Plattform-Strategie: Wie Amazon die Konkurrenz pulverisiert
Von Dr. Holger Schmidt, Netzoekonom.de
Amazon hat auf seiner Plattform in Deutschland im vergangenen Jahr Waren im Wert von 19,4 Milliarden Euro (inklusive Mehrwertsteuer) verkauft. Das sind 22 Prozent mehr als im Vorjahr und entspricht etwa der Hälfte des gesamten Online-Handels in Deutschland. Nach Berechnungen des Kölner Instituts für Handelsforschung entfallen davon schon zehn Milliarden Euro auf die Dritthändler, die ihre Waren im Amazon-Shop anbieten und für jeden Verkauf eine Provision an den US-Riesen zahlen. Der Konzern entfernt sich damit immer weiter von der deutschen Konkurrenz: Auf der Seite Otto.de betrugen die Brutto-Umsätze nach IFH-Berechnungen im vergangenen Jahr rund 3,1 Miliarden Euro (+10 Prozent); Zalando.de erreichte 1,23 Milliarden Euro (+22 Prozent).
Das starke Wachstum des Plattform-Geschäfts hatte ich schon 2008 mit Amazon-Chef Jeff Bezos diskutiert. Hier der Auszug aus dem Gespräch, das ich damals für die FAZ mit Bezos geführt habe:
„Uns ist es egal, ob ein Kunde ein Produkt bei Amazon oder bei einem unserer Händler kauft. Unser Umsatz ist zwar geringer, wenn der Kunde das Produkt eines Händlers wählt, aber die Verkaufsgebühr, die wir dafür erhalten, entspricht im Durchschnitt unserem Gewinn, wenn wir es selbst verkauft hätten“, sagt Bezos.
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Plattform-Index
Mit 1080 Punkten hat der Plattform-Index in der Kalenderwoche 37 ein neues Allzeithoch erreicht. Seit der vergangenen Woche hat der Index 2,2 Prozent zugelegt. Ähnlich gut hat sich nur der Nasdaq Internet (+2,3 Prozent) entwickelt, während der Dax 30 mit einem Rückgang von 2,3 Prozent ziemlich unter die Räder kam. Der Blick auf die Einzelwerte zeigt in diesem Zeitraum starke Zuwächse bei Alibaba (+5,4 Prozent) und PayPal (+7,1 Prozent). Auch Priceline (+3,3 Prozent) und Amazon (+2,4 Prozent) gehörten zu den Gewinnern der Woche. Underperformer waren Zalando (-1,4 Prozent) und Naver (-2,5 Prozent). Insgesamt zeigen fast alle Plattform-Aktien ordentlich Zuwächse in den vergangenen acht Wochen. Lediglich die russische Suchmaschine Yandex hat an Wert verloren.