Hochqualifizierte zieht es besonders nach Hamburg, München und Bremen
Hamburg, München und Bremen schneiden im Wettbewerb um die klügsten Köpfe besonders gut ab, zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die IAB-Arbeitsmarktforscherinnen Tanja Buch, Silke Hamann und Annekatrin Niebuhr analysieren darin neben reinen Wohnortverlagerungen auch die Wanderungsströme mit gleichzeitigem Wohnort- und Arbeitsortwechsel in den Jahren 2000 bis 2007.
Fast 40 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern, geht aus der Studie hervor. Insbesondere die großen Metropolen fungieren als Arbeitsmarktzentren. Bei den Wohnortwechseln, die auch mit dem Wechsel des Arbeitsplatzes verbunden sind, verzeichnen Hamburg, München und Bremen gerade bei Hochqualifizierten Gewinne. Stuttgart und Frankfurt erreichen zwar bei den mittelqualifizierten und geringqualifizierten Beschäftigten Zuwächse, bei den Akademikern kommt es jedoch zu leichten Wanderungsverlusten. Dortmund, Essen, Dresden und Leipzig weisen bei den Arbeitskräften aller Qualifikationen Verluste auf.
Betrachtet man dagegen nur die Wohnortwechsel, wird deutlich: In den vergangen Jahren führten Suburbanisierungsprozesse zu einer starken Abwanderung von Einwohnern ins Umland. Unter den Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern ist beispielsweise München die einzige Stadt, in der die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Einwohner nicht zurückging. „Allerdings weisen einige aktuelle Ergebnisse auf eine abnehmende Intensität dieser Stadt-Umland-Wanderungen hin“, so die IAB-Forscherinnen Buch, Hamann und Niebuhr.
Fazit
Im Zuge der demografischen Veränderungen wird die Zahl der Erwerbspersonen in Deutschland in den kommenden Jahren spürbar sinken. Damit verbunden ist die Gefahr eines Fachkräftemangels, vor allem bei Akademikern und in technischen Berufen. Es ist daher absehbar, dass sich der Wettbewerb der Regionen um qualifizierte Fachkräfte verschärfen wird. Die Attraktivität der Agglomerationszentren als Wohn- und Arbeitsort für gut ausgebildete Arbeitskräfte gewinnt angesichts dieser Entwicklung an Gewicht. Denn mit dem Zuzug hoch Qualifizierter steigen die Wachstumsaussichten einer Region.
Die Wanderungsbilanzen für die 13 ausgewählten Agglomerationsräume haben gezeigt, dass bei einer tiefer gehenden Betrachtung zwischen den Städten deutliche Unterschiede zutage treten. Einige Agglomerationsräume wie München oder Hamburg sind in Bezug auf die Zu- und Abwanderung – insbesondere auch unter dem Aspekt der Qualifikation der Beschäftigten – gut positioniert. Für andere Städte wie Essen und Dortmund, aber auch Leipzig, sind die Befunde weniger günstig. Insgesamt zeigt sich somit ein differenziertes Bild, aus dem – zumindest bislang – nicht auf eine allgemeine Renaissance der Städte geschlossen werden kann. Die Wanderungsbilanzen der Städte spiegeln Suburbanisierungstendenzen wie auch Disparitäten in den Arbeitsmarktbedingungen wider. Der Zuwachs, den die meisten Städte bei den arbeitsplatzbezogenen Wanderungen erzielen, verdeutlicht, dass sie als Arbeitsmarktzentrum fungieren.
Dennoch zeigen sich Unterschiede, insbesondere wenn die Qualifikation der mobilen Beschäftigten berücksichtigt wird. Während in Hamburg, Bremen und München die Humankapitalgewinne im Segment der hoch Qualifizierten die ohnehin günstige Bilanz verbessern, kommt es in Stuttgart und Frankfurt zu leichten Wanderungsverlusten bei den Akademikern.
Die Analysen zeigen auch, dass zwischen den Arbeitsmarktbedingungen – z. B. dem städtischen Lohn- und Arbeitslosigkeitsniveau – und der Mobilitätsbilanz der Städte ein Zusammenhang besteht. Die Unterschiede in der qualifikationsspezifischen Mobilitätsbilanz der Städte korrelieren hingegen weniger deutlich mit deren Arbeitsmarktbedingungen. So hängt das Wanderungsverhalten der Akademiker offenbar in geringerem Maße mit den strukturellen Gegebenheiten des Arbeitsmarktes zusammen als das der anderen Qualifikationsgruppen. Da sich die Arbeitsmarktsituation für Beschäftigte mit Hochschulabschluss vergleichsweise günstig darstellt, spielen bei ihnen vermutlich auch andere Faktoren wie Kultur und Konsumangebote für die Attraktivität der Städte eine gewichtige Rolle.
Die IAB-Studie im Internet: http://doku.iab.de/kurzber/2010/kb1610.pdf.
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)
Pressestelle: Wolfgang Braun, Christiane Spies, Sarolta Weniger
90327 Nürnberg
Telefon (0911) 179-1946
E-Mail wolfgang.braun@iab.de
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