Ausbildungspakt trotz Wirtschaftskrise auch 2009 erfolgreich – Zahl der unversorgten Bewerber weiter zurückgegangen
Nürnberg. Gemeinsame Pressemitteilung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e.V., des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, des Bundesverbandes der Freien Berufe, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und der Bundesagentur für Arbeit.
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist besser, als man angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise erwarten konnte. So kann auch für 2009 eine positive Bilanz der gemeinsamen Paktbemühungen gezogen werden: Die Paktzusagen wurden trotz schwierigster wirtschaftlicher Rahmenbedingungen erneut erfüllt – dank des großen Engagements der ausbildenden Unternehmen, der Paktpartner und der Bundesagentur für Arbeit:
- Jedem ausbildungswilligen und -fähigen Jugendlichen konnte ein Angebot auf Ausbildung oder Qualifizierung gemacht werden.
- 72.600 neue Ausbildungsplätze wurden von Kammern und Verbänden eingeworben.
- 46.300 Betriebe konnten erstmalig für Ausbildung gewonnen werden.
- Für die Einstiegsqualifizierungen (EQ) stellten Betriebe 32.360 Plätze zur Verfügung.
- Die Ausbildungsquote der Bundesverwaltung lag 2009 mit 7,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten über der im Pakt gegebenen Zusage von 7 Prozent.
- Bund und neue Länder haben das Bund-Länder-Ausbildungsprogramm Ost im Jahr 2009 mit 5.000 Plätzen fortgeführt.
- Die Bundesagentur für Arbeit hat im Jahr 2009 41.000 Eintritte in außerbetriebliche Ausbildung gefördert.
Die Wirtschaftskrise hat sich mit dem stärksten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (5 Prozent) in der Nachkriegszeit auch auf dem Ausbildungsmarkt ausgewirkt: So ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 8,2 Prozent bzw. 50.340 auf 566.004 zurückgegangen. Neben der wirtschaftlichen Situation ist dafür auch der demografiebedingte Rückgang der Schulabgängerzahlen (4 Prozent) verantwortlich. Dieser Rückgang hat sich ebenfalls auf die bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Bewerber für Berufsausbildungsstellen ausgewirkt, der mit 14 Prozent insgesamt noch höher ausfällt.
Der Bewerberrückgang führte in manchen Regionen u. a. dazu, dass zahlreiche ausbildungswillige Betriebe keine ihren Anforderungen entsprechenden Bewerber/innen finden konnten. Laut Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit hat sich die Zahl der zum 30. September 2009 unversorgten Bewerber erneut verringert. Als unversorgte Bewerber waren in den Agenturen für Arbeit zu diesem Zeitpunkt noch 9.600 Bewerber erfasst, das sind 4.900 weniger als im Vorjahr. Im Zuge der Nachvermittlung konnte diese Zahl um weitere 5.300 auf nunmehr lediglich 4.400 unversorgte Bewerber zum Ende der Nachvermittlung reduziert werden (Januar 2009: 6.000). Diesen noch unversorgten Jugendlichen stehen noch ausreichend Angebote zur Verfügung, darunter 11.100 unbesetzte EQ-Plätze. Die Jugendlichen sind aufgerufen, diese Angebote noch kurzfristig zu nutzen. Die Einstiegsqualifizierungen haben sich als erfolgreiche Brücke in die betriebliche Berufsausbildung erwiesen.
Wie in den Vorjahren konnte jedem Jugendlichen, der zu den Nachvermittlungen von Kammern und Agenturen für Arbeit erschien, mindestens ein Angebot unterbreitet werden. 83 Prozent bekamen dabei einen Ausbildungsplatz oder eine Einstiegsqualifizierung angeboten.
Ausblick auf das Ausbildungsjahr 2010
Aussagekräftige Daten und verlässliche Prognosen zur Entwicklung des Ausbildungsmarkts im Jahr 2010 liegen noch nicht vor. Die Wirtschaftskrise und die Demografie werden aber auch in diesem Jahr die Ausbildungssituation prägen. Die Erfahrungen mit dem Krisenjahr 2009 haben gezeigt, dass die Betriebe trotz schwieriger Geschäftsaussichten und vielfach großer Umsatzrückgänge wegen vorausschauender Personalpolitik versuchen, ihr hohes Ausbildungsengagement aufrechtzuerhalten.
Die Paktpartner werden – wie im vergangenen Jahr auch – die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Ausbildungschancen der Jugendlichen genau beobachten und ggf. ihre Anstrengungen intensivieren. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei Jugendlichen aus Betrieben, die für einen hohen Anteil ihrer Belegschaft Kurzarbeit anmelden mussten, und Jugendlichen aus insolventen Betrieben. Mit bewährten Instrumenten, wie z. B. gemeinsamen Vermittlungsaktionen von Kammern und Agenturen für Arbeit, werden sich die Paktpartner und die Bundesagentur für Arbeit dafür einsetzen, dass die von der Krise betroffenen Jugendlichen ihre Ausbildung fortsetzen können.
