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Positive Entwicklung am Arbeitsmarkt lässt Fachkräfte knapp werden – Ärzte, Ingenieure und IT-Spezialisten sind besonders rar

Mariano Mamertino
Mariano Mamertino

Volkswirt Mariano Mamertino vom Jobportal Indeed kommentiert die heute veröffentlichten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit: Das Angebot an Fachkräften wird immer enger. Vor allem IT-Positionen, Ingenieure und medizinisches Fachpersonal sind schwer zu finden, zeigen Indeed-Daten.

Wie die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen, setzt sich auch im Monat Februar die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt fort. So stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten saisonbereinigt im Februar 2017 um 59.000 Personen auf 43,59 Millionen im Vergleich zum Vormonat. Die Arbeitslosenzahl sank im Jahresvergleich sogar um 149.000 Menschen.

„Diese Entwicklung ist erfreulich für den deutschen Arbeitsmarkt. Allerdings macht das immer enger  werdende Fachkräfteangebot den Arbeitsmarkt ganz klar zu einem Nachfragemarkt, mit wenigen qualifizierten Fachkräften auf der Angebotsseite“, erläutert Mariano Mamertino, der für Europa verantwortliche Volkswirt des weltweit führenden Jobportals Indeed. „Der Fachkräftemangel ist in Deutschland definitiv schon längst angekommen.“

21,4% der Stellen in Deutschland sind schwer zu besetzen 
Indeed verglich Ende 2016 die Arbeitsmärkte weltweit. Dabei untersuchte das Unternehmen, in welchen Ländern am meisten Stellen mehr als 60 Tage lang ausgeschrieben waren, ein guter Indikator für einen Mangel an qualifizierten Fachkräften. Deutschland landete dabei auf dem dritten Platz hinter den USA und Kanada mit einem Anteil von 21,4 Prozent aller angebotenen Stellen. Im gleichen Zeitraum 2015 beanspruchte Deutschland noch den zweiten Platz hinter den USA, allerdings vergrößerte sich der Anteil schwer zu besetzender Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt seitdem noch weiter.

1. USA (27,5% der Stellen länger als 60 Tage offen)
2. Kanada (22,3%)
3. Deutschland (21,4%)
4. Frankreich (18,3%)
5. Indien (17%)

Mehr Arbeitskräfte gesucht, Lücken vor allem in Healthcare und IT
Die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) bestätigen diese Entwicklung. Zum einen stieg der Anteil der gemeldeten Stellen zum Vorjahr um 9 Prozent. Der Stellenindex der BA – ein Indikator für die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutschland – liegt im Februar bei 226 Punkten, also 18 Punkte höher als im Vorjahr. Zusätzlich stieg die durchschnittliche Vakanzzeit im Vergleich zum Vorjahr um 13 Tage auf 111 Tage. Aktuelle Indeed-Daten zeigen, dass Personal vor allem in den Kategorien Produktion und Ingenieurwesen gesucht wird.

„Firmen klagen zunehmend darüber, dass sie bestimmte Stellen für hochqualifizierte Mitarbeiter immer schwerer oder sogar überhaupt nicht besetzen können“, so Mamertino. Im Gesundheitswesen, bei komplexen Ingenieursberufen wie Projekt- und Entwicklungsingenieuren und natürlich rund um die Digitalwirtschaft suchen Arbeitgeber händeringend Nachwuchs und Fachkräfte. Dies belegt auch die aktuelle Indeed-Auswertung der aktuell am schwersten zu findenden Fachkräfte in Deutschland.

Top 10 der am schwierigsten zu besetzenden Jobs in Deutschland (Stand Februar 2017)*
1. Assistenzarzt/-ärztin
2. Oberarzt/-ärztin
3. Kaufmann/-frau Einzelhandel
4. Verkäufer/in Außendienst
5. Facharzt/-ärztin
6. Projektingenieur/in
7. Entwicklungsingenieur/in
8. IT Consultant
9. Software Engineer
10. Business Development Manager

Optimiertes Recruiting kann Talentpool vergrößern
„Mittelfristig ist zu erwarten, dass sich der Fachkräftemangel deutlich auf das Lohnniveau auswirken wird“, warnt Mamertino. „Steigende Löhne werden sich vor allem in Segmenten mit Produktivitätszuwachs bemerkbar machen. Branchen mit hohem Output sollten sich auf ein steigendes Lohnniveau gut einstellen können, aber kleinere Unternehmen und Branchen könnten Schwierigkeiten haben mitzuhalten. Im Recruiting ist Kreativität gefragt. Unternehmen, die sich etwas einfallen lassen, um Fachkräfte anzulocken, werden es deutlich leichter haben. Arbeitgeber sollten auch über die Ländergrenzen hinweg rekrutieren, um Fachkräftelücken zu schließen. Eine erfolgreiche Strategie für internationales Recruiting kann Arbeitgebern Zugang zu einem deutlich vergrößerten Pool an Talenten verschaffen.“


*Nach dem höchsten Anteil von Stellen, die nach 60 Tagen noch nicht besetzt sind. Nur Jobtitel mit mehr als 1.000 aktuell offenen Stellen wurden für diese Auflistung berücksichtigt. Weitere Auswertungen, zum Beispiel nach Branchen, sind auf Anfrage gerne möglich.

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