Arbeitsmarkt Nachrichten

Ausländer tragen die Kosten der Migration

Dr. Elke Jahn

Nürnberg. Auf längere Sicht gewinnen die einheimischen Arbeitskräfte durch Zuwanderung, geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Die Verlierer seien dagegen die bereits im Land lebenden Ausländer: Ihre Löhne sinken und die Arbeitslosigkeitsrisiken nehmen für sie zu.

Simulationen des IAB auf Grundlage eines neu entwickelten Schätzmodells zeigen: Bei einer Nettozuwanderung von insgesamt rund 450.000 Erwerbspersonen wäre der Lohnrückgang für die einheimische Bevölkerung mit 0,1 Prozent nur sehr gering. Auch der Anstieg der Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte wäre moderat. Langfristig würden die Löhne der einheimischen Bevölkerung sogar um 0,1 Prozent steigen und die Arbeitslosenquote um 0,06 Prozent sinken.

Aus dem IAB-Kurzbericht:

Der Verzicht auf eine gesteuerte Arbeitsmigration hierzulande hat einen hohen Preis: Das Qualifikationsniveau der ausländischen Bevölkerung ist in Deutschland deutlich niedriger als in anderen OECD Staaten (Bertoli et al. 2009; Brücker/Ringer 2008). Länder wie Australien, Kanada und die USA, die ihre Arbeitsmigration gezielt nach Qualifikationskriterien steuern, haben nicht nur eine höhere Nettozuwanderungsquote, sondern auch einen deutlich größeren Anteil von Hochschulabsolventen unter den Immigranten.

Die bereits in Deutschland lebenden Ausländer verlieren dagegen durch die Zuwanderung. Ihre Arbeitslosenquote würde den Simulationsrechnungen zufolge langfristig um 1,2 Prozentpunkte steigen und ihre Löhne würden um 1,1 Prozent fallen.

Ursache dafür sei, dass die Neuzuwanderer stärker mit den bereits in Deutschland lebenden Ausländern als mit den einheimischen Arbeitskräften konkurrieren. Dadurch fallen die Verdrängungseffekte für Ausländer auch sehr viel stärker als für Einheimische aus. „Die Ausländer tragen damit die Kosten der Migration“, schreiben die IAB-Arbeitsmarktforscher Herbert Brücker und Elke Jahn in ihrer Studie.

Gesamtwirtschaftlich betrachtet profitiere Deutschland von Zuwanderung. Die Bilanz falle umso günstiger aus, je höher die Qualifikation der Zuwanderer sei und je besser die Zuwanderer in den Arbeitsmarkt integriert seien. Brücker und Jahn empfehlen daher die verbesserte Anerkennung von ausländischen Abschlüssen, den Abbau von Diskriminierungen am Arbeitsmarkt und die verstärkte Förderung der Sprachkompetenz von Migranten.

Die IAB-Studie im Internet: http://doku.iab.de/kurzber/2010/kb2610.pdf

Zu den Begriffen „Ausländer“ und „Einheimische“

Um die Arbeitsmarktwirkung von Migration umfassend zu analysieren, werden Ausländer in dieser IAB-Studie weiter definiert als sonst üblich. Dazu zählen ausländische Staatsbürger, in Deutschland eingebürgerte Ausländer sowie Spätaussiedler. Als Einheimische gelten entsprechend alle anderen Personen.

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)
Pressestelle: Wolfgang Braun, Christiane Spies, Katja Hartosch
90327 Nürnberg
Telefon (0911) 179-1946
E-Mail wolfgang.braun@iab.de

1 Comment

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert