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IT-Sicherheit wird zur Dienstleistung

Jeder Dritte nutzt Sicherheitspakete seines Online-Providers – Jeder Achte wurde Opfer eines Internet-Betrugs

Prof. Dieter Kempf, BITKOM
Prof. Dieter Kempf, BITKOM

Hannover.  IT- und Internet-Sicherheit werden immer häufiger als Service aus dem Netz bezogen. Schon jeder dritte User setzt ein Sicherheitspaket seines Internet- Dienstleisters ein. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des BITKOM ergeben. Die Service-Provider bieten solche Dienste an, je nach Produkt gegen einen kleinen Aufpreis. „Privatverbraucher wie Unternehmen nutzen vermehrt Sicherheitsangebote aus der Cloud, der Trend geht zu Security-as-a-Service“, sagte Prof. Dieter Kempf vom BITKOM-Präsidium anlässlich der Hightechmesse CeBIT.

IT-Anbieter integrieren zudem Sicherheit-Features direkt in bestehende Produkte: Bei neuen Betriebssystemen werden Virenschutz und Firewall den Käufern kostenlos mit angeboten. Das nimmt jeder dritte Kunde an. Insgesamt nutzen fast drei Viertel aller Internet-Nutzer ein Virenschutzprogramm und über 70 Prozent eine Firewall, die den Datenverkehr eines Rechners mit der Außenwelt auf Sicherheitsprobleme hin kontrolliert. Jeder Fünfte surft hingegen ohne Virenschutzprogramm und Firewall. „Cloud-Services machen bislang selten genutzte Sicherheitstechnologien wie Datenverschlüsselung massenmarkttauglich“, sagte Kempf. Derzeit verschlüsselt nur jeder siebte Privatanwender seine Daten.

Laut BITKOM tun auch viele Unternehmen noch immer zu wenig für ihre IT-Sicherheit. Nach einer KPMG-Studie verzeichnete über die Hälfte aller Unternehmen, die 2010 Opfer von Wirtschaftskriminalität wurden, Schäden durch ITK-Kriminalität. 2006 lag der Wert noch bei 23 Prozent. „Wenn Unternehmen nicht in eigene Sicherheitstechnik und entsprechendes Personal investieren wollen, sollten sie maßgeschneiderte Services von einem Dienstleister über das Web hinzuziehen“, sagte Kempf. Diese Dienste schützen beispielsweise das Netzwerk eines Unternehmens, indem sie rund um die Uhr den Datenverkehr nach innen und außen prüfen. Im Notfall können Sicherheitsspezialisten jederzeit eingreifen.

 

Privatnutzer sind von Internet-Kriminalität stärker betroffen als Unternehmen: Über 70 Prozent aller Deutschen über 14 Jahre nutzen das Web, mehr als jeder zweite von ihnen (54 Prozent) hat bereits Erfahrungen mit kriminellen Vorfällen im Netz gesammelt. Bei fast 40 Prozent war der Rechner mit Viren befallen. Jeder Achte (6 Millionen) ist bei Einkäufen, Verkäufen und Auktionen im Web von ihrem Geschäftspartner betrogen worden. Jeder sechste User (8 Millionen) gab an, dass persönliche Daten ausgespäht wurden. Häufigstes Angriffsziel sind derzeit die Zugangsdaten für Internet-Shops und Communitys. Im vergangenen Jahr waren rund 30 Millionen Deutsche ab 14 Jahren Mitglied in mindestens einer Internet-Gemeinschaft. Laut aktuellen Zahlen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) werden in Deutschland pro Jahr über eine Million Online-Identitäten gestohlen. „Wer die digitale Identität eines Nutzers stiehlt, kann in fremden Namen und auf fremde Rechnung online einkaufen oder Gegenstände ersteigern und damit einen direkten finanziellen Schaden erzeugen“, sagte Kempf.

 

Entsprechend vorsichtig sind viele Menschen und verzichten aus Sicherheitsgründen auf Online-Transaktionen. Fast 40 Prozent senden vertrauliche Informationen und Dokumente per Post statt per Mail. Gut jeder Vierte (28 Prozent) verzichtet aus Sicherheitsgründen auf Online-Banking, jeder achte (13 Prozent) auf Mitgliedschaften in sozialen Netzwerken. Jeder Sechste (16 Prozent) nimmt grundsätzlich keine Online-Transaktionen vor.

 

Nach Einschätzung des BITKOM werden zukünftig insbesondere Smartphones verstärkt Ziel von Angriffen. Laut Umfrage geht mittlerweile fast jeder vierte Internet-Nutzer unterwegs per Laptop oder Tablet-PC ins Netz, jeder fünfte per Mobiltelefon. Nach einer Studie der Deutschen Telekom hat aber nur jeder vierte Smartphone-Besitzer einen Virenschutz und knapp jeder fünfte eine Firewall aufgespielt. Die Internet-Kriminellen haben bereits reagiert: Laut einer aktuellen Studie von McAfee ist die Zahl von neuen Schadprogrammen für mobile Geräte 2010 um fast die Hälfte gegenüber dem Vorjahr gestiegen. „Tablet-PCs und Smartphones werden ähnlichen Bedrohungen im Netz ausgesetzt wie stationäre Rechner“, sagte Kempf.

 

Die Bundesregierung hat auf die gestiegenen Bedrohungen im Netz reagiert und vergangene Woche ihre Cyber-Sicherheitsstrategie vorgestellt. IT-Systeme und kritische Infrastrukturen sollen künftig besser geschützt werden. „Wir begrüßen sehr, dass sich die Bundesregierung des Kampfs gegen Cyberkriminalität so stark annimmt“, sagte Kempf. Vorbildlich sei insbesondere die enge Zusammenarbeit der betroffenen Ministerien. Kempf forderte eine umfassende Einbindung der Wirtschaft: „Rund drei Viertel der Kritischen Infrastrukturen sind in privater Hand. Infrastrukturen lassen sich nur in enger Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft wirksam schützen.“

Über BITKOM

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. vertritt mehr als 1.350 Unternehmen, davon über 1.000 Direktmitglieder mit etwa 135 Milliarden Euro Umsatz und 700.000 Beschäftigten. Hierzu zählen Anbieter von Software & IT-Services, Telekommunikations- und Internetdiensten, Hersteller von Hardware und Consumer Electronics sowie Unternehmen der digitalen Medien. Der BITKOM setzt sich insbesondere für eine Modernisierung des Bildungssystems, eine innovative Wirtschaftspolitik und eine zukunftsorientierte Netzpolitik ein.

 

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