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Bildung auf einen Blick 2014: Die Nutzeffekte des erweiterten Zugangs zu Bildung kommen nicht allen gleichermaßen zugute

Berlin. Die Ausweitung des Bildungszugangs setzt sich fort und der Anteil der Erwachsenen mit hoher Lesekompetenz nimmt weiter zu, die sozioökonomische Kluft wird jedoch größer, weil sich der Einfluss von Bildung und Kompetenzen auf die Lebensperspektiven der Einzelnen erheblich erhöht hat.

Ein hoher Bildungsabschluss und ein hohes Kompetenzniveau werden auf dem Arbeitsmarkt belohnt

Die Betrachtung der Beschäftigungslage ergibt, dass im Durchschnitt über 80% der Erwachsenen mit Tertiärabschluss erwerbstätig sind, verglichen mit weniger als 60% der Personen ohne Abschluss des Sekundarbereichs II. Allerdings sind auch Personen mit Tertiärbildung, insbesondere junge Erwachsene, nicht immun gegen Arbeitslosigkeit.

Im Durchschnitt der OECD‑Länder lag die Erwerbslosenquote von Erwachsenen mit Tertiärabschluss 2012 bei 5,0% (gegenüber 3,3% im Jahr 2008), unter den 25‑ bis 34‑Jährigen betrug sie jedoch 7,4% (gegenüber 4,6% im Jahr 2008). Im Vergleich dazu stieg die Erwerbslosenquote der 25‑ bis 34‑Jährigen ohne Abschluss des Sekundarbereichs II von 13,6% im Jahr 2008 auf 19,8% im Jahr 2012 (wobei dieser Wert in vielen Ländern sogar noch höher ausfiel). Diese Daten bestätigen erneut, dass die jüngste Wirtschaftskrise junge Erwachsene mit geringem Bildungsstand besonders hart getroffen hat (Indikator A5).

 

Ein Mangel an Kompetenzen verstärkt das Risiko der Arbeitslosigkeit – selbst bei vergleichbarem Bildungsniveau. So waren beispielsweise im Durchschnitt in den 24 Ländern und Regionen einzelner Länder, die an der Erhebung der OECD über die Fähigkeiten und Fertigkeiten Erwachsener teilgenommen haben, im Jahr 2012 5,8% der Erwachsenen ohne Abschluss des Sekundarbereichs II, aber mit mittlerem Lesekompetenzniveau, arbeitslos, gegenüber 8,0% der Erwachsenen mit ähnlichem Bildungsstand, die allerdings nur ein geringes Niveau an Lesekompetenz vorweisen konnten. Analog dazu waren unter den Erwachsenen mit Tertiärbildung 3,9% der Personen mit einem niedrigeren Lesekompetenzniveau erwerbslos, im Vergleich zu 2,5% der Personen mit dem höchsten Kompetenzniveau (Indikator A5).

 

Auch die Einkommensdaten deuten auf ein sich vergrößerndes Gefälle zwischen Personen hin, die über einen bestimmten Bildungsstand verfügen, und solchen, bei denen das nicht der Fall ist. In den OECD‑Ländern verdienen Erwachsene mit Tertiärabschluss im Durchschnitt rd. 70% mehr als diejenigen ohne Abschluss des Sekundarbereichs II. Kompetenzunterschiede beeinflussen ebenfalls das Verdienstniveau, selbst bei Personen mit gleichem Bildungsstand: Im Durchschnitt verdient ein Erwachsener mit Tertiärabschluss, der die höchste Kompetenzstufe im Bereich Lesekompetenz erreicht, rd. 45% mehr als ein Erwachsener mit ähnlichem Bildungsstand, dessen Leistungen im Bereich Lesekompetenz der untersten Kompetenzstufe gemäß der Erhebung über die Fähigkeiten und Fertigkeiten Erwachsener entsprechen (Indikator A6).

 

In den meisten Ländern ist die absolute Bildungsmobilität nach oben hin stärker ausgeprägt als nach unten

 

In vielen OECD‑Ländern hat der Ausbau der Bildungssysteme, sowohl im Sekundarbereich II und im postsekundären nichttertiären Bereich als auch im Tertiärbereich, den 25‑ bis 34‑Jährigen die Chance geboten, ein höheres Bildungsniveau zu erreichen als ihre Eltern. Im Durchschnitt der OECD‑Länder, die 2012 an der Erhebung über die Fähigkeiten und Fertigkeiten Erwachsener (die aus der Internationalen Vergleichsstudie der Kompetenzen Erwachsener der OECD – PIAAC – hervorgegangen ist) teilgenommen haben, ist es 32% der jungen Menschen gelungen, ein höheres Bildungsniveau zu erreichen als ihre Eltern, wohingegen nur 16% den Bildungsstand der Eltern nicht erreicht haben. In allen Ländern, außer in Estland, Deutschland, Norwegen und Schweden, ist absolute Bildungsmobilität nach oben häufiger als nach unten. Der Ausbau des Bildungswesens war in Frankreich, Irland, Italien, Korea, Spanien und der Russischen Föderation besonders ausgeprägt; hier beträgt der Unterschied zwischen der Aufwärts‑ und der Abwärtsmobilität mindestens 30 Prozentpunkte (Indikator A4).
Weitere wichtige Ergebnisse

