnhaftigkeit ich voll überzeugt bin. Preise wie „Professor des Jahres“ können natürlich keine grundlegenden strukturellen Probleme lösen – wie etwa das unausgewogene Betreuungsverhältnis von Professoren und Studenten. Aber so ein renommierter Preis verspricht dem Titelträger ein großes Plus an Prestige und kann somit ein positiver Ansporn sein. Überdies hat der Preis eine klare Signalwirkung. Denn er zeigt die Notwendigkeit auf, sich fortwährend mit der Optimierung der Lehre und deren Inhalten zu beschäftigen.

Korrekte Abläufe und Transparenz

Auf welche Punkte werden Sie als Jury-Vorsitzender besonderes Augenmerk legen?
Ich sehe es in erster Linie als meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass weiterhin alles korrekt und transparent abläuft. Denn das sind die entscheidenden Gütemerkmale eines jeden Wettbewerbs. Darüber hinaus möchte ich meine bescheidenen Geisteskräfte dafür einsetzen, dass auch wirklich die besten Wegbereiter für Karrieren ausgezeichnet werden und somit das richtige Signal vom Wettbewerb aus geht.

Welche Eigenschaften eines Professors halten Sie grundsätzlich für preiswürdig?
Da fallen mir vor allem zwei Komponenten ein: Erstens muss ein Hochschullehrer für sein Fach brennen und von dessen Sinnhaftigkeit hundertprozentig überzeugt sein. Und zweitens muss er mit genauso großer Leidenschaft und Freude sein Wissen an junge Leute, die sich in der wichtigsten Phase ihres Lebens befinden, weitergeben. Diese Doppelmotivation ist die Basis, aus der heraus sich ein erstklassiger Hochschullehrer entwickeln kann.

Was erwarten Sie in puncto Praxisbezug von einem Top-Professor?
Zunächst einmal muss man festhalten, dass naturgemäß nicht alle Fächer die gleiche Praxisnähe aufweisen. Bei Ingenieur-Professoren ist die praktische Erfahrung in Unternehmen oder externen Projekten in der Regel ein obligatorischer Bestandteil der Vita. Bei anderen Fächern besteht diese enge Verknüpfung mit der Arbeitswelt hingegen nicht – gerade wenn es auch nicht das eine vordefinierte Berufsfeld gibt, in das die Absolventen hineinströmen. An dieser Stelle erwarte ich dann ein Bewusstsein des Professors dafür, dass er für verschiedene Tätigkeiten ausbildet.

Praktiker in die Hochschule einladen

Was verstehen Sie darunter konkret?
Nehmen wir als Beispiel mal mein Fach Geschichte: Früher war da der Weg ins Lehramt vorgezeichnet, aber das hat sich drastisch geändert. Viele Studenten nehmen auch einen nicht-schulischen Karriereweg, arbeiten also im Kulturbereich, in Museen oder machen Pressearbeit. Solche Entwicklungen dürfen einem Professor natürlich nicht verborgen bleiben, er muss in seiner Lehre vielmehr Schnittstellen zu den denkbaren Einsatzgebieten herstellen. Und er muss alles dafür tun, Praktiker in die Hochschule einzuladen, so dass auch die Studierenden die verschiedenen Berufswege frühzeitig kennenlernen. Ebenso hat er die unterschiedlichen Anforderungen, die diese Berufswege mit sich bringen, in seiner Lehre zu berücksichtigen.

Wenn Sie noch einmal Student wären, was würden Sie sich außerdem von Ihrem Professor wünschen?
Ich denke, man möchte als Studierender wahrgenommen werden. Nur eine Nummer zu sein, ist doch demotivierend. Wenn man ein Fach gerne studiert, dann ist es für einen wichtig, schnell an die Person ranzukommen, die einem etwas Entscheidendes vermitteln kann. Es geht also um ein ehrliches Interesse an und eine gewisse Nähe zu den Studierenden.

(Quelle: UNICUM)

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