Klare Sprache statt Kauderwelsch: Warum Chefs verständlich reden sollten
Von 20. Februar 2020
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist die Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern ein elementarer Bestandteil der Mitarbeiterführung. Dabei ist es besonders wichtig, dass Sie als Vorgesetzter klare und verständliche Formulierungen nutzen. Das gilt erst recht, wenn Ihr Team – wie in vielen Firmen momentan – an unterschiedlichen Orten oder vom Home-Office aus arbeitet. Hier erfahren Sie, wie Sie als Chef verständlich sprechen – und warum eine gute Kommunikationskultur für Ihre Mitarbeiter so wichtig ist.
- Klare Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern ist elementar
- Mitarbeiter-Ansprache: Wer sich verständlich ausdrückt, genießt mehr Vertrauen
- Verständlich reden leicht gemacht: Formulierungs-Tipps
- Auch im Gespräch zwischen Chef und Mitarbeiter verständlich reden
- Stil des Chefs prägt Kommunikationskultur im Unternehmen
„Diese Vereinbarung gibt den Menschen Sicherheit und erlaubt uns, die strategischen und operativen Ziele des Joint Ventures, einschließlich der geplanten Synergien, umzusetzen.“
Hand aufs Herz: Haben Sie auf Anhieb verstanden, worum es hier geht? Falls ja: Herzlichen Glückwunsch! Vermutlich gehören Sie zur Führungsriege eines Unternehmens und können ebenso mit Fachausdrücken jonglieren wie der Vorstandsvorsitzende von ThyssenKrupp, Heinrich Hiesinger. Seiner Rede ist das Eingangsbeispiel entnommen.
Doch vielen Menschen, darunter sicherlich auch etliche ThyssenKrupp-Mitarbeiter, entlocken derartige Aussagen lediglich ein ratloses „Wie bitte?“. Fachjargon ist unter deutschen Chefs weit verbreitet. Eine spezifische Sprache ist bisweilen notwendig, um sich über Fachthemen auszutauschen. Das ist völlig in Ordnung, so lange Führungskräfte unter sich sind. Problematisch wird es, sobald sie das Wort an ihre Mitarbeiter richten – besonders in angespannten Situationen.
Klare Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern ist elementar
Denn eine klare, verständliche Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern ist essenziell, damit ein Unternehmen dauerhaft Erfolg hat. Nur wenn die Mitarbeiter verstehen, wovon der Chef spricht, können sie seine Vorstellungen teilen und zu deren Umsetzung beitragen. Ist hingegen die Rede an die Mitarbeiter kompliziert formuliert und schwer verständlich, zucken sie schnell mit den Schultern und schalten ab.
Bis heute hält sich in deutschen Führungsetagen der Mythos, es sei ein Zeichen von Eloquenz und Expertise, sich in möglichst langen, verschachtelten Sätzen auszudrücken und diese zudem mit möglichst vielen Fremdwörtern und Wortungetümen zu füllen. Lassen Sie sich gesagt sein: Das ist nicht so.
Mitarbeiter-Ansprache: Wer sich verständlich ausdrückt, genießt mehr Vertrauen
Im Gegenteil. Wer sich so ausdrücken kann, dass ihn seine Mitarbeiter verstehen, dem hören sie auch zu. Und: Chefs, die verständliche Botschaften an ihre Mitarbeiter vermitteln, genießen mehr Vertrauen. Denken Sie also daran, wenn Sie das nächste Mal mit Ihren Mitarbeitern kommunizieren – sei es persönlich oder über eine Telefonkonferenz. Verzichten Sie beispielsweise möglichst auf schwer verständlichen Zusammensetzungen à la
- Spezialversicherungsgesellschaften,
- Nettofinanzverbindlichkeiten,
- Abgasnachbehandlungskonzept.
All diese und noch viele weitere Wortungetüme haben Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim in Redemanuskripten von deutschen Spitzenmanagern gefunden. Sie haben Ansprachen von Vorstandsvorsitzenden auf Hauptversammlungen der DAX-Unternehmen mit dem sogenannten Hohenheimer Verständlichkeitsindex analysiert und bewertet. Die Forscher raten Führungskräften dringend, eine verständliche Sprache zu kultivieren, denn: Nur wer verstanden wird, kann auch in der Sache überzeugen.
Verständlich reden leicht gemacht: Formulierungstipps
Es ist gar nicht so schwer, für alle verständlich zu reden – vorausgesetzt Sie beachten bei Ihren Formulierungen einige Dinge. Wenn Sie Wert darauf legen, dass Ihre Mitarbeiter Ihnen bei dem, was Sie zu sagen haben, folgen können, verzichten Sie neben schwer verständlichen Zusammensetzungen bitte auf:
- Bandwurm- bzw. Schachtelsätze,
- abstrakte Begriffe,
- nicht erklärte Fachausdrücke,
- Passivformulierungen,
- Floskeln,
- Anglizismen.
Stattdessen verwenden Sie in Ihrer Rede an die Mitarbeiter besser:
- kurze Sätze,
- gebräuchliche Begriffe,
- aktive Formulierungen,
- Erklärungen von Fachbegriffen.
Zugegeben, gerade bei komplexen Themen kann es bisweilen schwierig sein, diese allgemein verständlich zu vermitteln. Doch die Anstrengung lohnt sich. Wer Fachsprache so übersetzt, dass sie auch für Fachfremde verständlich wird, tut einiges für seine Reputation.
Und: Gute Redner, die ihre Mitarbeiter begeistern und mitnehmen können, haben für diese eher eine Vorbildfunktion als solche, die Fach-Kauderwelsch von sich geben. Zudem kann eine starke Ansprache, in der der Chef das Team einschwört und Ziele formuliert, einen enormen Beitrag zur Mitarbeitermotivation leisten.
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