  • Nahezu 40% der 25‑ bis 34‑Jährigen verfügen heute über einen Tertiärabschluss, womit dieser Anteil um 15 Prozentpunkte größer ist als in der Altersgruppe der 55‑ bis 64‑Jährigen (Indikator A1).
  • Im Durchschnitt ist der Anteil der jüngeren Erwachsenen, der im Bereich Lesekompetenz die höchsten Kompetenzstufen erreicht, um 10 Prozentpunkte höher als der entsprechende Anteil der älteren Erwachsenen (Indikator A1). In der Mehrheit der OECD‑Länder beginnen die meisten Kinder ihre Bildungslaufbahn heute deutlich vor Vollendung des 5. Lebensjahrs.
  • Mehr als drei Viertel der 4‑Jährigen in den OECD‑Ländern (84%) nehmen an frühkindlicher Bildung und Primarschulbildung teil; in den OECD‑Ländern, die zur Europäischen Union gehören, sind es 89% der 4‑Jährigen (Indikator C2).
  • Etwa 72% der Schülerinnen und Schüler, die einen Bildungsgang des Sekundarbereichs II beginnen, absolvieren diesen in der regulären Ausbildungsdauer. Wird für die Erlangung des Abschlusses im Sekundarbereich II ein um zwei Jahre verlängerter Zeitraum zu Grunde gelegt, schließen im Durchschnitt der OECD‑Länder 87% der Schülerinnen und Schüler den entsprechenden Bildungsgang zwei Jahre nach der vorgesehenen Zeit erfolgreich ab (Indikator A2).
  • Im Durchschnitt der OECD‑Länder befanden sich 2012 49% der 15‑ bis 29‑Jährigen in Bildung oder Ausbildung. Von den übrigen 51% waren 36% beschäftigt, während 7% erwerbslos waren und 8% nicht am Arbeitsmarkt teilnahmen (Indikator C5).
  • Die Bildungseinrichtungen des Tertiärbereichs und in geringerem Maße die des Elementarbereichs werden am stärksten aus privaten Mitteln finanziert: mit 31% bzw. 19%. In allen Ländern (außer Italien), für die vergleichbare Daten vorliegen, stiegen zwischen 2000 und 2011 die öffentlichen Ausgaben für Bildungseinrichtungen in allen Bildungsbereichen zusammengenommen. Da jedoch immer mehr private Haushalte einen Teil der Bildungskosten übernehmen, nahm die private Finanzierung in mehr als drei Viertel der Länder sogar noch stärker zu (Indikator B3).
  • Zwischen 2005 und 2011 ist der für Bildung aufgewendete Anteil der öffentlichen Ausgaben in zwei Drittel der Länder zwar geschrumpft, während des kürzeren Zeitraums 2008‑2011 – auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise – sind die öffentlichen Bildungsausgaben in 16 der 31 Länder mit verfügbaren Daten aber schneller gestiegen (bzw. langsamer gesunken) als die öffentlichen Ausgaben für alle sonstigen Leistungsbereiche (Indikator B4).
  • Ein Master‑Abschluss für Lehrkräfte im Elementarbereich ist lediglich in vier der 35 Länder mit verfügbaren Daten Voraussetzung, wohingegen ein solcher Abschluss von Lehrkräften im Sekundarbereich II, die allgemeinbildende Fächer unterrichten, in 22 der 36 Länder mit verfügbaren Daten verlangt wird (Indikator D6).
  • Die berufliche Fortbildung von Lehrkräften ist in rund drei Viertel der OECD‑ und Partnerländer, für die Daten vorliegen, in allen Bildungsbereichen vorgeschrieben. Während Fortbildung in 17 Ländern von allen Lehrkräften im Sekundarbereich I und in acht Ländern für eine Beförderung oder Gehaltserhöhung verlangt wird, ist sie in sechs Ländern nicht vorgeschrieben (Indikator D7).
  • 2012 waren mehr als 4,5 Millionen Studierende im Tertiärbereich in Studiengängen außerhalb des Landes ihrer Staatsangehörigkeit eingeschrieben. Australien, Österreich, Luxemburg, Neuseeland, die Schweiz und das Vereinigte Königreich weisen den höchsten prozentualen Anteil internationaler Studierender an der Gesamtzahl der in ihrem Land eingeschriebenen Studierenden auf (IndikatorC4).

Ländervergleich: Bildung auf einen Blick

Eine interaktive Grafik zum Thema Bildung finden Sie hier:

http://www.compareyourcountry.org/education?lg=de#

(Quelle: OECD)

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