Interkulturelle Fettnäpfchen: Missverständnisse, Konflikte und Lösungsansätze
Von Christoph Neuhold
In Zeiten der Globalisierung wird die interkulturelle Kompetenz immer wichtiger. Viele gehen sogar noch einen Schritt weiter und meinen, dass es sich hierbei mittlerweile um eine unverzichtbare Kernkompetenz handelt. Klar ist: Wer über interkulturelle Kompetenz verfügt, kann Fettnäpfchen, die sich aufgrund von kulturellen Unterschieden ergeben, besser vermeiden. Doch was genau versteht man unter interkultureller Kompetenz? Und: Welche Fettnäpfchen gilt es zu vermeiden?
Weniger Missverständnisse durch kulturelles Verständnis
Interkulturelle Kompetenz beschreibt die Fähigkeit, „barrierefrei“ mit Menschen anderer Kulturen zu kommunizieren. Hierbei geht es allerdings nicht nur um das Erlernen einer Fremdsprache, sondern darum, die (bisher) fremde Kultur kennenzulernen und sie zu verstehen. Oder anders ausgedrückt: Man ist in der Lage, andere Kulturen und deren Bräuche zu reflektieren und sich dementsprechend zu verhalten. Interkulturelle Kompetenz ist längst zu einem wichtigen Erfolgsfaktor geworden. Unternehmen, die auf ausländischen Märkten agieren, werden vergeblich auf den Erfolg warten, wenn sie diesen Faktor außer Acht lassen, denn: Ein Mangel an interkultureller Kompetenz kann zu teils peinlichen und fatalen Fettnäpfchen führen.
Klassische Fettnäpfchen
Zunächst einmal muss an dieser Stelle betont werden, dass jede Kultur ihre speziellen „Eigenarten“ hat. Es ist also unmöglich, alle möglichen Fettnäpfchen, die in der internationalen Geschäftswelt lauern, aufzuzählen. Dennoch soll hier versucht werden, einen groben Überblick über die häufigsten Fauxpas zu geben.
#1 Die Begrüßung
Oftmals ist eine neu entstehende Geschäftsbeziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilt – einfach, weil bei der Begrüßung die kulturellen Besonderheiten missachtet wurden. Während in den meisten Ländern der westlichen Welt das Händeschütteln die gängige Begrüßungsgeste ist, wird sie in weiten Teilen Chinas als unhöflich erachtet.
Hier gilt es, sich respektvoll voreinander zu verbeugen und auch nach der Begrüßung, die Etikette zu wahren. In vielen Ländern Asiens, beispielsweise China und Japan, sehen sich die Gesprächspartner nie direkt in die Augen. Was in Europa als sehr unhöflich gilt und als Schwäche oder Unsicherheit ausgelegt wird, ist im asiatischen Raum eine gute Manier. Besondere Vorsicht gilt bei der Begrüßung arabischer Frauen. Hier sollte unbedingt Körperkontakt vermieden werden – es sei denn, die Frau bietet ihre Hand zum Schütteln an.
#2 Die Kleidung
Auch im Hinblick auf die Kleidung sind einige interkulturelle Fettnäpfchen zu beachten, die zu einer starken (negativen) Beeinträchtigung der Zusammenarbeit führen können. Wer beispielsweise in einem ausländischen Betrieb arbeitet (etwa im Zuge eines Praktikums oder Joint Ventures), sollte sich im Vorfeld immer über die Kleiderordnung informieren. Hierbei sind besonders folgende Punkte wichtig:
- Tragen Männer Krawatten?
- Dürfen Frauen offene Schuhe tragen?
- Sind auffällige Farben erwünscht?
- Gibt es einen Casual Friday?
Im Zweifelsfall gilt: lieber over- statt underdressed kleiden. Hochwertige Businesskleidung wirkt professionell und souverän und nur selten „übertrieben“ oder gar peinlich.
#3 Der Smalltalk
Interkulturelle Kompetenz sieht auch vor, dass man genau weiß, welche Themen beim Smalltalk angebracht sind und welche es zu vermeiden gilt. Besonders wichtig ist hierbei, den Nationalstolz des Gesprächspartners nicht zu verletzen. Als besonders stolz gelten beispielsweise die US-Amerikaner. Auch die Briten verstehen bei kleinen Scherzen über ihre Majestät keinen Spaß. Beim Smalltalk ist demnach besondere Vorsicht geboten, denn Fehler können im schlimmsten Fall große Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehungen haben.
Weitere Themen, die beim interkulturellen Smalltalk nicht angesprochen werden sollten:
- Politik
- Sexualität
- Religion
Ein ungezwungener Plausch über das Wetter ist hingegen unverfänglich. Auch Sport (vor allem die jeweilige Nationalsportart) ist ein gutes Thema für den erfolgreichen Smalltalk zwischen Geschäftspartnern und Kollegen. In China ist es außerdem gang und gäbe, dass offen über das Privatleben und die Familie gesprochen wird, was wiederum aus Sicht eines Europäers nicht unbedingt zu Smalltalk zählt.
#4 Das Geschäftsessen
Tischmanieren sind selbst bei Menschen, die der gleichen Kultur angehören, stets ein heikles Thema. Umso komplizierter wird es, wenn ein interkulturelles Geschäftsessen ansteht. Auch hier lauern wieder zahlreiche Fettnäpfchen. Beispiele hierfür sind:
- In China gilt es als Omen für den Tod, wenn die Essstäbchen in den Reis gesteckt werden. Lautes Schlürfen heißer Suppen ist hingegen ein Zeichen dafür, dass es schmeckt.
- In Frankreich sucht man sich seinen Sitzplatz nicht selbst aus, sondern lässt ihn sich vom Kellner zuweisen. Ein No Go sind wie auch in Italien getrennte Rechnungen.
- In den USA wird nur mit einer Hand gegessen – und zwar mit der rechten.
Interkulturelle Konflikte vermeiden
Natürlich können Fettnäpfchen wie die oben genannten vermieden werden. Wichtig ist, dass man sich vor der Reise ausreichend vorbereitet, um die kleinen aber feinen Unterschiede bereits im Vorfeld aufzudecken.
Offenheit und (Selbst-)Reflexion sind hierbei die beiden wichtigsten Faktoren für den Erfolg. Mittlerweile werden sogar spezielle Schulungsprogramme und Workshops angeboten, die dabei unterstützen, interkulturelle Kompetenz aufzubauen. Unternehmen, die vermehrt auf dem ausländischen Markt tätig sein wollen, sollten diese Möglichkeiten unbedingt in Betracht ziehen.
Fazit:
Sich vor dem Thema interkulturelle Kompetenz zu verschließen, macht wenig Sinn. Der Arbeitsmarkt wird internationaler und immer mehr Menschen kommen im Laufe ihrer Karriere mit anderen Kulturen in Kontakt. Wer in diesen Situationen mit kulturellem Verständnis und einer fehlerfreien Kommunikation brilliert, trägt nicht nur zum Erfolg des Unternehmens, sondern auch zum persönlichen Karrieresprung bei.
Autorenname: Christoph Neuhold
Position: Qualitätsmanagement, Marketing
Christoph Neuhold ist stets darum bedacht die Prozesse beim Übersetzungsdienst Translate Trade in München zu verbessern. Als Verantwortlicher im Marketing reist er außerdem auf diverse Messen und Veranstaltungen, um das Übersetzungsbüro standesgemäß nach Außen zu repräsentieren.