Der demografiebedingte Bewerberrückgang wird sich auch 2010 auf den Ausbildungsmarkt auswirken. Laut Prognose der Kultusministerkonferenz werden in diesem Jahr rund 25.000 Jugendliche (-3 Prozent) weniger die Schulen verlassen als 2009; bei den Haupt- und Realschülern – den Hauptnachfragern nach Ausbildungsplätzen – beträgt der Rückgang sogar 4 Prozent. Dies kann zwar grundsätzlich für eine Entlastung des Ausbildungsmarktes sorgen. Allerdings wird es für die Unternehmen 2010 abermals schwieriger werden, passende Bewerber zu finden. Insbesondere in den neuen Bundesländern ist zu befürchten, dass viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Daher werden die Paktpartner und die Bundesagentur für Arbeit ihre Anstrengungen verstärken, über Beratungen und geeignete Unterstützung von Bewerbern und Betrieben diese Ausbildungsplätze zu besetzen.
Maßgebliche Herausforderungen bleiben damit im Ausbildungsjahr 2010 die passgenaue Vermittlung in Ausbildung, die Verbesserung der Ausbildungsreife der Jugendlichen und die Integration von sozial benachteiligten und lernbeeinträchtigten Jugendlichen in Ausbildung. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei entsprechenden Risikogruppen unter den Altbewerbern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
Der Ausbildungspakt hat sich bewährt. Er läuft im Herbst 2010 aus. Die Paktpartner sind sich einig, den erfolgreichen Ausbildungspakt mit der bisherigen Schwerpunktsetzung auf Ausbildung und Fachkräftesicherung fortzusetzen. Dabei wollen sie noch stärker die Jugendlichen in den Blick nehmen, die es bis jetzt noch nicht in Ausbildung geschafft haben. Die Paktpartner werden hierzu – innerhalb der Bundesregierung unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie – in den nächsten Monaten Gespräche führen mit dem Ziel, die neue Paktvereinbarung im Herbst 2010 zu verabschieden. Dabei stellt sich auch die Frage, inwieweit mögliche neue Paktpartner mit eigenen Beiträgen zum gemeinsamen Erfolg beitragen können.
Die Paktbilanz im Überblick
Zugesagt
Umgesetzt
Neue Ausbildungsplätze/-betriebe
Die Wirtschaft verpflichtet sich, im Jahresdurchschnitt 60.000 neue Ausbildungsplätze und jährlich 30.000 neue Ausbildungsbetriebe einzuwerben. Bis Ende Dezember 2009 wurden 72.600 neue Ausbildungsplätze und 46.300 neue Ausbildungsbetriebe gewonnen.
- Industrie und Handel: 36.500 Plätze; 27.500 Betriebe
- Handwerk: 30.000 Plätze; 14.000 Betriebe
- Freie Berufe: 6.100 Plätze; 4.800 Betriebe
Einstiegsqualifizierungen (EQ)
Die Wirtschaft verpflichtet sich, jährlich 40.000 Plätze für betriebliche Einstiegsqualifizierungen bereitzustellen. Bis Januar 2010 haben Betriebe 32.360 Plätze für Einstiegsqualifizierungen bereitgestellt. Knapp 18.900 Jugendliche konnten bis Januar 2010 in EQ vermittelt werden. Diese Zahl wird in den kommenden Monaten weiter zunehmen. Die Bundesregierung wird den Anteil der Ausbildungsplätze in der Bundesverwaltung auf mindestens 7 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten festschreiben. 2009 lag die Ausbildungsquote in der Bundesverwaltung wie im Vorjahr bei 7,6 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Bund und Länder haben vereinbart, das Ausbildungsprogramm Ost 2007 bis 2010 mit einem Gesamtvolumen von 22.000 Plätzen fortzusetzen und angesichts der demografischen Entwicklung degressiv auszugestalten. 2009 wurden 5.000 Ausbildungsplätze bereitgestellt. Bund und Länder haben im Frühjahr 2009 ein neues Ausbildungsprogramm Ost aufgelegt. Es beinhaltet die Zusage, 5.000 Ausbildungsplätze in den neuen Ländern zu schaffen (spätester Beginn einschlägiger Maßnahmen: 1.2.2012).
Die Bundesagentur für Arbeit setzt ihre ausbildungsfördernden Maßnahmen auf hohem Niveau fort, insbesondere:
– außerbetriebliche Ausbildung: mindestens auf gleicher Höhe wie im Jahr 2006
Die Bundesagentur für Arbeit hat 2009 insgesamt 41.000 Eintritte in außerbetriebliche Ausbildung gefördert (2006: 36.300 Eintritte).
Nachvermittlung
Alle unversorgten Jugendlichen, die der Einladung zur Nachvermittlung folgen, erhalten ein Angebot auf Ausbildung oder adäquate Qualifizierung. Alle zur Nachvermittlung erschienenen Jugendlichen haben mindestens ein Angebot erhalten, darunter die überwiegende Mehrheit (83 Prozent) einen Ausbildungsplatz oder eine Einstiegsqualifizierung.
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