Arbeitsmarkt Nachrichten

Auswanderung belastet Staat und Sozialkassen

Dr. Christian Holzner
Dr. Christian Holzner

– ifo Institut veröffentlicht Studie zu fiskalischen Wirkungen von Auswanderung
– Beispielfall einer auswandernden Ärztin führt im Saldo zu entgangenen Einnahmen von mehr als eine Million Euro für öffentliche Kassen
– „In Anbetracht der zunehmenden Zahl qualifizierter Auswanderer besteht Handlungsbedarf“, sagt Dr. Christian Holzner, Bereichsleiter „Sozialpolitik und Arbeitsmärkte“ am Münchner ifo Institut

München, 14. September 2009 – Die Auswanderung von qualifizierten Arbeitskräften verursacht erhebliche Belastungen der öffentlichen Haushalte und Sozialkassen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das ifo Institut jetzt veröffentlicht hat. In der Studie haben die Wissenschaftler die öffentlichen Einnahmen aus Steuern und Sozialabgaben den Ausgaben für Bildung, Infrastruktur, Renten und andere Sozialleistungen gegenübergestellt. Anhand von zwei typischen Beispielfällen, einem Facharbeiter in der Metallbranche und einer Ärztin, haben sie so die fiskalischen Effekte der Auswanderung berechnet. Kehrt der Facharbeiter mit 23 Jahren Deutschland den Rücken, so entgehen den öffentlichen Kassen dadurch im Saldo 281.000 Euro.

Künftige Zahlungen wurden bei der Kalkulation auf das Jahr 2008 abgezinst. Im Fall der Ärztin wurde unterstellt, dass sie mit 30 Jahren während der Facharztausbildung ins Ausland geht. In ihrem Fall kommt es durch die Auswanderung sogar im Saldo zu entgangenen Einnahmen von 1,075 Millionen Euro (Barwert 2008). Über die gesamte Lebenszeit betrachtet führt das zu einer negativen Bilanz für die öffentlichen Kassen in Deutschland. Da die Auswanderer in den betrachteten Beispielfällen vor dem Schritt ins Ausland nur wenig Steuern und Sozialabgaben gezahlt haben, aber besonders von einer kostenlosen Ausbildung profitieren konnten, belasten sie die Allgemeinheit bis zum Zeitpunkt der Auswanderung mit rund 160.000 Euro im Fall des Facharbeiters und 436.000 Euro im Fall der Ärztin. Blieben sie in Deutschland, würden sie hingegen über ihre gesamte Lebenszeit einen positiven Beitrag von 121.000 Euro (Facharbeiter) bzw. 639.000 Euro (Ärztin) für die Allgemeinheit leisten. „Unsere Berechnung zeigt, wie wichtig es ist, die Abwanderung von Fachkräften zu verhindern. Dafür muss die Politik durch die Gestaltung des Steuer- und Abgabensystems die richtigen Anreize schaffen. In Anbetracht der zunehmenden Zahl von qualifizierten Auswanderern besteht dafür ein hoher Handlungsbedarf“, sagt Dr. Christian Holzner, Bereichsleiter „Sozialpolitik und Arbeitsmärkte“ am Münchner ifo Institut.

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